Das Gute an Dylan ist, dass seine Songs einfach so für sich stehen können. Ohne
aufwendige Erläuterungen zu den Hintergründen, den Beweggründen, warum er das
und das zu einer bestimmten Zeit so und so geschrieben hat. Das sage ich heute
– 35 Jahre danach – weil ich 1975 ff. ein schlaues Buch über Bob
Dylan geschrieben habe, 1992 verbessert, aktualisiert (Alles in allem,
400 Seiten, bei éditions trèves, Trier; vergriffen): Weil es mich gejuckt hat,
möglichst genau dahinterzukommen, was diesen Menschen umtreibt, was ihn
Als dann der erste Teil seiner Autobiografie Chronicles herauskam
(2004) – auch ein Hörbuch, gelesen von Wolfgang Niedecken) –, mussten
viele Exegeten seiner Werke, sogenannte Dylanologen, einräumen, dass man das
Sensationell auch: Martin Scorseses Interviewsequenzen in seinem Dokufilm No Direction Home (2005). Da spricht ein Mensch – wie schon seit Jahren, seit Jahrzehnten nicht mehr – über besondere Momente seines Lebens; hat die Sonnenbrille abgenommen, schaut uns mit seinen blauen Augen an, ziemlich locker und ungeniert: das kannte man von ihm – bis dato – gar nicht! Und seit 2006 ist er nun auch Discjockey bei XM Satellite Radio! Country, Folk, Rhythm n Blues Theme Time Radio Hours, Sendungen, die jeweils unter einem bestimmten Motto stehen. Seine CD Together Through Life (2009) ist ein eher dürftiger Abklatsch dieser seiner Lieblingsmusiken. Aber was als Bonus-CD in einer Special Edition dazu mal mitgeliefert wurde, eine Originalradiosendung mit dem Titel Friends & Neighbors (2009), ist das Prickelndste, was ich von His Bobness an Ansagen (die er bei seinen Konzerten nicht macht) je gehört habe. Wie der spricht. Wie der formuliert; diese alten Kamellen anmoderiert. Extraklasse! Als sei er gar nicht auf den Mund gefallen. Als hätte er immer nur so getan ... mehr im Heft |
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