Bekanntermaßen haben die kleinen Großen und die regierungs- oder finanztechnisch
gesehen großen Großen gerade die eine oder andere Verlegenheit auszutarieren
– mit Konsequenzen für alle Lebensbereiche und der eigentlich notwendigen
Hinterfragung eigenen Konsumverhaltens jedes Einzelnen. Mitten in der
allgemeinen Krise rottet sich indes ein illustres Häuflein zusammen, die
deutschsprachigen Kinderliedermacher, und schlägt Alarm. Das liest sich
vielleicht zunächst wie eine neue Cartoonvorlage à la Asterix, hat aber
tatsächlich einen sehr ernsten und bei genauerer Betrachtung sogar
erschütternden Hintergrund, der unserer Gesellschaft unmissverständlich einen
Spiegel vorhält und Entwicklungstendenzen, die wir mitgestalten oder zumindest
zulassen, besorgt und begründet hinterfragt.
„Als Kinderliedermacher
schlagen wir Alarm.“
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www.bardill.ch
www.gerhardschoene.de
www.kinderkinder.de
www.liederhaus.de
www.patmos-audio.de
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AUSWAHLBIBLIOGRAFIE:
Neil Postmann, Das Verschwinden der Kindheit, Frankfurt/Main, 1987
Ingeborg Weber-Kellermann, Das Buch der Kinderlieder, Mainz 1997
Wilfried Gruhn, Der Musikverstand - Neurobiologische Grundlagen, Zürich 1998
Robert Jourdain, Das wohltemperierte Gehirn, Heidelberg 2001
Manfred Spitzer, Vorsicht Bildschirm!, DVD, Auditorium Netzwerk, 2007
AUSWAHLDISKOGRAFIE:
Gerhard Schöne, Lieder aus dem Kinderland (Amiga, 1982)
Linard Bardill und Lorenz Pauli, Luege, was der Mond so macht (Jumbo, 1999)
Ulf & Zwulf, Ich bin dein Freund (Ravensburger, 2002)
Fredrik Vahle, Fredrik Vahles Schatzkiste - 75 Lieder (3 CDs, Patmos, 2010)
Diverse, Lullabies From The Axis Of Evil (Strange Ways/Indigo, 2004)
Wolfgang Rieck, Adele - Ukulele (Eigenverlag, 2007)
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„Wir Kinderliedleute sind nicht der Nabel der Welt. Wir werden diese
Gesellschaft nicht retten (wenn das denn nötig wäre), aber wir sind ein
ausgesprochen bunter, belebender Farbtupfer im allgemeinen Mainstream, der
leider zu wenig wahrgenommen wird.“ Christian Rau (Liederhaus, Berlin)
beschreibt eine Grundstimmung nach den Begegnungen, Foren und Diskussionen beim
Kinderlied-Kongress in Hamburg im vergangenen Herbst. Zum dritten Mal hatte der
Kinder Kinder e. V. Liedermacher, Theaterleute, Wissenschaftler, Journalisten,
Psychologen, Pädagogen und natürlich alle, die in irgendeiner Weise um kindliche
Ausdrucks- und Erlebnismöglichkeiten im künstlerischen Bereich bemüht sind, zu
Workshops, Seminaren und Vorträgen eingeladen, vor allem aber zum Austausch und
zur Diskussion. Und dafür gab es gute Gründe.
„Hört mehr auf
die Bedürfnisse
eurer Kinder!“
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Die Sorge um die Verdrängung spezifischer Erlebnisräume für die Heranwachsenden
ist nicht neu: „... es ist für die elektronischen Medien unmöglich, irgendwelche
Geheimnisse zu bewahren. Ohne Geheimnisse aber kann es so etwas wie Kindheit
nicht geben“, schrieb Neil Postman in seinem seither oft zitierten Bestseller
Das Verschwinden der Kindheit
bereits vor knapp dreißig Jahren. Unsere Kommunikationsstrukturen haben sich
aber seither kaum in eine Richtung entwickelt, die mehr menschliche Nähe,
emotionale Verbindlichkeit, Sicherheit und gleichzeitig mehr Freiraum für
Spontaneität, Spiel, Spaß, aber auch Trödeln und Träumen zuließe. Das alles
gehörte zu den elementaren Grundrechten der Kinder, wird in den Foren als
Gegenstrategie formuliert. Neu nämlich – und das war einer der
strittigsten Punkte der zentralen Podiumsdiskussion – scheint die
Dimension zu sein, in der sich Verlust und Verunsicherung abspielen. „Als Teil
der Erwachsenen, die in einer ganz spezifischen und innigen Weise mit Kindern
zu tun haben, als Kinderliedermacher, schlagen wir Alarm“, sagt deshalb Linard
Bardill aus der Schweiz und fährt fort: „Die Kinder, die zu unseren Konzerten
kommen, werden immer jünger. Kaum aus der Kinderspielgruppe, werden sie schon
von der Erwachsenenwelt, ihrer Musik und Unterhaltungsindustrie geködert und
auf erwachsen getrimmt. Unseren Kindern kommt immer mehr und früher die
Kindheit abhanden. [...] Kind sein heißt, in einem geschützten Raum aufwachsen zu
dürfen, in dem Fantasie und Unbekümmertheit, Spiel und Kennenlernen der Welt
möglich ist, ohne mit Problemen und den selbstbezogenen Absichten der
Erwachsenen wie Kommerz oder Egoproblemen zugeschüttet zu werden.“ Zu diesen
Thesen beziehen Theoretiker und Praktiker rund um Kinderkultur Position.
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