Termin Liederfest 2010: 19.11.10: Dresden, Theaterkahn
Da ist zuerst diese Stimme, sie hat etwas Metallenes, fast Schneidendes, sie schmeichelt nicht, sie säuselt nicht, ist dabei aber durchaus in der Lage, höchst glaubhaft poetische Inhalte zu transportieren – eine Stimme wie ein scharfes Messer, ausdrucksstark zwischen Zorn und Zärtlichkeit, irgendwo in der Nähe von Sven Regener und Willy DeVille. Energiegeladen und gefühlvoll zugleich. So eine Stimme braucht man, um auf der Straße bestehen zu können. Ob in Deutschland, Italien, Frankreich oder auch in Serbien – die Straße ist Felix Meyers bevorzugte Bühne. Text: Kai Engelke
Die Musik seiner Band wirkt fast durchgängig handgemacht, rollt, schwebt und tänzelt entspannt dahin, drängt sich nicht auf, lässt den Inhalten ihren Vortritt. Dennoch hört man schon nach den ersten Takten, dass mit Erik Manouz (Gitarre, Perkussion), Olaf Niebuhr (Gitarre, Banjo), Benjamin Albrecht (Akkordeon), Sebastian Brand (Kontrabass) und Niklas Neßelhut (Schlagzeug, Perkussion) echte Könner am Werk sind. Bei der Instrumentierung von „Früher mal gelebt“ könnte Tom Waits als Pate fungiert haben. Dennoch: Auch diese Band hat ihren ganz eigenen, originalen Klang.
Felix Meyer singt von Liebesbeziehungen und Stieren, von Königen und Elfen, von Engeln und Schweinen. Seine bilderreichen Texte wirken stellenweise ein wenig verschlüsselt und rätselhaft („Am Waffengurt die Entwicklungslehre / Chromosomen in der Atmosphäre ...“), doch im Zusammenhang und bei aufmerksamem Hinhören und sorgsamer Betrachtung fügt sich alles zu einem großen Mosaik zusammen, das in sich schlüssig und nachvollziehbar wird. Felix Meyer ist ja selbst einer, der genau hinschaut und wach seine Umwelt betrachtet. So entstehen Lieder, die manchmal sogar kleine Weisheiten vermitteln können. In seinem Song „Kaffee ans Bett“ schildert er zum Beispiel die ewigen Kämpfe zwischen Mann und Frau, in denen die Liebe als sinnloses Kräftemessen missbraucht wird, dieses rechthaberische, meistens völlig unnötige Gegeneinander, das eine Liebe auf die Dauer zermürben, wenn nicht sogar zerstören kann. Und er kommt zu der tröstenden Einsicht: „Es kann nicht jeder Tag sein wie ein Zirkusbesuch / Sensationen, Orchester, Magie / Wenn es heut nicht so ist und dafür aber manchmal / dann ist manchmal viel öfter als nie.“ Schöner Gedanke. ... mehr im Heft |
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