Viele Köche verderben den Brei. Aber ein Koch, der seinen Hirnschmalz in vielen Töpfen anzurühren versteht, kann als natürlicher Geschmacksverstärker wirken – so wie der Musiker Georg Breinschmid in Wien. TEXT: HARALD JUSTIN
In diesen Tagen nicht von Georg Breinschmid zu hören, muss von schlimmsten kulturellem Desinteresse zeugen. Im deutschsprachigen Raum gibt es kaum ein nennenswertes Medium, in dem seine aktuelle Doppel-CD Breins World nicht lobend erwähnt wird. Ob im Deutschlandfunk oder im ORF, ob in Jazzmagazinen oder in Tageszeitungen, sogar in der Liederbestenliste taucht sein Name auf. Im Februar war sein aktuelles Werk dort CD des Monats. Ja, freut sich der 1973 geborene Österreicher, und bei jeder Nennung gibt es direkt Klicks auf meiner Website.
Nicht auf einer Website, sondern direkt in einem Wiener Bistro ist er zu einem Gespräch bereit, das zu vereinbaren wenig Mühe gekostet hat, aber gleichwohl, wie er seinem überaus lesenswerten, weil selbstironischen und reflexiv-engagierten Blog anvertraut hat, unter anderem einem prall gefüllten Terminkalender angepasst werden musste. Keine Frage, der Mann ist gefragt. Dass der Name Breinschmid in Wien einen guten Klang besitzt, hat mehrere Gründe. Sein ältester Bruder ist als Flötist bei den Wiener Philharmonikern bekannt geworden, sein Bruder Martin ist ein begeisternder Jazzvibrafonist in der Erbfolge von Lionel Hampton, und es braucht nicht viel, um im Wiener Stadtverkehr auf einen Wagen mit dem Namenszug Breinschmid zu treffen. Mein Bruder Martin hat einen Instrumentenhandel, so kam es dann , dass Georg in die Musik hineinwuchs. Dass er auch den Anteil seiner sprachaffinen Eltern erwähnt, spricht nicht gegen seine Eigenleistung, sondern eher für sein feines Gehör und seine Fähigkeit, Sprache und Musik gekonnt zu verbinden. Es ist diese Könnerschaft, die sowohl Breins World als auch das Vorgängeralbum Wien bleibt Krk auszeichnet und beide nicht nur in den Feuilletons zu Objekten der Begierde hat werden lassen. Denn wer sich einmal durch den charmant kurzweiligen Stilmix aus Wienerlied, Jazz, Klassik und magyarisch-südosteuropäischen Musiken gehört hat, wird dem Werk nicht nur nicht den Respekt versagen wollen, sondern ebenfalls ins Lob einstimmen.
Wer sich dann noch die Mühe macht, das Kleingedruckte zu lesen, wird beim Verzeichnis seiner Mitmusiker auf Namen stoßen, die in der heutigen Wiener Szene absolut erste Wahl sind. Mit dabei sind aus diversen Jazzprojekten, etwa vom Vienna Art Orchestra (VAO), der Jazzwerkstatt Wien und der Jazz Big Band Graz her bekannte Jazzer wie unter anderem Robert Bachner, Clemens Salesny oder auch Breinschmids Duo-Kollege Thomas Gansch (VAO, Mnozil Brass). Die Schweizer Kollegen aus seinem ClassXXX-Projekt und die slowakischen Brüder Janoska, mit denen er Breins Café betreibt, beteiligen sich ebenso wie Freigeister der Szene. Zugegeben, Namen sind wie Schall und Rauch, und wer Lust hat, einfach einmal wichtige österreichische CD-Produktionen der letzten zehn Jahre und die diversen musikalischen Projekte Wiens Revue passieren zu lassen, kommt an dem Namen des jüngsten Vertreters der Breinschmid-Dynastie ebenso wenig vorbei wie an denen anderer wichtiger Szenevertreter. ... mehr im Heft |
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