John Spillane
Irlands neuer Nationalbarde
Dublin, Harcourt Hotel, Februar 1996. Auf der Bühne der Music Bar des einstigen
Wohnsitzes von George Bernard Shaw steht an diesem Abend Nomos aus Cork, zum
damaligen Zeitpunkt ein aufgehender Stern am Himmel traditioneller irischer
Musik. Der Schwerpunkt liegt auf Instrumentalem – fetzige,
schweißtreibende Jigs ’n’ Reels der feinsten Sorte. Und doch, ein Mann sticht
heraus: John Spillane an Gitarre und Gesang, dem etwa alle drei Stücke die
Gelegenheit gegeben wird, sein Können als Singer/Songwriter zum Besten zu gebe.
Und das ist enorm.
Text: Stefan Backes, Markus Dehm
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www.johnspillane.com
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AUSWAHLDISKOGRAFIE:
The Wells Of The World (Eigenverlag, 1997)
Hey Dreamer (EMI, 2005)
Irish Songs We Learned At School (EMI, 2008)
More Irish Songs We Learned At School (EMI, 2009)
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Die irische Gesangsikone Sinéad O’Connor ist mit der Vergabe von Komplimenten an
die einheimischen Kolleginnen und Kollegen nicht gerade großzügig. Schon deshalb
sollte man hellhörig werden, wenn sie einen Musiker herausgreift und ihn über
den sprichwörtlichen grünen Klee lobt. John Spillane ist einer dieser
„Auserwählten“. Gemeinsam mit Nomos, die er bereits 1997 für seine Solokarriere
verließ, entstammt er dem Dunstkreis der legendären Lobby Bar* in seiner
Heimatstadt Cork. O’Connor meint, dass man Spillanes Songs noch in zweihundert
Jahren singen werde und sie dann als traditionelle irische Folkmusik gelten
würden. Es dürfte für heutige Generationen schwierig werden, das zu überprüfen,
aber eins steht fest: Ein Platz in den Geschichtsbüchern des Irish Folk ist John
Spillane jetzt schon gewiss.
„Nenn es Folk, akustische
Musik, Traditional, Weltmusik
oder Pop – für John passt
das alles.“
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Zweimal bereits, 2003 und 2006, gewann er den begehrten Meteor Ireland Music
Award in der Kategorie „Best Folk/Traditional“. Dabei begann alles gar nicht mit
traditioneller Musik, sondern mit Pink Floyd. An einem Stück dieser Rockband
nämlich versuchte sich Spillane, als er im Alter von fünfzehn Jahren anfing,
Gitarre zu spielen. Gefragt nach seinen musikalischen Idolen, nennt er
folgerichtig zuerst Bob Dylan, James Taylor, Neil Young und die Beatles, bevor
er schließlich auch Planxty und Clannad erwähnt. „Am Anfang versuchte ich, einen
amerikanischen Akzent zu imitieren, aber als ich echte Amerikaner den Blues
singen hörte, kam ich mir wie ein Betrüger vor. Seitdem ist das Wichtigste für
mich, mir selbst und meiner Herkunft treu zu bleiben“, äußerte er einmal.
* Im Obergeschoss der Lobby Bar gaben sich bis zu ihrer insolvenzbedingten
Schließung 2005 namhafte Künstler der irischen Folk- und Tradszene, aber auch
aus dem Rock-, Blues-, Jazz- und Alternativebereich 17 Jahre lang die Klinke in
die Hand. Ihr Wirt, Pat Conway, war eine Zeitlang Manager von Nomos und John
Spillane.
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FOLKER auf Papier
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