5 Minuten mit...
Rachid Taha
Wenn der Raï röhrt
Den amüsantesten Coup landete Rachid Taha 1986 mit seiner damaligen Band Carte
de Séjour (frz. „Aufenthaltsgenehmigung“). Die ironisch-orientalische
Interpretation des französischen Chansonklassikers „Douce France“ ließ Taha über
den damaligen Kulturminister Jack Lang an jeden Parlamentarier verteilen, damit
diese mal die Sicht eines Immigranten kennenlernen. Heute wissen wir: Gebracht
hat es nichts. Taha kämpft trotzdem weiter.
Text: Luigi Lauer
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„Es gibt keine Sozialisten mehr, die sind längst in der
Bourgeoisie gelandet, Sarkozy hat die Linken plattgemacht.“
Nachdem Carte de Séjour sich 1989 auflösten, ging Taha unter eigenem Namen ans
Werk. Als 1991 sein erstes Soloalbum erschien, stand das zentrale Thema
Migration zwar nicht mehr im Bandnamen, aber trotzdem auf dem Plattencover:
Barbès hieß es, nach dem
Migrantenviertel in Paris. Die Platte wurde eine Pleite, nicht zuletzt, weil
die Veröffentlichung mit dem zweiten Golfkrieg zusammenfiel und
arabischsprachige Lieder nicht eben patriotismuskompatibel waren –
Frankreich war Kriegspartei. Doch mit Steve Hillage kam der Erfolg. Der
Gitarrist von Gong produzierte 1993 das Folgealbum, womit eine fünfzehn Jahre
dauernde Zusammenarbeit begann. Seither fuhr der Fahrstuhl nur noch aufwärts.
Vor zwei Jahren ist Rachid Taha nun fünfzig geworden, der algerische
Orient-Rock-Rebell zwischen The Clash und Umm Kulthum, zwischen Punk und Poesie.
Und jetzt das: Sein neues Werk Bonjour
ist ein astreines Singer/Songwriter-Album. Hier ist ein Geschichtenerzähler am
Werk und keiner, der mit wütenden Parolen um sich wirft.
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