FOLKER – Labelporträt (51)

LABELPORTRÄT 51

Verstopfungsgefahr

Crammed Discs

TEXT: HANS-JÜRGEN LENHART

Labelchef Marc Hollander 2004

Crammed Discs – vollgestopfte Platten. Irgendwie passt der Name für das belgische Label, das inzwischen im 30. Jahr besteht, denn eigentlich gibt es nichts, was es bei Crammed nicht gab, sei es Weltmusik, Jazz, Avantgarde, Rock, Folk oder Electronica. Doch das Besondere ist vielleicht, dies alles immer gekonnt vermischt zu haben. Die totale Neugierde war es wohl, die Crammed immer wieder zu erfolgreichen Trendsettern machte – auch in weltmusikalischer Hinsicht.

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AKTUELLE CD:
Small Source Of Comfort
(True North Records/Alive, 2011)

VERTRIEB:
physisch: Indigo; digital: PIAS

Mit Zap Mama wagte man sich beispielsweise in die afrikanische a-cappella-Musik, von der Inderin Nadjma gab es einen der ersten Weltmusik-Remixe, später kamen die Gypsy-Bands aus dem Balkan dazu (Taraf de Haïdouks, Koçani Orkestar) oder eine brasilianische Ecke mit Stars wie Bebel Gilberto, und heute sind die kongolesischen Straßenbands á la Congotronics die Highlights des Labels. Oft verwischten sich bei den Alben die Grenzen musikalischer Genres. Die Sängerin Sussan Deyhim verband Ende der Achtzigerjahre persischen Gesang, Tanz, Electronic und Avantgarde zu beeindruckenden Performances. Bei Konono N°1 gerät traditionelle afrikanische Perkussionsmusik zu technoartigen Grooves, wenn auch mit selbst gezimmertem elektro-akustischen Instrumentarium. Und Clubmusik,
Vincent Kenis 2010
osteuropäische Musik und Reggae trafen sich bei Shantels Alben mit dem Bucovina Club Orkestar zu einem neuen Genre. Dieser eklektische Ansatz ist bereits auf der ersten Crammed-Veröffentlichung aus dem Jahre 1981 vorhanden.

„Dass Elemente aus unterschiedlichen Regionen und Jahrzehnten kombiniert werden, das gibt es überall. Dies bezeichne ich gerne als ‚Postgenre’. Natürlich findet man dabei auch eine Menge flacher, leerer Exotik.“

Label-Gründer Marc Hollander präsentierte damals zusammen mit Crammed-Produzent Vincent Kenis im Duo Aksak Maboul auf dem Album Onze Danses Pour Combattre La Migraine eine verrückte Mischung aus Minimal Music, Kinderliedern, Jazzimprovisationen, elektronischen Sounds, afrikanischer Musik und vielem mehr. Diese ausufernde Spielwiese demonstriert schon früh das Interesse an jeglicher Art von Musik und ihrer Verknüpfung. Hollander sieht das Album wie eine Blaupause für das Konzept von Crammed: „Der Song ‚Ciobane’ ist zum Beispiel ein rumänisches Volkslied.

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Update vom
09.02.2023
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