FOLKER – Kora

Instrumente der Welt

Kora

Die Harfe der Mali-Leute

Kürbis, Holz und die Haut von Rind und Antilope: Das sind die traditionellen Materialien für die westafrikanische Stegharfe. Schon im Mittelalter begleitete die Kora die Heldenlieder am Hof afrikanischer Könige. Im modernen Senegal ist die königliche Harfe sogar in der Nationalhymne verewigt: „Pincez tous vos koras! – Zupft eure Koras!“

TEXT: HANS-JÜRGEN SCHAAL

Toumani Diabate
go! www.kora-music.com

Hans-Jürgen Schaal wird in Zukunft unter dem Schlagwort „Instrumente der Welt“ in unregelmäßig erscheinenden Folgen über die bunte Vielfalt der in der Folk- und Weltmusik eingesetzten Instrumente berichten. In Heft 2/2011 geht es um die indische Bambusquerflöte Bansuri. Unter anderem Hariprasad Chaurasia, der bekannteste Musiker auf diesem Instrument, machte sie bei Aufnahmen mit John McLaughlin und Jan Garbarek in der westlichen Welt bekannt.

Zu den legendären vergangenen Kulturen Afrikas gehörte das islamische Königreich Mali (zirka 1250-1400) am Fluss Niger. Es verdankte seinen Aufstieg dem erfolgreichen Handel mit Gold, Salz und Sklaven. Eine wichtige Funktion für die
Kora
Identität und das Gedächtnis des Reichs besaßen damals die reisenden Barden oder Griots, genannt Jali. Sie waren nicht nur Dichter, Sänger und Musiker, sondern mit ihren Liedern und Versen gleichzeitig auch Malis Historiker, Bibliothekare, Laudatoren und Ahnenforscher; ihre wertvolle Kunst wurde von Vater zu Sohn weitergegeben. Heute lebt das Volk der Malinke („Leute Malis“), auch Mandinka oder Mandingo genannt, verstreut über verschiedene westafrikanische Länder wie Gambia, Senegal, Mali, Guinea oder Burkina Faso. Aber noch immer wird die Kunst der Griots gepflegt, besonders von einer Hand voll inzwischen berühmter Musikerclans: Kouyate (Kuyateh), Diabate (Jobarteh), Suso (Susso), Cissoko (Sissoko, Cissokho), Kante, Keita. Und ihr traditionelles Instrument ist nach wie vor die Kora, die westafrikanische Stegharfe.

„Das Stimmen
bleibt
eine Kunst.“

Das Herz der Kora bildet eine Kalebasse, ein hohler Flaschenkürbis, der halbiert und auf der offenen Seite mit Kuhhaut überzogen ist. Dadurch wird die Kalebasse zum Resonanzkörper. Ein Mahagonistock ragt aus ihr heraus: Er dient als Hals oder Steg zur Befestigung der Saiten, die an ihm mit Lederringen festgezurrt werden. Einundzwanzig Saiten sind es in der Regel, zehn für die rechte, elf für die linke Hand. Früher wurden sie aus Antilopenhaut gemacht, heute verwendet man dafür gewöhnlich Angelschnur aus Nylon. Vier verschiedene Saitenstimmungen sind üblich, alle nahezu diatonisch, also unserem Dur und Moll verwandt: sieben Töne pro Oktave. Gespielt wird die Kora im Sitzen – auf dem Boden oder einem Hocker. Der Musiker hat das Instrument auf seinen Oberschenkeln und hält die Kalebasse an zwei Holzgriffen. Dabei kann er mit dem einen Daumen eine Bassfigur spielen, mit dem anderen Arpeggioharmonien zupfen und mit den Zeigefingern improvisieren. Eine komplexe, polyphone Fingerpickingtechnik, die viele Jahre Übung verlangt.

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Update vom
09.02.2023
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