Instrumente der Welt
Der dunkelhäutige Krishna, eine im Hinduismus höchst beliebte Figur, gilt als menschliche Inkarnation der großen Schöpferkraft Vishnu. Krishna, so sagt die Legende, wuchs als Kuhhirte auf und hatte stets seine Querflöte bei sich, die er Murali nannte. Mit ihr verzauberte er die Tiere, verführte die Hirtenmädchen und gewann schließlich seine Gefährtin Radha. Die traditionelle Hirtenflöte Bansuri (sanskr. etwa Bambuston) symbolisiert daher die göttliche Liebe, die Stimme Gottes, den Ursprung der Musik – sie ist eines der ältesten Instrumente Indiens. Über viele Jahrhunderte war das Instrument aus Nordindien eine Sopranflöte, höchstens 35 Zentimeter lang, und hatte sechs Grifflöcher – wie die irische Tin Whistle. Man spielte auf ihr einfache Stücke, Hirtenweisen, Volksmusik. Im frühen indischen Tonfilm erklang sie gewöhnlich zu ländlichen Szenen. Dann aber kam Pannalal Ghosh (1911-1960), der Vater und Zaubermeister der modernen Bansuri, Spross zweier ehrwürdiger Musikerklans im heutigen Bangladesch. Für eine Filmproduktion in Bombay wünschte sich Ghosh ein tiefer klingendes, vielseitigeres Instrument, machte sich selbst ans Experimentieren, probierte zusammen mit einem muslimischen Spielzeughändler verschiedene Materialien und Größen aus und präsentierte schließlich 1943 den Prototyp der modernen Bansuri: 82 Zentimeter lang, weiter gebohrt, mit größeren Grifflöchern und einem zusätzlichen, um 90 Grad versetzten siebten Loch für den kleinen Finger der unteren Hand. ... mehr im Heft |
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