Rezensionen Bücher
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SIGRID FALTIN, ANDREAS SCHÄFLER
La Paloma – das Lied
Hamburg: Mare Buchverlag, 2008
189 S., mit zahlr. Fotos, plus 4 CDs
ISBN 978-3-86648-082-7
Vor einigen Jahren sangen in Hamburg 80.000 Menschen zusammen ein Lied, um sich
damit einen Platz im Guinness Buch der Rekorde zu sichern. Während Leser
der auflagenstärksten deutschen Zeitung (Bild) eben dieses Lied zum
„Jahrhunderthit“ wählten, spricht die Taz von der „Ursonate der
Popmusik“. Wir reden über „La Paloma“, damit über
hundertfünfzig Jahre und ein Phänomen. Sigrid Faltin und Andreas Schäfler
nehmen sich dieses Phänomens an, begeben sich über 189 Seiten auf Spurensuche
und gestatten dem Leser über den gut strukturierten Text mit vielen Abbildungen
und weiterführenden Literaturhinweisen, Ihnen mühelos zu folgen. Neben dem
insgesamt sehr ansprechend gestaltetem Druckwerk laden die beiden Autoren
außerdem mit über hundert hörbaren Versionen zu einer historischen Klangreise
ein und segeln mit „La Paloma“ quer durch die Kulturgeschichte. Kein Lied ist
so oft gesungen, gespielt oder wie auch immer interpretiert worden. Wir
begegnen nicht nur den Größen ihrer Zeit wie Elvis Castello, Caterina Valente
oder Charly Parker, sondern auch „La Paloma“ als Hochzeitslied auf Sansibar,
als Protestsong in Mexiko, großartiges Chorwerk im Baltikum, auf dem Hackbrett
in Bayern, dem Akkordeon in Schottland oder auf der Cheng in China. Ob Jazz,
Folk oder Pop – detailverliebte Musikinteressierte jeglicher Couleur
können hier gleichermaßen fündig werden und sich von der Wandelbarkeit einer
Gestalt ebenso faszinieren lassen wie von der Relativität kultureller Grenzen.
Cathrin Alisch
Bezug: www.mare.de
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CAROL CLERK
Die Geschichte der Pogues
Dt. Erstausg
Berlin: Bosworth, 2009
511 S.
ISBN 978-3-86543-306-0
Einheitssacht.: Kiss My Arse – The Story of The Pogues <dt.>
Ein dickes Buch über die Pogues – ideal für Fans? Es erzählt den Werdegang
der Band und der einzelnen Mitglieder, den Aufstieg, den Abstieg, beginnend mit
LP Nummer vier (Peace And Love), von der die
Pogues selbst nicht begeistert waren, Alkohol, Drogen, Intrigen,
wir lesen, was aus den Mitgliedern wurde und wie es zu den derzeitigen
Reunion-Versuchen kam. Also ein Buch für Fans? Ja, aber nur für sehr geduldige
mit guten Englischkenntnissen. Dass die Pogues an eine Autorin geraten sind, die
absolut keine Ahnung von irischer Musik und dem irischen Revival hat, die aber
von jeglichem Sachwissen ungetrübt genau darüber einen Haufen Unsinn schreibt
und sich dauernd selbst widerspricht (was beim Verlag offenbar niemand gemerkt
hat), die noch dazu die wenigen gälischen Wörter im Text konsequent falsch
schreibt – nicht mal die Aufforderung, póg mó thóin („Küss meinen Arsch“),
dem die Gruppe den Namen verdankt, gelingt ihr –
ach, geschenkt. Viel schlimmer ist, dass bei der „Übersetzung“ das Prinzip
befolgt wurde, möglichst wortwörtlich zu bleiben, ob es nun einen Sinn oder
keinen ergibt oder gar das Gegenteil des im Original gemeinten. Und wenn es
dann gar zu schwer wird, bleibt man eben gleich beim Englischen, vor allem
geografische Bezeichnungen scheinen wahnsinnig schwierig zu sein. Dass unter
„Vienna“ Wien zu verstehen ist, werden die meisten deutschsprachigen Leserinnen
und Leser ja noch wissen, aber „Blighty“? Im Ersten Weltkrieg aufgekommener
Slang für „England“? Wer das weiß, kann das Buch mit Gewinn lesen (und bei
unbegreiflichen Stellen einfach ins Englische zurückübersetzen, dann wird alles
klar), alle anderen sollten ihr Geld nicht für dieses Machwerk aus dem Fenster
werfen. Aber wer das Buch auf Deutsch lesen und verstehen kann, kann auch
gleich die englische Originalausgabe nehmen!
