FOLKER – Rezensionen

Rezensionen NORDAMERIKA


JIM BYRNES
Everywhere West

(Black Hen Music BHMCD 67/In-akustik, go! www.jimbyrnes.org )
12 Tracks, 51:34 mit engl. Infos

Der gebürtige Amerikaner Jim Byrnes ist ein Rock-Blues-Gitarrist und Sänger aus Kanada. Sein viertes Album für Black Hen Music entstand erneut in Zusammenarbeit mit dem Produzenten Steve Dawson. Begleitet wird Byrnes von der Band, mit der er schon seit sechs Jahren spielt und tourt: Steve Dawson (g), Keith Low (b) und Geoff Hicks (dr). Als Gäste sind zusätzlich Chris Gestrin (p), Keith Bennett (harm) und Jeanne Tolmie (voc) dabei. Mit Spielfreude und Feingefühl für Tempi und Arrangements werden Titel von Jimmy Reed, Lowell Fulson, The Mississippi Sheiks und Tampa Red interpretiert. Die Band überzeugt auch mit Eigenkompositionen Byrnes’. Herausragend ist der gemächliche Blues „Me And Piny Brown“, der den Sänger von einer besonders beseelten Seite zeigt. Insgesamt: ein tolles Bluesalbum, bei dem neben dem guten Sound auch die Gestaltung der CD-Hülle stimmig ist.

Annie Sziegoleit

 

JIM BYRNES – Everywhere West


BOO BOO DAVIS
Undercover Blues

(Black and Tan Records CD BT 035/New Music Distribution, go! www.booboodavis.com )
12 Tracks, 50:23

Das siebte Album des Sängers und Mundharmonikaspielers Boo Boo Davis aus Drew, Mississippi, zeigt die ganze Vielfalt seines Könnens. Er ist ein gern gesehener Gast auf Europas Livebühnen und oft on the road. Begleitet wird er nur von John Gerritse am Schlagzeug und Jan Mittendorp an der Gitarre, der auch Labelchef von Black and Tan Records ist. Das Trio der Extraklasse spielt sich für Undercover Blues ohne Overdubs und anderen technischen Schnickschnack live im Schweizer Nedrov-Studio die Finger wund. Rockiger Blues wie „Turkey Walk“ stampft sich in die Hörmuschel. „Don’t Worry Baby“ besticht mit souligem Arrangement. Die eindrucksvollen Titel „Number One“ und „Have A Good Time“ sind repräsentativ für die durchgängig mit eigenen Songs gepresste Scheibe. Die optische Gestaltung des Digipaks ist sehr gelungen, doch etwas mehr Informationen im Innenteil hätten es schon sein können. Hier wurde leider gespart.

Annie Sziegoleit

 

BOO BOO DAVIS – Undercover Blues


JENEE HALSTEAD
The River Grace
(2007, Wiederveröffentlichung), Hollow Bones EP

(Continental Song City CSCCD1067/In-akustik, go! www.jeneehalstead.com )
15 Tracks, 57:17, mit engl. Infos

Eigentlich ist bei der Idee, Country und elektronische Beats zu verbinden, eher Skepsis geboten, doch Jenee Halstaeds Album zeigt, dass dieser Versuch ein Gewinn ist, wenn der Charakter des musikalischen Grundansatzes damit verstärkt statt quälerisch auf Kommerz getrimmt wird. Das Zauberwort heißt hier „subtil“. In vielen von Halsteads Countryballaden schleichen sich die programmierten Beats denn auch erst allmählich ein oder laufen quasi unbewusst mit. Gleichzeitig umschwebt traditionelles Instrumentarium wie Dobro, Mandoline, Gitarre oder Pedal Steel das Klanggewebe, das sich hier mit flimmernden Keyboards um Halsteads intensive Stimme bildet. So wirken Appalachen-Folk und Bluegrass-Tunes entspannt und groovend zugleich. Dass sie auch ohne Elektronik auskommt, zeigt die Solistin aus Boston wenn ihr manchmal nur wenige einfühlsame Gitarrenakkorde genügen – und wenn mit den fünf Aufnahmen ihrer traditioneller ausgelegten, aktuellen EP Hollow Bones am Ende des Albums der Countryansatz zunimmt. Es ist zu wünschen, dass dies Album sein Publikum findet und nicht von Puristen unterschiedlicher Couleur ihrer je unterschiedlichen Vorlieben wegen abgelehnt wird.

