LABELPORTRÄT 51
Verstopfungsgefahr
Crammed Discs
TEXT: HANS-JÜRGEN LENHART
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Crammed Discs – vollgestopfte Platten. Irgendwie passt der Name für das
belgische Label, das inzwischen im 30. Jahr besteht, denn eigentlich gibt es
nichts, was es bei Crammed nicht gab, sei es Weltmusik, Jazz, Avantgarde, Rock,
Folk oder Electronica. Doch das Besondere ist vielleicht, dies alles immer
gekonnt vermischt zu haben. Die totale Neugierde war es wohl, die Crammed immer
wieder zu erfolgreichen Trendsettern machte – auch in weltmusikalischer
Hinsicht.
www.crammed.be
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AKTUELLE CD:
Small Source Of Comfort (True North Records/Alive, 2011)
VERTRIEB:
physisch: Indigo; digital: PIAS
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Mit Zap Mama wagte man sich beispielsweise in die afrikanische a-cappella-Musik,
von der Inderin Nadjma gab es einen der ersten Weltmusik-Remixe, später kamen
die Gypsy-Bands aus dem Balkan dazu (Taraf de Haïdouks, Koçani Orkestar) oder
eine brasilianische Ecke mit Stars wie Bebel Gilberto, und heute sind die
kongolesischen Straßenbands á la Congotronics die Highlights des Labels. Oft
verwischten sich bei den Alben die Grenzen musikalischer Genres. Die Sängerin
Sussan Deyhim verband Ende der Achtzigerjahre persischen Gesang, Tanz,
Electronic und Avantgarde zu beeindruckenden Performances. Bei Konono N°1 gerät
traditionelle afrikanische Perkussionsmusik zu technoartigen Grooves, wenn auch
mit selbst gezimmertem elektro-akustischen Instrumentarium. Und Clubmusik,
osteuropäische Musik und Reggae trafen sich bei Shantels Alben mit dem Bucovina
Club Orkestar zu einem neuen Genre. Dieser eklektische Ansatz ist bereits auf
der ersten Crammed-Veröffentlichung aus dem Jahre 1981 vorhanden.
Dass Elemente aus unterschiedlichen Regionen und Jahrzehnten kombiniert
werden, das gibt es überall. Dies bezeichne ich gerne als Postgenre.
Natürlich findet man dabei auch eine Menge flacher, leerer Exotik.
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Label-Gründer Marc Hollander präsentierte damals zusammen mit Crammed-Produzent
Vincent Kenis im Duo Aksak Maboul auf dem Album Onze Danses Pour Combattre La Migraine
eine verrückte Mischung aus Minimal Music, Kinderliedern, Jazzimprovisationen,
elektronischen Sounds, afrikanischer Musik und vielem mehr. Diese ausufernde
Spielwiese demonstriert schon früh das Interesse an jeglicher Art von Musik und
ihrer Verknüpfung. Hollander sieht das Album wie eine Blaupause für das Konzept
von Crammed: Der Song Ciobane ist zum Beispiel ein rumänisches Volkslied.
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FOLKER auf Papier
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