GASTSPIEL
Im Hinterhof fing alles an
Ein Rückblick zum (offensichtlichen) Ende des Pläne-Verlags
VON DIETER SÜVERKRÜP*
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Autoreninfo:
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*Dieter Süverkrüp, geboren 1934, Grafiker, Liedermacher und Autor,
zahlreiche Ausstellungen, Einspielungen sowie Beiträge für Rundfunk und
Fernsehen. Zusammenarbeit mit Franz Josef Degenhardt, Hanns Dieter Hüsch
und Wolfgang Neuss. Heinrich-Heine-Preis der DDR 1976, Deutscher Kleinkunstpreis
1987, Preis der deutschen Schallplattenkritik 1995.
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Auf die Frage, wie es begonnen habe mit der Schallplattenproduktion von Pläne,
fällt mir ein großes, nacktes, halbdunkles Zimmer ein, möbliert mit einem Stuhl
und einigen Bierkästen, von denen die meisten leer waren. Man setzte sich auf
die Erde, mit ausgestreckten Beinen, den Rücken an die Wand gelehnt, und redete.
Einer spielte Gitarre und sang und durfte auf dem Stuhl sitzen, und der war ich.
Der Vorgang fand 1961 in Münster statt. Das Zimmer gehörte, glaube ich, zum
Uni-Gebäude. In irgendeinem Auditorium hatten wir, wenige Stunden zuvor und vor
einem größeren Publikum, einen anderthalbstündigen Auftritt absolviert: Gerd
Semmer, der seine Texte las, meist kurze pointierte Prosa, und ich, der Semmers
durchweg satirische Gedichte vertont hatte und die Produkte dieser Kooperation
zum Besten gab. Unsere Performance scheint ganz erfolgreich gewesen zu sein.
Wohl deshalb wurden wir in jenes dämmrige Gelass gebeten, wo man uns eröffnete,
der Verlag Pläne gedenke, Schallplatten zu produzieren und herauszugeben,
vorausgesetzt Semmer und ich seien mit von der Partie.
„Aus dem ursprünglichen Wohnzimmer- und Hinterhofunternehmen
wurde eine Institution, die über längere Zeit beachtlichen Einfluss hatte, politisch, ästhetisch –
und vielleicht auch musikmarktmäßig
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Die Zeitschrift Pläne war bis 1933 von einem Mann, der sich Tusk nannte,
herausgegeben worden. Der Soziologe Arno Klönne griff das Konzept dieser
linksgerichteten, entschieden demokratischen Publikation auf und gab ab 1958
Pläne neuerlich heraus, zusammen mit anderen Wissenschaftlern und Journalisten,
darunter später Eckart Spoo und Frank Werkmeister
Viel mehr weiß ich darüber
nicht, außer dass die alten Pläne-Ausgaben heute begehrte Sammlerobjekte
sind; es sollen darin auch Aufsätze enthalten sein von einem Juristen Namens
Gustav Heinemann, der sehr, sehr viel später deutscher Bundespräsident wurde.
Wieso nun aber Schallplatten? Es hatte sich herausgestellt, dass die Matrize für
eine EP (Durchmesser 17 cm, 33 1/3 Umdrehungen) nicht mehr kostete als 800 DM.
... mehr im Heft
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FOLKER auf Papier
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