Hans-Jürgen Lenhart

 

JENEE HALSTEAD – The River Grace


RACHEL HARRINGTON
Celilo Falls

(Skinny Dennis Records CSCCD 1071/In-akustik, go! www.in-akustik.com )
13 Tracks, 41:57 mit engl. Texten

Weniger ist oft mehr. Rachel Harringtons Folksongs leben allein von der Schönheit der Melodie, sind unprätentiös, geben sich weder der Crossoversucht hin, noch lenken fetzige Instrumentals vom Eigentlichen ab. Die amerikanische Sängerin hat eine fesselnde Stimme, und Produzent Evan Brubaker hat für sie eine fast schon geniale, dezente Abmischung hinbekommen. Da genügen eine unterschwellige Mundharmonika, ein schwebender Ton der Geige oder der Pedal-Steel-Gitarre, das Fingerpicking von Harringtons akustischer Gitarre. In diesem Konzept ist auch ein A-capella-Song kein Fremdkörper. Einer der Höhepunkte ist „Where Are You“ – ein hypnotisches Gitarrenriff, das zum langsamen Mitwippen verführt; dann folgen äußerst lang gezogene Vokale, gehauchte Dobro-Slides, eine glitzernde Mandoline – traumhaft. Außer dem bluesigen „You’ll Do“ und der swingenden Countryballade „The Last Jubilee“ finden sich nur feinfühlige Folksongs, die weder wie im Country gern der Fall zu sehr jubilieren noch altbacken klingen. Solche Musik wird seltener – vielleicht steht die Künstlerin deshalb so leicht verloren und frustrierten Blicks auf dem Cover herum? Man fragt sich, wer so ein Foto für ein Cover aussucht …

Hans-Jürgen Lenhart

 

RACHEL HARRINGTON – Celilo Falls


LES MONONCLES
L’Album Blanche

(Eigenverlag, www.pspare.com/artistes/mononcles.html)
16 Tracks, 41:52, mit franz. Texten

LISA ORNSTEIN & ANDRÉ MARCHAND
One Fine Summer’s Day/Par Un Beau Samedi D’Eté

(Eigenverlag A-L001, Send mail a.marchand@videotron.ca )
13 Tracks, 52:20, mit engl. u. franz. Infos

Michel Bordeleau, André Marchand und Normand Miron von Québecs A-capella-Spezialisten Les Charbonniers de l’Enfer, die vor ein paar Jahren einmal in Rudolstadt zu Gast waren, betreiben mit ihren Instrumenten und singend mit einem Bass zupfenden Kumpel namens Raynald Dupras nebenbei ein entspanntes Projekt mit dem Namen Les Mononcles. Mit viel Augenzwinkern, Können und natürlich stimmlichem Einsatz klingen sie ein wenig wie eine frankokanadische Version der Bläck Fööss – und das ist nicht abwertend gemeint. Zum Einsatz kommen hauptsächlich Akkordeon, Gitarre, Mandoline, Violine und Banjo. „Onkel“ Marchand und die amerikanische Fiddlerin Lisa Ornstein lernten sich in den Siebzigerjahren kennen, als sie gemeinsam bei La Bottine Souriante spielten. Nun fanden sie sich erneut für ein simples, aber überzeugendes Duoalbum zusammen. Fiddle, Gitarre, Gesang – und natürlich Füße! Hier stimmt einfach alles: die Fiddle feurig, die Gitarre intelligent zwischen Unterstützung und Gestaltung des Materials sowie einige wohldosierte Lieder, traditionell oder selbst geschrieben. Das ist die Kraft der Musik Québecs!

Mike Kamp

 

LES MONONCLES – L’Album Blanche

LISA ORNSTEIN & ANDRÉ MARCHAND – One Fine Summer’s Day/Par Un Beau Samedi D’Eté

Update vom
09.02.2023
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