LABELPORTRÄT 48
Buschfunk
Ostfirma auf Erfolgskurs
TEXT: SYLVIA SYSTERMANS
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Als Klaus Koch im Dezember 1989 beim Ministerium für Kultur der DDR den Antrag
auf ein „Büro für zeitgenössische Kunst, Buschfunk-Produktion“ stellte, war wohl
eine Spur Naivität im Spiel. Wie käme einer sonst auf die Idee, in unsicheren
Wendezeiten, ohne Kapital und Erfahrung, dafür mit dem damaligen
DDR-Plattenmonopolisten Amiga im Nacken, den ersten unabhängigen Musikverlag der
DDR zu gründen. Eine Antwort auf seinen Antrag hat Koch nie bekommen, geschweige
denn eine Genehmigung. Das erste Konzert mit Gerulf Pannach und Christian Kunert
im Leipziger Haus der Volkskunst wurde halblegal organisiert. Zwanzig turbulente
Jahre später liegt der geschätzte Jahresumsatz des Berliner Plattenlabels im
siebenstelligen Bereich. Buschfunk – die Erfolgsgeschichte einer
Ostfirma.
„Es ist nicht so, dass jemand kam und sagte, mach mir mal ein Angebot für eine
Platte, sondern da passierte vieles auf einer freundschaftlichen Basis“,
erinnert sich Klaus Koch. Buschfunk, das war für den gebürtigen Wittenberger und
studierten Kulturwissenschaftler, Jahrgang 1954, damals mehr eine Unternehmung
als ein Unternehmen. 1989 hatte das Büro in der Rodenbergstraße, drei
U-Bahnstationen vom Alexanderplatz entfernt, noch Ofenheizung. Berlin-Prenzlauer
Berg war ein marodes Arbeiterviertel, weit entfernt vom heutigen Szeneviertel
mit seinen sanierten Altbauten, in denen sich junge dynamische Besserverdiener
tummeln.
Die erste Produktion von Buschfunk entstand 1991 mit L’art de passage. Ein
Freundschaftsding. Kurz darauf ging Koch zusammen mit Gerhard Schöne den ersten
echten Schritt in Richtung Plattenfirma. Die Tour zur Platte Die sieben Gaben
wurde geplant. Die Einnahmen deckten die Kosten. Gleich die zweite
Schöne-Platte, die Koch verlegte, Ich bin ein Gast auf Erden,
erhielt den Preis der deutschen Schallplattenkritik. Buschfunk schwenkte sacht
auf Erfolgskurs. „Die Musiker hatten ja kaum eine Chance, woanders hinzugehen.
Es gab keine weitere Plattenfirma im Osten“, sagt Koch heute. „Amiga hatte sich
schnell umorientiert, die versuchten ein Global Player zu werden, was in die
Hose ging, und die Plattenfirmen im Westen kannten die Künstler nicht. Und sie
waren auch nicht interessiert ...“
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