HEIMSPIEL
Was 1992 als Folkförderpreis beim Tanz- und Folkfest Rudolstadt (heute TFF) begann, nennt sich seit 2002 Ruth und ist einer der beiden überregionalen Weltmusikpreise, die in Deutschland vergeben werden. Sein Name ist ein Wortspiel mit dem englischen Begriff root, zu Deutsch „Wurzel“. Er wird in mehreren Kategorien vergeben, und jeder Preisträger erhält dazu eine handgeschnitzte Skulptur. Diese wurde und wird vom ersten Ruth-Jahr an von Ulf Geer hergestellt, einem studierten Cellisten und Kunstlehrer aus dem mittelfränkischen Schnaittach. TEXT: INGO NORDHOFEN Ulf Geer kam 1962 als erstes von vier Kindern einer Musikerin und eines Kunsterziehers zur Welt. „Zu Hause wurde viel musiziert, auch mit uns Kindern“, erinnert er sich, „doch ich spürte schon früh nicht nur musikalische, sondern auch bildnerisch-künstlerische Neigungen.“ Geer studierte zunächst zwei Semester Kunstgeschichte. Während des folgenden Zivildienstes bereitete er sich auf die Aufnahme an der Musikhochschule München vor. Nach dem Cello-Examen 1989 heiratete er eine Geigerin, die damals in Berlin studierte. „Diese Zeit war geprägt von der Gründung der Familie und der Erholung. Ich war Hausmann, meine Frau studierte und konzertierte ‚in der freien Wildnis‘.“ Doch Geers künstlerische Talente ruhten in dieser Zeit nicht. „Unser erstes Kind musste als Frühgeburt im Inkubator liegen. Ich zeichnete es täglich und konnte ihm so ganz nahe sein. Daraus entstand ein Skizzentagebuch über sein erstes Lebensjahr.“ ... mehr im Heft
Ein Bluesmekka mitten im emsländischen Moor? „Aber ja doch!“, sagt Heiner Reinert schmunzelnd. „Denken Sie nur an die Menschen, die hier früher unter extremsten Bedingungen im Moor schuften mussten. Und die hatten auch ihre Worksongs – durchaus vergleichbar mit den schwarzen Arbeitern auf den Baumwollfeldern im Süden der USA.“ Ja, wenn man’s so sieht ... TEXT UND FOTO: KAI ENGELKE Heiner Reinert – im bürgerlichen Beruf Regierungsschuldirektor – ist Vorsitzender des Heimatvereines der niedersächsischen Gemeinde Twist und gleichzeitig Spiritus Rector eines der renommiertesten Bluesklubs der Republik. Ein Ranking der bundesdeutschen Bluesspielstätten notiert das Heimathaus Twist immerhin an dritter Stelle, was die emsländischen Bluesbrüder zu der erstaunten Frage veranlasste: „Was, bloß auf Platz drei?“ Dieses Selbstbewusstsein ist durchaus berechtigt, wie ein Blick auf die lange Liste der Künstler zeigt, die im Laufe der vergangenen Jahre in Twist gastierten. Um nur ein paar illustre Namen herauszugreifen: Eric Bibb, Ten Years After, Wishbone Ash, Abi Wallenstein, Steve Baker, Sammy Vomácka, Chris Farlowe, Mick Taylor, Roger Sutcliff, Louisiana Red, Hank Shizzoe, Jan Akkermann, Christian Rannenberg, Popa Chubby, Hamburg Blues Band, Joe Louis Walker, Walter Trout, Dick Heckstall-Smith. Und sogar „Blueswunderkind“ Oli Brown gastierte schon im museal gestalteten Heimathaus Twist. Hinzu kommen etliche Ensembles aus dem Folkbereich, zum Beispiel die Sands Family, Fairport Convention, Geraldine MacGowan, die Tannahill Weavers, An Rinn, die Battlefield Band, Davey Arthur, Le Clou und viele andere. Auch speziell für Kinder werden regelmäßig musikalische Veranstaltungen angeboten. ... mehr im Heft Nach dem Abschluss der siebenteiligen Serie über die Instrumentenbauer im Vogtland in Heft 6/2009 liefert der Folker einen Nachschlag mit einem Beitrag über den letzten verbliebenen Etuibauermeister im sächsischen Musikwinkel.
Klimaschwankungen und Reisen sind arge Belastungsproben für Musikinstrumente. Musiker möchten ihre kostbaren Arbeitsgeräte optimal schützen, aber nur wenige Handwerker liefern Maßetuis in passabler Qualität zu vernünftigen Preisen. Geiger finden leicht einen passenden Koffer, doch wo werden Exoten wie Drehleierspieler oder Bläser der slowakischen Hirtenflöte Fujara fündig? Bei Holger Götz im sächsischen Breitenfeld. Er ist einer der letzten Meister eines aussterbenden Handwerks. TEXT UND FOTO: KAY REINHARDT Die Familie Götz baut seit 1925 Etuis. Hoch über der Musikstadt Markneukirchen. Die ersten Etuibauer der Familie begannen 1870 im Nachbardorf Wohlbach im Nebenerwerb mit Geigenkästen. Bereits in den 1920er-Jahren waren ihre Instrumentenkoffer so gefragt, dass der Großvater ein neues Wohn- und Werkstatthaus bauen konnte, und in den Dreißigerjahren fuhr er das erste Auto im Ort. „Heute geht der Trend zum individuellen Formetui“, weiß Holger Götz, der den Familienbetrieb zusammen mit seiner Mutter und seiner Ehefrau betreibt. Sie fertigen nach Maß sichere Ruheplätze für sämtliche Musikinstrumente vom Taktstocketui bis zum fast zwei Meter hohen Chitarrone-Lautenkoffer an. Schatzkisten für Instrumente, die über zwei Meter lang sind, müssen bei Familie Götz abgeholt werden. ... mehr im Heft
Wozu Lärmschutz doch gut sein kann. Ab 1990 präsentierte das Sommersound-Festival in Gelsenkirchen Weltmusik, Jazz und zunehmend Blues und Rock im Stadtgarten der Ruhrgebietskommune. Als die Anwohner immer heftiger gegen die Dezibelstärke der Künstler protestierten, war die Veranstaltungsreihe in ernster Gefahr. Bis 2006 im Kulturreferat der Stadt eine Idee das Licht der Welt erblickte ... TEXT UND FOTO: WOLFGANG KÖNIG Man fragte den Musiker Guntmar Feuerstein, ob er sich vorstellen könne, den Sommersound als Folkfestival weiterzuführen, mit Bands ohne E-Gitarren, Bass und Schlagzeug. Feuerstein sagte zu, denn er kommt zwar ebenfalls aus der Rockecke, hatte aber schon in den 1970er-Jahren in Dortmund auch Folk und Country gespielt, und die Verbindungen in diese Szene waren nie abgerissen. Und so holte er in den Folgejahren Gruppen aus Großbritannien und Irland, Belgien, Skandinavien und den USA nach Gelsenkirchen. Die Kontakte nach Ost- und Südeuropa sind noch spärlich, sollen aber in Zukunft ausgebaut werden. ... mehr im Heft |
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