Two-Hit-Wonder?
SUZANNE
VEGA
Zurück zu den Wurzeln
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„Ich wollte etwas ohne große Produktion und ohne den Blick auf
Radiotauglichkeit machen.“
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Kaum jemand (er)kannte den älteren Herrn, der mit einer Gruppe von Freunden kurz
vor Beginn von Suzanne Vegas Konzert Ende Mai im ausverkauften New Yorker Klub
City Winery den Raum betrat. Der ehemalige tschechische Staatspräsident Václav
Havel, einer der drei Hauptinitiatoren der Charta 77, kennt die
US-Singer/Songwriterin von Schallplatten noch aus den Tagen der kommunistischen
Ära. Seit einigen Jahren befreundet, hatte Havel Vega im November des
vergangenen Jahres für ein Konzert zum zwanzigsten Jahrestag der Samtenen
Revolution nach Prag eingeladen. Anlässlich eines privaten Besuchs in den USA
wollte er sich die Livevorstellung des neuen Programms der Künstlerin nicht
entgehen lassen. Neu insofern, als Suzanne Vega jetzt viele ihrer Songs für eine
auf vier Alben angelegte Retrospektive unter dem Titel Close-Up neu eingespielt hat.
TEXT: MICHAEL KLEFF
www.suzannevega.com
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AKTUELLE CDs:
Close-Up Vol 1, Love Songs (Cooking Vinyl, 2010)
Close-Up Vol 2, People & Places (Cooking Vinyl, VÖ: 22.9.2010)
Close-Up Vol 3, States Of Being (Cooking Vinyl, VÖ: 2011)
Close-Up Vol 4, Songs Of Family (Cooking Vinyl, VÖ: 2011)
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Suzanne Vega spricht gerne von ihrer „Zwanzig-plus-Karriere“. Davon, dass sie
eine Menge Veröffentlichungen hatte, mit vielen Liedern, die die Menschen gerne
hören. Und mit zwei Liedern, die besonders viele Menschen gerne hören. Das eine
war „Luka“. Es brachte 1987 das Thema Kindesmissbrauch in die Hitparade. Das
andere war „Tom’s Diner“ über ihren Lieblingsimbiss in Manhattan, das später die
britischen DJs DNA mit Technobeats versahen und weltweit bekannt machten. Heute
steht Suzanne Vega trotz ihrer Erfolge wie so viele andere Musiker dennoch ohne
Plattenvertrag da. Also fragte sie sich vor einiger Zeit, was sie jetzt machen
sollte. Eine neue CD aufnehmen und selbst veröffentlichen in der Hoffnung, dass
sich jemand dafür interessiert? Sie entschied sich dafür, ihr altes Material neu
einzuspielen, was ihr dann die weiteren Verwertungsrechte daran geben würde.
„Auf diese Weise kann ich auch den Kreis meiner Fans vergrößern“, zeigt sich
Vega überzeugt. „Und wenn ich dann in ein paar Jahren ein neues Album
produziere, gibt es ein Publikum, das darauf wartet.“
„Ich sehe keinen
Unterschied darin,
einen Song zu klauen
oder ein Stück Obst.“
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Neben diesem offensichtlich wohldurchdachten geschäftlichen Konzept für ihr
Projekt gibt es allerdings auch einen künstlerischen Ansatz. Im Laufe der Jahre
hat Suzanne Vega ihre Songs immer wieder überarbeitet. Einen Titel wie „The
Queen And The Soldier“ von ihrem Debütalbum spielt sie heute noch bei ihren
Konzerten – fünfundzwanzig Jahre nach seiner Veröffentlichung. So wie sie
diesen Song live präsentiert, wollte sie jetzt auch andere Titel im Studio
aufnehmen – mit einem warmen, akustischen Klang. „Ich wollte etwas ohne
große Produktion und ohne den Blick auf Radiotauglichkeit machen. Das bringt
einen intimeren Sound mit sich.“
Vaclav Havel, Suzanne Vega und Lou Reed bei den Jubiläumsfeierlichkeiten
anlässlich zwanzig Jahren Samtene Revolution
Foto: Petr Hornik
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Diese Intimität ist sofort zu spüren, wenn man Love Songs, die erste
Folge von Close-Up, in den CD-Spieler schiebt. Erinnerungen werden wach
an die frühen Jahre von Vegas Karriere, als sie Anfang der Achtziger unter
anderem im Cornelia Street Café mit der von Jack Hardy gegründeten
Singer/Songwriter-Kooperative auftrat. Back to the roots, zurück zu
den Wurzeln? „Ich denke schon“, meint die Musikerin. Wobei die
einzelnen Titel allerdings schon etwas „aufgepeppt“ worden seien. „Mit Hardy
spielten wir die Aufnahmen damals in einem Durchgang auf. Meist waren es Songs,
die wir gerade geschrieben hatten. Das Material war also noch sehr unbearbeitet.
Diesmal steckt schon etwas mehr Produktion drin. Vielleicht drei Takes statt
einem!“ Die besten wurden dann für die CD ausgesucht. Anders als bei ihren
ersten Schritten als Singer/Songwriterin begleitet sich Vega auch nicht nur
alleine. Was immer ein Song braucht, wurde eingebracht – hier etwas
Perkussion, dort etwas Gitarre oder Bass. „Aber es stimmt schon: Im Mittelpunkt
stehen meine Gitarre, meine Stimme und der Song. In diesem Sinne kam man schon
sagen, es hat etwas damit zu tun, zu den Wurzeln zurückzugehen.“
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FOLKER auf Papier
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