Rezensionen ASIEN/ OZEANIEN
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RIM BANNA, NAI BARGHOUTI, WISSAM MURAD, JAWAHER SHOFANI
A Time To Cry – A Lament Over Jerusalem
(Kirkelik Kulturverksted FXCD 359, www.kkv.no
)
12 Tracks, 58:10, mit Infos
Drei Sängerinnen und ein Sänger aus Palästina stimmen in der bedrückenden Enge
des Wohnzimmers der Familie Al-Kurd in Jerusalem, die seit mehr als fünfzig
Jahren bedroht wird, traurig-nachdenkliche Lieder über das heutige Jerusalem an
– das ist politische Poesie. Nach Lullabies From The Axes Of Evil
setzt der norwegische Produzent Erik Hillestad erneut ein künstlerisches
Lichtzeichen in einem politischen Konflikt, diesmal gegen die Vertreibung der
Palästinenser aus ihren angestammten Wohngebieten. Die englischen Übersetzungen
machen die hochpoetische Verarbeitung einer unerträglichen Situation
nachvollziehbar: Lieder über das einsame Jerusalem/Al-Quds, die Stadt aller
Gebete, wo Wildgänse nicht mehr fliegen. Aber in den Liedern blühen auch
Orangenhaine, und es bleibt die gesungene Hoffnung auf eine aufgehende
Weizensaat. Die Lieder sind Eigenkompositionen und palästinensische
Volkslieder, ein Text stammt aus der Bibel, ein Gedicht des berühmten
palästinensischen Poeten Mahmoud Darwish wurde vertont. Die vierköpfige
norwegisch-amerikanische Begleitband, ergänzt durch einen palästinensischen
Oudspieler, verleiht dem Projekt mit Anleihen aus Blues und Soul einen
westlichen Touch.
Birger Gesthuisen
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MOHAMMAD REZA MORTAZAVI
Green Hands
(Flowfish Records FF0019/Broken Silence, www.brokensilence.de
)
14 Tracks, 66:38, mit dt. und engl. Infos
Green Hands ist ein derart überwältigendes Album, dass es eine Schande
wäre, wenn es nur die Freunde der Perkussion erreichen würde. Es ist kaum zu
glauben, dass Mohammed Reza Mortazavi es live eingespielt hat. Das Feuerwerk,
das der Iraner mit der Rahmentrommel Daf und der Handtrommel Tombak entfacht,
hat ihn schon zu einem Solokonzert in die Berliner Philharmonie geführt.
Mortazavi wuchs im Humus einer monophonen Musik auf, die schon früh rhythmische
Feinheiten herausbildete: Schon auf fast dreitausend Jahre alten persischen
Reliefs ist eine Rahmentrommel abgebildet. Früh perfektionierte Mortazavi sein
Spiel, erhielt bereits drei Jahre nach seiner Emigration nach Deutschland 2003
in Rudolstadt die Newcomer-Ruth. Auf seinen Trommeln bringt er Echos und
Flügelschläge von Vögeln hervor, manchmal scheint eine Marimba zu erklingen. In
seinen Händen werden Trommeln zu hochmelodiösen Instrumenten. Mit Fingernägeln,
Handballen, Fingerspitzen oder Knöcheln kann ein meisterlicher Handwerker auf
den verschiedenen Stellen des Fells oder des Rahmens einen unglaublich
vielfältigen, ausdrucksstarken Klangkosmos entfachen. Und mit dem Titel
Green Hands möchte Mortazavi an die Farbe der iranischen Opposition erinnern
Birger Gesthuisen
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FOLKER auf Papier
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