Rezensionen NORDAMERIKA
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GREG KOONS AND THE MISBEGOTTEN
Welcome To The Nowhere Motel
(Kealon Records, www.myspace.com/gregkoons)
11 Tracks, 35:14
Alle Welt wartet auf das neue Tom-Petty-Album, und hier ist es. Die
amerikanische Presse überschlug sich und zählte Nowhere Motel
zu den besten Americana-Alben des letzten Jahres. Die Stimme ähnelt der Pettys,
die Gitarrentechnik ist ähnlich, das überragende Songmaterial klingt, als könne
es eigentlich nur von den Heartbreakers stammen. Nur steht auf dem Cover Greg
Koons – und es soll sein Debütalbum sein. Was sich ein bisschen
relativiert, wenn man weiß, dass sich der Mann aus Pennsylvania in Amerika den
Hintern wund tourt. So gelingt ihm, wo andere Künstler drei Alben und mehr
benötigen, um wenigstens mit der Studiotechnik klarzukommen, bereits beim
ersten Streich der ganz große Wurf. Jeder Song ist eine Perle, der
Spannungsaufbau des Albums ist perfekt, die Klangqualität atemberaubend. Eine
Ausnahmeveröffentlichung voller großartiger Musik eines hoffentlich kommenden
Stars.
Chris Elstrodt
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KORT
Invariable Heartache
(City Slang Slang0680023/Universal Music, www.universal-music.de)
Promo-CD, 12 Tracks, 39:15
Lambchop-Kopf Kurt Wagner hat bei den Multiplikatoren in den Medien seit langem
einen Stein im Brett für seine fast auf Null gedrehte Midlife-Crisis in tausend
modulationsarmen Varianten. Nachwuchssirenchen Cortney Tidwell hat ihn darin
nach gerade mal drei möglicherweise vielversprechenden Alben fast eingeholt.
Gemeinsam haben sie nun ein Alt.Country-Album eingespielt, für das sie auf
bewährte Songs aus den Sechzigern und Siebzigern zurückgriffen – elf aus
dem Katalog, den Tidwells Vater einst als A & R betreute, plus Whos Gonna
Love Me Now von ihrer Mutter Connie Eaton – ein für limitierte Songwriter
wie Tidwell und Wagner unbedingt zu empfehlender Ansatz. Alt.Country gab es
damals noch gar nicht, das Establishment und die Outlaws schrieben und
arrangierten noch deutlich melodiöser – eine Diskrepanz der Ansätze, die
Invariable Heartache gut bekommt: Runde Songs mit einer gewissen Lakonik
– das ist eine Mischung, die das Beste zweier Welten hier prima vereint.
Bei Wagner und Tidwell selbst ist der Effekt sogar noch besser: deutlich mehr
als die Summe der Teile! Kein Wunder, wenn man bedenkt dass sogar Wagner, an
sich eher ein Sprecher als sonst etwas, hier regelrecht singt.
Christian Beck
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CYNDI LAUPER
Memphis Blues
(Mercer Street Records 70166/Naïve/Indigo, www.indigo.de)
Promo-CD, 12 Tracks, 49:01
Schon als spätes Mädchen, das nur Spaß haben wollte im dafür seinerzeit
relevanten Medium MTV, strahlte der kleine Sangeskobold aus Queens deutlich ab,
dass sein Horizont viel weiter reicht als bis in die Hitparade, sein Herz
erheblich mehr verlangt als Luxus. Inzwischen ist Cyndi Lauper 57, verheiratet,
Mutter eines 13-jährigen Sohnes und vom Video-Bop beim Blues gelandet. Und was
für einem! Begleitet von Blues- und Soulgöttinnen und -göttern wie B. B. King,
Allen Toussaint, Ann Peebles oder Charlie Musselwhite schmachtet, röhrt und
schleppt sie sich durch Songs von Robert Johnson, Albert King, Lowell Fulsom,
Memphis Slim und dergleichen – und, man mag es glauben oder nicht: Mag ihr
Stimmchen an sich auch nicht dafür prädestiniert sein, in Ausdrucksgenres mit
langen Listen hochexpressiver Sängerinnen und Sänger wie dem Soul und dem Blues
qua seiner schieren Klangqualitäten groß zu punkten, so weiß Cyndi Lauper mit
spürbarer Liebe zum Sujet und komplettem Verzicht auf jeglichen Tand doch zu
packen wie nur wenige. Ohne die begleitenden Kollegen wäre das kaum möglich
gewesen – aber die sind ja auch nicht dumm und gehen ihren Metiers für
jede Flitzpiepe noch einmal dermaßen auf den Grund.
