MEDITERRANE REZEPTUR AN STILEN,
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Bei Katalonien war und ist in den letzten Jahren musikalisch vor allem die Rede von der sogenannten Mestizoszene Barcelonas. Der Frankospanier Manu Chao, bis heute Bewohner und bunter Hund der katalanischen Metropole, hatte dort jene stilmixende, politisch wache Bewegung von Musikern aus aller Welt angezettelt. Deren Flagschiffe, Amparanoia und Ojos de Brujo, beendeten mittlerweile ihre Reise. Color Humano, eine weitere Pionierband bestehend aus Franzosen und Spaniern, feiern dagegen gerade ihre Wiedervereinigung mit neuem Album. Dessen musikalische Mixturen und plakative Politbotschaften klingen allerdings so, als sei während der sechsjährigen Bandpause die Zeit stehen geblieben. Nicht, dass diese Szene grundsätzlich schwächeln würde. Sie treibt weiterhin neue, wenngleich nicht unbedingt neuartige Blüten, spinnt ihre Fäden – über Barcelona und über Spanien hinaus – zwischen Europa und beiden Amerikas. Doch vielleicht auch gerade angesichts an Originalität und Individualität verlierender, sich wiederholender Stilelemente wollen viele der Mestizos längst nicht mehr mit diesem Etikett versehen werden.
TEXT: KATRIN WILKE
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AUSWAHLDISKOGRAFIE: |
Ihr Name fiel oft, wenn sich die Fachbesucher der Weltmusikmesse WOMEX im vergangenen Oktober in Kopenhagen darüber austauschten, wen der dort auftretenden Künstler sie am besten fanden. Las Migas waren für viele, unabhängig vom musikalischen Gusto, die große Offenbarung. 2004 gegründet, machte sich das Frauenquartett – eine Katalanin, eine Andalusierin, eine Französin und eine Deutsche – schnell einen Namen.
Wir sind die Krümel von dem Brot, welches der Flamenco ist. (Sílvia Pérez Cruz, Las Migas) |
Die Gitarristin Marta Robles aus Sevilla – sprachgewandt, voller Humor und nicht zu bremsender kreativer Unruhe – kam über die Klassik zum Flamenco. Aus Deutschland kommt die weit gereiste Violinistin und Akkordeonistin Lisa Bause. Die Bretonin Isabelle Laudenbach tauschte ihre wissenschaftliche Karriere gegen die einer Flamencogitarristin aus. Vervollständigt wird das Quartett von Sílvia Pérez Cruz aus Empordà, dem Hinterland der Costa Brava in der Provinz Girona, die unter anderem auch Saz spielen und Fado singen kann.
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Las Migas, die mit Béla Bartók und anderer Klassik, Pop, Jazz, Tango und Bossa Nova ein riesiges Spektrum an Einflüssen haben, einte von Anfang an die Liebe zum traditionellen Flamenco. Wir alle wollten ihn damals erforschen. Er wurde unser musikalischer Ausgangspunkt, von dem wir uns mal mehr, mal weniger entfernen – ganz ohne Zwang und Plan. Unseren großen, demütigen Respekt vor dem Flamenco wollten wir im Bandnamen ausdrücken. Wir sind die Krümel von dem Brot, welches der Flamenco ist. Migas heißt auch ein in ganz Spanien verbreitetes Gericht, ursprünglich ein Armeleuteessen, das je nach Region ziemlich deftig ist, fügt Sílvia Pérez Cruz schmunzelnd hinzu. Eher kalorienarm, aber reich an Stilen, Farben und Atmosphären ist die musikalische, vor allem mediterrane Rezeptur der Band. In ihrer Instrumentierung klug dosiert und extrem sinnlich, muten die dreizehn Lieder ihres ersten und bislang einzigen
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Zu den diversen Parallelprojekten Pérez Cruz gehört auch die Duoarbeit mit dem in Barcelona lebenden Percussionisten und Hangspieler Ravid Goldschmidt aus Israel. Der musikalisch essenzielle Dialog zwischen Stimme und Hang, diesem der Steeldrum ähnlichen, in der Schweiz patentierten Instrument, betörte auch die Gäste des Meet Catalan Folk im Februar letzten Jahres in Barcelona. Bei dieser 2009 zum ersten Mal durchgeführten Veranstaltung werden Jazz und sogenannte Weltmusik aus Katalonien Festival- und Konzertorganisatoren aus aller Welt vorgestellt. Organisator ist das ICIC, das Katalanische Institut für Kulturindustrien. Diese 2001 in Barcelona gegründete, mit der Regierung Kataloniens assoziierte Institution agiert heute von fünf europäischen Metropolen aus.
Die traditionelle Musik ist ein immaterielles Kulturerbe, das kein harter Stein ist wie der einer Burg. (Miquel Gil) |
Sie ist auf den wichtigsten internationalen Musikmessen und Kulturmärkten, zum Beispiel der WOMEX und der Jazzahead in Bremen präsent. Für junge Bands aus Katalonien ist es bisweilen schwierig, sich einem internationalen Fachpublikum vorzustellen, sagt Neus López von der Berliner ICIC-Filiale. Mit dieser zweitägigen Mini-WOMEX wird eine Plattform für beide Seiten geschaffen, eine eher informelle, entspannte Möglichkeit der Begegnung,
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Update vom |
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09.02.2023 |
FOLKER auf Papier |
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