Gabriele Haefs
Bezug: www.bosworth.de
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RÜDIGER MAUL
Oriental Rhythm Collection
Manching: Edition Dux, 2007
46 S., nur Notation, plus CD (47:07) und DVD (53:00)
ISBN 978-3-934958-53-1, ISMN M-50017-228-4
Einsteiger in die Welt der Rhythmusinstrumente legen am besten gleich die DVD
ein. Die Grundschläge werden anschaulich und detailliert erläutert und an
einfachen Beispielen in Aktion gezeigt. Nach dieser Fußgängerbrücke geht es auch
bald in den fließenden Verkehr über, der Grundrhythmus Karachi nebst einer
Variation geleitet durch die technischen Besonderheiten diverser Rahmentrommeln,
Schellenkränze, Darbuka, Davul, Cajón, Bongos, Congas, Djembe. Das macht auch
interessierten Nicht-Perkussionisten Spaß. Danach ist es Zeit, in die
Notenbeispiele des Buches einzutauchen, die in leicht verständlicher
Pulsnotation nebst Lautsilbensprache durch ein wahres Füllhorn an Rhythmen und
deren Variationen führen, auch und besonders durch ungerade Metren. Ein
Einsechzehntel- oder Einachtelklick sorgt für Orientierung im Orientalischen.
Wer seine Kurse in afrikanischer, indischer oder Balkanperkussion absolviert
hat, ist bei Rüdiger Maul fehl am Platze, seine Sammlung ist kein Meisterkurs
und will es auch nicht sein. Es ist eine hervorragend verständliche und
anschauliche Schule für interessierte Anfänger, auch zweiten Grades, die sich
von der rhythmischen Komplexität deutschen Fußballstadiongetrommels nicht
ausreichend gefordert fühlen und mit Spaß an der Sache auch mal die eine oder
andere Nuss knacken wollen.
Luigi Lauer
Bezug: www.dux-verlag.de
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BERNHARD BITZEL, ANDREAS LUTZ
Das DING mit Noten – Kultliederbuch
Über 400 Songs
Manching: Edition Dux, 2009, XIV
439 S., Texte, Akk. u. Akkordbez. [Edition Dux; 6666]
ISBN 978-3-86849-014-5, M-50017-450-9
Das ist ein Ding! Wahrhaftig, denn diese Ausgabe enthält wieder über vierhundert
Songs, diesmal mit Noten. Deshalb ist das Ding auch doppelt so groß, sodass es ein richtiges
Schwergewicht ist (etwas größer als DIN A4, wie immer spiralgeheftet, wirkt
aber stabil). Man ist also dem Wunsch der Nutzer – so der Verlag –
nachgekommen und hat die Noten ergänzt. Genutzt werden muss das Werk im
Querformat. Man hat die Texte im früheren Format abgedruckt, im Idealfall
findet man nun die Noten direkt daneben auf dem A4-Blatt. Sonst muss man
entweder den Block umdrehen oder umblättern. Das könnte natürlich beim Spielen
vom Blatt etwas kompliziert werden, denn leicht ist das Ding auch nicht.
Ansonsten gilt das, was immer galt: etwas klein im Druck, Anordnung wild
gemischt, Inhalt quer durch alle Genres, nur ein Liedanfangs- und
Titelregister. Aber dafür wie immer eine Fundgrube und für das Geld ein super
Preis-Leistungs-Verhältnis – und diesmal eben wirklich mit Noten
(Gesangsstimme mit Gitarrenakkorden drüber).
Doris Joosten
Bezug: www.dux-verlag.de
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Software:
Score Perfect Professional 5
Notensatzprogramm
Notensatz am PC leicht gemacht – das verspricht jedenfalls die Firma
Scoretec mit der neuen Version ihres Satzprogrammes Score Perfect Professional.
Es müssen ja nicht immer die teuren Boliden sein, Programme, die den Anfänger
mit ihrer Vielfalt an Programmfunktionen überfordern. Scoretec verspricht eine
Alternative, die kaum Einarbeitungszeit erfordere. Und in der Tat: Das Programm
ist schnell installiert und gleich beim ersten Aufruf vermittelt die
aufgeräumte, übersichtliche Arbeitsoberfläche einen guten Eindruck. Am unteren
Bildrand befinden sich verschiedene, frei verschiebbare Werkzeugpaletten in
einer Art Dockingstation, die ein- und ausgeblendet werden können.
Die Bedienung des Programms ist sehr intuitiv: Alle Noten lassen sich per
Mausklick setzen, wahlweise auch per Keyboard oder als Stepeingabe mit der
Computertastatur. Mit einem Touchpad am Laptop ist die Noteneingabe etwas
schwieriger, aber mit einer Maus geht die Arbeit nach sehr kurzer Eingewöhnung
sehr flott und intuitiv von der Hand. Das Programm erkennt automatisch die
Möglichkeiten und nach dem Zeigen auf z.B. eine Note wählt man per Rechts- oder
Linksklick die jeweils möglichen bzw. sinnvollen Aktionen aus. Der Notensatz
folgt den traditionellen Notenstichregeln. Es gibt verschiedene Systemarten,
neben normalen Systemen mit fünf Linien gibt es Drumsystem, Gitarrensystem
(einfache Tabulatur, auch als Kombisystem zusammen mit herkömmlicher Notation)
oder Harmonikasystem für die steirische Harmonika. Es gibt eine Reihe nützlicher
Hilfsmittel wie zum Beispiel Import oder Export von Midi- und XML-Dateien, was
einen Austausch mit anderen Satzprogrammen einfach macht.