Christian Beck
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JERRY LEE LEWIS
Mean Old Man
(Verve UPC 06025 2747092/Universal Music Group, www.universal-music.de)
Promo-CD, 18 Tracks, 59:48
Fast jeder Song aus dem Great American Songbook unserer Tage wird mit bis zu
drei je anderen Gästen gegeben. Ist gut hörbar – hält aber nicht wirklich,
was die großen Namen versprechen. Nicht der des gerade verstorbenen Solomon
Burke, auch wenn er zu Railway To Heaven durchaus einen Schuss amtliche
Soulpredigerkompetenz beischwitzt. Nicht die von Mick Jagger und Keith Richards,
die ihre eigenen Songs Dead Flowers und Sweet Virginia mitsingen. Nicht die
von Ringo Starr, Mavis Staples, Eric Clapton, Sheryl Crow, John Fogerty und und
und. Und leider auch nicht Jerry Lee Lewis eigener ganz vorneweg. Der Mann ist
75. Ein bisschen langsamer geworden anscheinend inzwischen. Die Stimme brüchig
und dünn. Und von der schieren Energie, die ihn einst zu all dem Irrsinn trieb,
der ihm seinen Ehrennamen The Killer einbrachte, scheint auch nicht mehr viel
übrig zu sein. Außer vielleicht in Sachen take the money and run – hat
die Crosspromotion quer durch die Fangruppen beim Vorläuferalbum schon mal
geklappt, muss natürlich gleich noch einer draufgesetzt werden. Doppelt. Auf
diese Weise wird wenigstens auch das Gast-Duett-Konzept eines Tages endgültig
ausgelutscht sein
Christian Beck
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EARL PICKENS & FAMILY
Gathering
(Eigenverlag, www.earlpickens.com)
10 Tracks, 36:49
Im Leben wird einem nichts geschenkt, aber soll man deshalb überall
zurückstecken? Niemals! scheint Earl Pickens zu rufen, der im Gegenteil dazu
ermuntert, sich den eigenen Ansprüchen zu stellen, es immer wieder zu versuchen:
im Alltag, in der Liebe, in der Musik. Hatte der US-Songschreiber auf dem
Family-Debütalbum noch völlig auf eigene Stücke verzichtet und stattdessen U2s
The Joshua Tree
komplett in ein akustisches Gewand gekleidet, so kommen diesmal wieder die
eigenen Qualitäten zum Tragen. Etwa wenn er in The Broom einen Scheißtag
schildert, wie er im Buche steht – das allerdings zu federndem Rhythmus
und sarkastisch-fröhlicher Musik. Oder wenn er mit True Too seine Sehnsucht
nach Wärme und Aufrichtigkeit schildert und eigene Sensibilität offenlegt: My
heart aint paper / It wont tear in two. Wobei er gleich im nächsten Song auf
Noreen trifft, das genaue Gegenteil eines aufrechten Herzens, die er aber mit
einem Pfeifen auf den Lippen erfolgreich abfertigt. Zu alledem spielt die
Family eine akustisch geprägte Mischung aus Country, Bluegrass und Folk, mit
Pickens Banjo und Mike Chevaliers Fiddle im Mittelpunkt. Kein Zweifel: Das
sind Melancholiker mit Kämpferherzen.
Volker Dick
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PETER ROWAN BLUEGRASS BAND
Legacy
(Compass Records 745432/SunnyMoon Music Distribution, www.sunny-moon.com)
13 Tracks, 48:04, mit engl. Texten
Alison Brown, Musikerin und Labelchefin, hat bei Peter Rowans Debüt auf Compass
Records selbst als Produzentin Hand angelegt. Zum ersten Mal in seiner
45-jährigen Karriere, die einst mit Bill Monroe seinen Anfang nahm, tritt er mit
einer nach ihm benannten Band an. Neben Jody Stecher, Keith Little und Paul
Knight sind als Gäste alte Bekannte dabei. Del McCoury (Gesang) und Ricky Skaggs
(Gesang, Mandoline) bei Gods Own Child, Gillian Welch (Gesang) und Dave
Rawlings (Gitarre) bei So Good, beides Rowan-Kompostionen, und Tim OBrien
(Fiddle) bei Jody Stechers Lord Hamiltons Yearling. Trotz der vertretenen
Prominenz ist es Peter Rowan, der Legacy
seinen Stempel aufdrückt – sowohl mit seinem gefühlvollen Gesang als auch
mit seinem brillanten Gitarrenspiel. Rowan hat sich im Laufe der Jahrzehnte in
ganz unterschiedlichen musikalischen Genres bewegt – von Old-Time über
Monroes Bluegrass bis zu Undergroundrock mit Earth Opera und Seatrain sowie von
ihm Reggaebilly genannten Fusionklängen. Diese Erfahrung prägt sowohl die
Eigenkompositionen als auch die Bearbeitungen der hier vertretenen
Bluegrassstandards und Gospelsongs und verleiht Peter Rowans Musik einen
unverwechselbaren Stil.
Michael Kleff
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EDDIE TURNER
Miracles & Demons
(Northern Blues Music NBM0057/New Music Distribution, www.nmd-newmusic.de)
13 Tracks, 54:25
Eddie Turner nimmt im Blues eine ähnliche Rolle ein wie etwa Prince in der
Popmusik, auch mit diesem dritten Album wieder. Da ist das sehr hohe
musikalische Talent und Können, alle Bandmitglieder spielen mit ihrem jeweiligen
Instrument und in dieser Gattung ohne Zweifel auf Weltklasseniveau. Eddie
Turners Blues jedoch polarisiert. Für Traditionalisten wohl zu wenig
bodenständig, für Anhänger der glatten, eingängigen Robert-Cray-Schule zu
sperrig, für Liebhaber der Fraktion, die es gern ein bisschen schmutziger hat,
zu ausgefeilt – dagegen für wieder andere einfach nur magisch und
faszinierend. Ein einfaches Blueslick eröffnet das Album, von da an gibt es in
jedem Stück überraschende Rhythmus- und Tempowechsel, atemberaubende Soli und
viele kleine versteckte Raffinessen. Eines der Paradestücke des Albums ist
Blues Fall Down Like Rain. Wie im stillen Auge des Orkans sitzt man gebannt
vor den Lautsprechern und lässt diesen bunten und verrückten Kosmos des Eddie
Turner in seiner Rotation auf sich wirken: ein langgezogener Refrain hier, das
Aufblitzen eines Slide da, ein kurzer Drumkick oder zwei Stakkato-Akkorde auf
dem Piano. Eine unbedingte Empfehlung, auch über den Blues hinaus
Achim Hennes
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FOLKER auf Papier
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