Rezensionen DEUTSCHLAND
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CAPTAINS DIARY
Niemals jedem recht
(Retter des Rock Records/Rough Trade Distribution, www.captains-diary.de
)
11 Tracks, 36:45, mit dt. Texten
Seit zehn Jahren macht der Oberhausener Sebastian Müller alias Captains Diary
Musik. Sein drittes Album Niemals jedem recht ist das
erste, das nicht im Heimstudio aufgenommen wurde. Der Captain hört sich
dabei an wie ein typischer Grand-Hotel-van-Cleef-Künstler; wie Kettcar, Tomte
oder Olli Schulz. Solider Pop, der sofort ins Ohr geht. Schlichter
Gitarrenklangteppich unter allem, alles auf Deutsch, mit einer sehr
unprätentiösen Allerweltsstimme vorgetragen. Der Charme liegt in den Texten.
Darin, dass sich nichts reimen muss, alles aber irgendwie trotzdem zusammen
passt; dass der Dadaismus dank vorgegaukelter Naivität erst beim zweiten
Hinhören deutlich wird, wenn schon die ersten Assoziationen eingesetzt haben.
Kostprobe gefällig? Die Fähigkeiten überschätzt und mir angemaßt, ich selbst
zu sein, ohne Goldpapier und mich reißts mit und dann fass ich den Mut. Auf
Happy End reimt sich pretend. Und alles handgemacht und selbst ausgedacht, wie
wir es gerne haben.
Sarah Habegger
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RAINALD GREBE & DAS ORCHESTER DER VERSÖHNUNG
Rainald Grebe & Das Orchester Der Versöhnung
(Versöhnungsrecords/ Broken Silence, www.rainaldgrebe.de
)
13 Tracks, 67:37, mit Texten
Rainald Grebe, der sein erstes Album schon
Abschiedskonzert
betitelte, hat sich seitdem gut gehalten und beglückt sein Publikum immer noch
mit seinen skurrilen und treffsicheren Beschreibungen deutscher Wirklichkeit.
Das macht er derart hinterfotzig unschuldig und konventionell am Klavier plus
Orchester, dass sich die ironische, auch selbstironische Boshaftigkeit seiner
Texte erst mit einer gewissen Zeitverzögerung im Gehirn entfaltet. Dann aber
mit überaus erhellender und befreiender Wirkung. Seine Beschreibungen von
Prenzlauer Berg oder Sachsen-Anhalt veräppeln gezielt die Legenden und medialen
Darstellungen und Selbstdarstellungen von Szeneviertel und deutscher Provinz.
Da Künstler sich natürlich gerne mit sich selbst beschäftigen, gibt es Lieder,
in denen er seinen Job, seinen Erfolg und seine vermeintlichen Starallüren
besingt. Auch ein Blick ins Ausland wird nicht ausgespart. Das Wechselspiel
zwischen Klischees, Verständigung, Diktaturen und Rohstoffen wird bespöttelt,
Afrika ist so nah und so fern zugleich. Einen Eindruck von seiner versponnenen
Bühnenshow kann man dem Booklet entnehmen – man ahnt, wie viel
zusätzliche Komik man bei der Tonkonserve leider verpasst hat.
Rainer Katlewski
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JOHANNES KIRCHBERG
Ein Mann gibt Auskunft
Johannes Kirchberg singt und spielt Texte von Erich Kästner
(Der Mensch ist gut Musik, www.dermenschistgut.de
)
17 Tracks, 44:50, mit Infos
Die Menschen sind gut, schrieb Erich Kästner einmal, nur die Leute sind
schlecht. Das Bonmot des Dresdner Schriftstellers ist nicht nur der Leitgedanke
des neuen Albums von Johannes Kirchberg, sondern in leicht abgewandelter Form
auch der Name seines eigenen Plattenlabels, auf dem er seine und die Arbeiten
anderer junger Musiker veröffentlicht. Seit 1999 tourt der Sänger und Pianist
mit ganz unterschiedlichen Programmen durch die Lande, aber immer wieder spielt
Erich Kästner eine Rolle. So auch auf der neuen Kirchberg-Produktion. Ohnehin
ist sein Gesang äußerst kräftig und ausdrucksstark, und zusammen mit der
sparsamen Instrumentierung – Flügel (Kirchberg), Gitarre und Kontrabass
(Kay Krügel), Schlagzeug sowie ein paar Töne auf der Melodika (Andreas Albrecht)
– erzielt der in Hamburg lebende Chansonier eine ganz ungeheure Dichte und
Intensität in der Wirkung der von ihm komponierten Lieder. Er stellt sich quasi
in Kästners Dienste, ohne sich selbst dabei in den Vordergrund zu drängen.
Kirchbergs Kompositionen sind bestens geeignet, die jeweiligen Inhalte zu
verstärken. Eine wirklich beachtenswerte Hommage an den Antimilitaristen,
Satiriker und Spießerschreck Erich Kästner.
Kai Engelke
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FOLKER auf Papier
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