FOLKER – Rezensionen

Rezensionen AFRIKA


KAREYCE FOTSO
Kwegne

(Contre-Jour CJ025/Broken Silence Independent Distribution, www.brokensilence.de)
11 Tracks, 50:35, mit engl. u. frz. Texten u. Infos

Gleich das Eröffnungsstück „So’A“ lässt einen aufhorchen: Was für eine begnadete Stimme! Mit welcher Inbrunst die Sängerin aus Kamerun ihre Wut angesichts des Hungers in der Welt, der Kluft zwischen Arm und Reich ausdrückt – phänomenal! Und wirkt weder peinlich noch aufgesetzt, sondern berührt direkt – auch mit weiteren engagierten Songs ihres zweiten Albums Kwegne. Kareyce Fotso reiht sich damit ein in die Riege junger selbstbewusster afrikanischer Sängerinnen und Liederschreiberinnen wie Dobet Gnahoré oder Sister Fa. Aufgewachsen zwischen und mit den Kulturen der Bamiléke und Béti, reifte in ihr während des Studiums der Biochemie und audiovisuellen Technik der Gedanke, letztlich doch der Liebe zur Musik nachzugeben und sich auch beruflich als Sängerin zu versuchen. Das Solodebüt Mulato erschien nach Stationen bei Sally Nyolo und Erika Alianas Band Korongo Jam nur in Kamerun. Doch bei diversen internationalen Wettbewerben heimste sie eine Auszeichnung nach der anderen ein. Auf Kwegne vertraut Fotso ganz ihrer kraftvollen Stimme und ihrem bisweilen unorthodoxen Gitarrenspiel – etwa in „Kuichoueu“. Lediglich Kollege Francois Kokelaere steuert perkussive Ornamentik bei. Einfach toll!

Roland Schmitt

 

KAREYCE FOTSO – Kwegne


FEMI KUTI
Africa For Africa

(Wrasse Records WRAS282/Harmonia Mundi, www.harmoniamundi.com)
Promo-CD, 14 Tracks, 62:18

Fela Kutis Ältester folgt seinem übergroßen Vater schon seit den Achtzigern und hat dabei über die Jahre allerlei eigene Afrobeatspielarten ausprobiert. Sein neues Album ist ein weiteres Beispiel für den Trend zur Rückbesinnung auf den Kern des Stils. Es gibt nichts, was er nicht auch jederzeit mit seiner Band genauso live spielt: die knalligsten Bläsersätze, frickelige, hypnotische Polyrhythmen, eine herrlich altmodisch groovende Orgel und dazu Femis drängender Gesang. Kraftvoll wie eh und je klingt das, der Fuß wird über das gesamte Album nicht vom Gas genommen. Nur ein seit vielen Jahren beständiges Element seiner Liveshows ist natürlich wieder nicht zu hören – die unfassbar den Hintern schwenkenden Tänzerinnen, deren Darbietungen noch mehr im Widerspruch zu den missionarischen Politbotschaften stehen wie die reine Lebensfreude, die von der Musik transportiert wird ohnehin schon. Diesmal fordert Kuti Panafrika, kritisiert Korruption und schreckt dabei nicht einmal vor hölzernen Zeilen wie „Our countries are colonial structures“ zurück. Didaktik ist eben ein obligatorischer Afrobeat-Bestandteil. An dem wird festgehalten, auch wenn irgendwann nur noch Europäer und Amerikaner zuhören.

Gunnar Geller

 

FEMI KUTI – Africa For Africa

Update vom
09.02.2023
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