FOLKER – Filmmusiktage Sachsen-Anhalt
              

Als die Bilder
Filmmusiktage Sachsen-Anhalt klingen
   lernten

„Manipuliert Musik den
Blick? Manipulieren
Bilder das Gehör? Beides.“

Im dritten Jahr in Folge finden im Herbst die Filmmusiktage Sachsen-Anhalt in Halle an der Saale statt. Dort treffen sich wieder Komponisten, Regisseure, Sounddesigner, Mischtonmeister und andere am Klang von Filmen Beteiligte, um Vorträge zu halten und zu diskutieren. Den Schlusspunkt bildet ein fulminantes Filmmusikkonzert in der Oper. Hier ist eine Rück- und Vorschau auf eine heiter-gelehrte Veranstaltung, die nicht nur für Cineasten interessant ist.

TEXT: LUIGI LAUER

go! www.filmmusiktage.de

Bei Redaktionsschluss lagen erst wenige Details zum Programm, zu den Dozenten und Referenten vor. Diese dürften jetzt auf der Website zur Verfügung stehen. Die Teilnehmerzahl für den Fachkongress ist beschränkt, ein Anmeldeformular kann online heruntergeladen werden.

Vom 5. bis 7. November wird es im „Land der Frühaufsteher“ (Eigenwerbung Sachsen-Anhalt) heißen: „Götterdämmerung – Filmmusik von Wagner bis Zimmer, Soundtracks zwischen Kunst und Kommerz“. Und es wird sicher wieder interessanter, als es das nach Diplomarbeit klingende Motto vermuten lässt. Denn die beiden vorangegangenen Filmmusiktage an der International Academy of Media and Arts waren, bis auf ganz wenige Ausnahmen, mit exzellent vorbereiteten und sehr kurzweilig vortragenden Dozenten besetzt, die allesamt aus der Praxis kamen
Klaus Doldinger
oder ihr zumindest sehr nahestehen. Und sie referierten über eine sehr breite Themenpalette. „Fachkongress und Galakonzert“ ist die offizielle Katalognummer der Veranstaltung. Damit soll allerdings keine Trennung zwischen wissenschaftlicher und populärer Darreichungsform signalisiert werden. Denn schon der Fachkongress wartet mit beidem auf: Hintergrund ist die universitäre Betrachtung, während die Ausarbeitung auf dem Boden des Verständlichen und in der Anwendungspraxis bleibt. Es werden also keine dickschaligen Kopfnüsse zum Knacken verteilt. Wer aber nur intellektuelle Klimmzüge an der Unterkante der Bild-Zeitung gewohnt ist, wird in Halle ebenfalls nicht bedient. Diese Mischung also stimmt schon mal.

Elke Heidenreich
„Den Unterschied
zwischen warmem
und kaltem Bier
kann man beim
Einschenken hören.“

Der Kongress beginnt in der Regel am Freitagmorgen (nicht vor neun Uhr dreißig!) und endet samstags am späteren Abend. Zwischendurch lernen sich alle bei einem gemeinsamen Abendessen („Get-together“) näher kennen, das unter der Rubrik „Culture meets Business“ stattfindet. So was geht auf Deutsch anscheinend nicht. Das Galakonzert findet dann am Sonntagmorgen um elf Uhr in der Oper statt. So weit der Ablauf. Was geschieht nun im Fachkongress? Der Vortragstitel „Vom Kinopianisten zum Sounddesigner“ sagt es aus: Man schaut ebenso gerne nach hinten wie nach vorne, stellt Zusammenhänge her, die wirtschaftlich oder kulturell oder technisch begründet sind und zeigt die Folgen auf. Das ist nicht nur interessant, sondern bisweilen spannend wie die Musik bei Hitchcock.

Claude Chalhoub

Bislang hatte man mit den Dozenten durchweg eine glückliche Hand. Es sind Leute, die ihren Job lieben, Leute wie Klaus Doldinger. Von ihm war unter anderem zu erfahren, dass er sich seit fünf Jahrzehnten darum bemüht, mit der technischen Entwicklung Schritt zu halten, dass seine grandiose Musik zum Film Das Boot eher ein unter Zeitdruck und ohne jeglichen Abgleich mit dem Regisseur entstandener Unfall war und dass die seit gut dreißig Jahren fehlerhafte Tatort-Erkennungsmusik vermutlich von ihm selber am Schneidetisch vergeigt wurde. Dass dies aber zig Millionen Menschen überhaupt nicht wahrnehmen, könnte die komplette Beschäftigung mit Filmmusik, jedenfalls auf wissenschaftlichem Niveau, fast schon wieder infrage stellen.

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Update vom
09.02.2023
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Dieser Text ist nur ein Auszug des Original-Artikels der Print-Ausgabe!

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