Score Perfect ist sehr flexibel, was die Nachbearbeitung von Noten betrifft. Man
kann per Mehrfachmarkierung verschiedene Bereiche der Partitur gleichzeitig
bearbeiten, um Teile der Notation zu verschieben, einzufügen oder zu löschen. Es
gibt Positionierungshilfen für Songtexte sowie eine Strophenverwaltung, die bei
der Editierung von Lyrics hilft, und viele weitere nützliche Tools. Die
Ausdrucke machen einen hervorragenden Eindruck. Es lohnt in jedem Fall, die
Demoversion von der Website des Herstellers herunterzuladen und auszuprobieren.
Ulrich Joosten
Bezug: www.scoretec.de
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Lehr-DVD:
INA LEMM
Drehleier spielen lernen leicht gemacht
Ein Multimediakurs zu Selbstlernen mit über 70 auswählbaren Filmen u. DVD-ROM-Teil zum Ausdrucken
O. O.: Eigenverlag, 2010
135:00
Ich will meine einzige wirkliche Kritik an der neuen Lehr-DVD vorwegnehmen: In
meinen Ohren klingt die Drehleier, auf der Ina Lemm ihre Lektionen vorführt,
leicht schief und nicht optimal eingerichtet. Verschiedene Töne der
Melodiesaiten klingen leider nicht immer ganz sauber. Dummerweise ausgerechnet
auch bei dem kleinen Musikclip, der die Ankündigungstafeln der einzelnen
Lernschritte untermalt und deshalb sehr häufig zu hören ist. Das ist äußerst
schade, denn gerade der Anfänger bekommt sozusagen vorgelebt, dass eine Leier
gern schon mal etwas „schräger“ klingen darf. Dabei weiß Ina Lemm durchaus, wie
es geht, eine Drehleier vernünftig einzurichten.
Kapitel zwei der aufwändig produzierten DVD geht neben Hinweisen zur Haltung des
Instrumentes auf das Stimmen der offenen Saiten, Wattierung, Kolofonierung und
Schnarrsaiteneinrichtung ein. Vorher bekommt man im ersten Kapitel nach einer
kurzen Einführung ein Interview mit dem Drehleiernbauer Kurt Reichmann zur
Historie des Instrumentes geboten, die einzelnen Teile der Leier werden
vorgestellt und Hinweise zur Stimmung der einzelnen Saiten gegeben. Kapitel drei
widmet sich dem Spiel der linken Hand und den erforderlichen Fingersätzen.
Kapitel vier behandelt das Schnarrsaitenspiel vom Einer- über den regelmäßigen
Zweierschlag und den „Walzerschlag“ bis zum Viererschlag. Dabei sind die
einzelnen Lernabschnitte intelligent gewählt, werden auf charmante Weise und gut
verständlich erklärt.
Die Melodien sind leichte, aber nicht anspruchslose Stücke, die oft zweistimmig
gesetzt und dann auch jeweils einzeln und zusammen mit einem zweiten
Drehleierspieler vorgespielt werden. Man kann von den Videos auch ohne
Notenkenntnisse lernen, was natürlich nicht heißen soll, dass Notenkenntnisse
nicht von Vorteil wären.
Das letzte Kapitel der DVD beinhaltet Bonusmaterial wie Tipps für eine
Drehleier-Erste-Hilfe-Tasche, einer Negativliste mit Dingen, die man unbedingt
vermeiden sollte, Referenztöne zum Stimmen der offen Saiten und Kauftipps. Die
DVD enthält zudem ein 23-seitiges PDF-Dokument zum Ausdrucken, mit sämtliche
Noten der enthaltenen Spielstücke, Tipps und Tricks (z. B. eine Checkliste, was
zu tun ist, wenn die Leier schrecklich klingt) und weiteres begleitendes
Material, z. B. Diagramme der Radaufteilung. Das Dokument ist auch auf Englisch
beigefügt (man kann die DVD auch mit englischem Voice-over anhören – eine
sicher auch verkaufsfördernde Ausstattung).
Ina Lemm führt die einzelnen Kapitel in verschiedenen, farbenprächtigen
mittelalterlichen Kostümen in unterschiedlichen Räumen oder im Hof der Burg
Veldenz vor, was die Kapitel zu einem optisch abwechslungsreichen Vergnügen
macht. Aber das soll nicht heißen, dass sich die Lehr-DVD nur an Rezipienten aus
der Mittelalterszene richtet. Sie ist für Einsteiger sicher eine lohnende
Anschaffung.
Ulrich Joosten
Bezug: doktorlemm@aol.com
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FOLKER auf Papier
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