Rezensionen International
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THE CHIEFTAINS & RY COODER
San Patricio
(Hear Music/Concord/Universal, www.universal-music.de
)
Promo-CD, 19 Tracks, 62:24
Zum dritten Mal gingen die irischen Folkpioniere mit dem US-amerikanischen
Gitarristen ins Studio, diesmal auf historisches, alle Beteiligten einigendes
Terrain. Die San Patricios des Titels, irische oder irischstämmige Soldaten,
schlugen sich im Mexikanisch-Amerikanischen Krieg (1846-1848) auf Seite der
Mexikaner. Dieser in den USA eher unbekannten Historie spürt das Projekt nach.
Allerdings eher spirituell als unmittelbar musikalisch, denn Lieder dieser
irisch-mexikanischen Wegstrecke sind nicht überliefert. Mit Musikern beider
Amerikas, Lila Downs, Linda Ronstadt, La Negra Graciana oder Chavela Vargas und
irisch-keltischen Folkprotagonisten wie Moira Brennan oder Carlos Núñez entsteht
ein prächtiger Klangkosmos wunderschöner, zu Herzen gehender Songs. Doch nur
vereinzelt finden die beiden Musikwelten wirklich zusammen. Unter den für das
Thema ausgewählten mexikanischen Sones und neu interpretierten
Chieftains-Klassikern findet sich quasi nur ein eigens zur Sache verfasstes
Stück: Ry Cooders von ihm selbst intonierte Chronik „The Sands Of Mexico“ ist
eine nostalgische, zurückgelehnte Ballade, die unterwegs zu einem kleinen Flirt
mit dem eleganten kubanischen Danzón ausbüchst ...
Katrin Wilke
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DIRTMUSIC
BKO
(Glitterhouse GRCD704/Indigo, www.indigo-music.de)
10 Tracks, 49:29 mit Texten und Infos
Mit Dirtmusic geht eine Supergroup der Indielegenden aus den Achtzigern an den
Start, die das beste Bad-Seeds-Plagiat seit Jahren abliefert. Mit dabei Hugo
Race, mit True Spirit eine Alt.Country-Indielegende und Gründungsmitglied der
Bad Seeds. Zweiter im Bunde ist Chris Eckman, Begründer der Walkabouts und
nebenbei bei Willard Grant Conspiracy und anderen am Werk. Last not least ist
mit Chris Brokaw ein echter Lemonhead am Start. Natürlich sind die Erwartungen
an so ein Line-up überdimensional, doch Dirtmusic erfüllen sie alle. Für den
feinen Sprung von „großartig“ zu „genial“ sorgt vermutlich der afrikanische
Einfluss auf die Band. Aufgenommen in Ali Farka Tourés Bogolan-Studio unter
Beteilung der Tuaregrocker Tamikrest und etlicher Gastmusiker aus dem
nordafrikanischen Sprachraum entsteht eine staubige Alternative zur bisherigen
Independentkost, die nur schwer in Worte zu fassen ist. Die Kraft der
Rockveteranen gepaart mit der meditativen Kraft Nordafrikas und einem Schuss
Country erzeugt tranceähnliche Zustände, aber mit einer inneren Spannung bis
kurz vors Zerreißen. Mit all dem Suchtpotenzial, über das BKO
verfügt, sollte es eigentlich nur in Apotheken verkauft werden.
Chris Elstrodt
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DIVERSE
Barrio Tango – The New Generation Of Nuevo Tango
(Galileo MC GMC035, www.galileo-mc.de
)
20 Tracks, 77:48, mit dt. und engl. Infos
Die Kinder und Enkel von Astor Piazzolla bewegen sich in den letzten Jahren mit
Vorliebe gen Elektronik, machen den Tango zur globalen Klubmusik. Zuerst fallen
da stets Namen wie Gotan Project oder Bajofondo Tangoclub, dabei gibt es noch
viele andere, teils auch sympathisch anders mit ihrer Materia Prima umgehende
Bands. Etliche davon, wie der Tango selbst in anderen Ecken der Welt ansässig,
hat das zwischen Deutschland und Spanien agierende Label Galileo MC unter seinen
Fittichen, dieser umfangreiche Sampler gibt einen guten Übersicht über sie. Da
wird man erinnert an solche Musiker wie den mit Jazz, Elektronik und Filmmusik
liebäugelnden Fernando Samalea, an die dem Tango nahen, weltläufigen Chansons
von La Chicana. Vom männlichen Part dieser Band aus Buenos Aires, Acho Estol,
gibt es sogar einen interessanten Appetitanreger seines jüngsten Soloalbums
Buenosaurios. Sehr profund, dabei nicht minder experimentell gehen die in Berlin lebenden
argentinischen Elektrojazzer von Tango Crash mit dem Tango um. Und Galileo
streckt seine Tangofühler sogar nach England aus, zu Tango Siempre. Das seit
1998 bestehende Ensemble ist ein wahrer Lichtblick der europäischen Tangoszene.
Katrin Wilke
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HARRIET LEWIS & GREGOR HILDEN BAND
Soulful Stew
(Acoustic Music Records 319.1428-2, Rough Trade, www.roughtrade.de
)
13 Tracks, 69:12
Jahre dauert nun schon die musikalische Zusammenarbeit der Gregor Hilden Band
mit der Sängerin aus Philadelphia an, eine Platte, die Harriet Lewis in den
Vordergrund stellt, war überfällig. Soulful Stew
gibt einen Einblick in das Liverepertoire des Projekts – und Harriet
Lewis die Möglichkeit, ihre Wandlungsfähigkeit und ihre fantastische Stimme
unter Studiobedingungen unter Beweis zu stellen. Geschmack und Können zeichnen
alle Stücke aus, das gilt für die Musiker wie für die Sängerin. Ein
hinreißendes „Wade In The Water“ macht den Anfang, weitere Klassiker wie Aretha
Franklins‘ „Dr. Feelgood“ oder „What A Difference A Day Makes“ erhalten einen
eigenen, ganz neuen Ausdruck. Harriet Lewis spielt mit Stimme wie Stimmung,
eben noch engelsgleich im Gospelchor, im nächsten Moment röhrt sie wie in der
verruchtesten Blueskneipe. Und den Soul singt sie natürlich auch, umwerfend
beispielsweise im selbstkomponierten „No Words Can Tell“. Übertroffen wird das
alles noch einmal zum Schlußss „Amazing Grace“, in unzähligen, teils
unsäglichen Versionen vertont, singt Harriet Lewis mit so viel Gefühl, Würde
und Kraft! Knapp neun Minuten nimmt sie sich Zeit – und davon ist keine
Sekunde zu lang.
Achim Hennes
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FOLKER auf Papier
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