DIVERSE
The Mississippi Sheiks Tribute Concert
(Black Henn BHDVD 66/CRS Continental Record Service/In-akustik, www.blackhenmusic.com
)
14 Tracks, 85:00, in Engl.
The Mississippi Sheiks – Walter Vinson und Sam Chatmon, hier und da mit
Unterstützung von Sams Brüdern Lonnie Chatmon und Bo Carter – machten von
1928 bis 1935 etliche Aufnahmen, von denen einige, wie Sitting On Top Of The
World zu viel interpretierten Bluesklassikern wurden. Um ihren Namen und ihre
Musik dem Vergessen zu entreißen, brachte der kanadische Gitarrist und Produzent
Steve Dawson für diese DVD im Rahmen der Audiohommage Things About Comin My Way
bekannte Musiker in Vancouver vor Publikum zusammen. Auch wenn das Niveau der
an zwei Abenden im März 2009 aufgenommen Titel durchaus unterschiedlich ist, so
bieten Dawsons Hausband und seine Gäste ein mehr als unterhaltsames Programm.
Besonders brillant: Bob Brozman. Nicht gerade als Bluesfrau, aber mit einer
interessanten Interpretation von Ive Got Blood In My Eyes präsentiert sich
Robin Holcomb. Und Geoff Muldaur zeigt sich einmal mehr als Meister dieser
frühen Bluesform. Statt der oberflächlichen Einführung mit eher nichtssagenden
Interviewschnipseln einiger Beteiligter hätten die Herausgeber des
Konzertmitschnitts vielleicht lieber einen Bonustrack mit fundierten
historischen Informationen anfügen sollen.
Michael Kleff
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M. A. LITTLER
The Folk Singer – A Tale Of Men, Music & America
(Slowboat Films/Hazelwood Vinyl Plastics HAZ074DVD/Rough Trade, www.slowboatfilms.com
)
DVD: 101:16, in Engl. mit dt. Untertiteln, 60:00 Bonusmaterial; plus CD: 12 Tracks, 42:22
Folkmusiker Jon Konrad Wert singt sich unter seinem Pseudonym Possessed by Paul
James durch Spelunken in Texas und Louisiana. Seine Frau erwartet ein Kind, so
drehen sich die Gespräche um das Überleben als Künstler, aber auch um
Freiheit – dazu zählt offensichtlich der Besitz von Schusswaffen -,
Religion und Patriotismus. Die sehr persönlichen Momentaufnahmen, die Regisseur
M. A. Littler in einer über weite Strecken ziemlich zähen Mischung aus
dokumentarischen und fiktiven Szenen präsentiert, verlassen nie die persönliche
Ebene des Protagonisten, eine Einordnung in den politischen Gesamtzusammenhang
erfolgt nicht. In einer Szene im letzten Teil des Films sitzt Wert auf dem Bett
in einem Motelzimmer, säuft und heult sich die Augen aus, weil er nicht weiß,
wie es weitergehen soll. Betrachtet man das Szenario kaputter Landschaften,
Ortschaften und Typen vor dem Hintergrund der politischen Situation im Land,
wird klar: Sozial unterscheiden sich die USA in vielen Bereichen nicht von
sogenannten Entwicklungsländern. Politisch sind sie anscheinend unaufhaltsam auf
dem Weg in ein im Hintergrund vom Großkapital gelenktes autoritäres Regime. Und
wenn die Zukunft von Leuten wie Jon Konrad Wert abhängen sollte, dann gute
Nacht, Amerika! Die beiliegende CD versammelt die im Film vorkommenden Songs von
Possessed by Paul James, der auch schon in Deutschland Konzerte gegeben hat.
Michael Kleff
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