SO VIELE ERINNERUNGEN UND KEIN BEDAUERN
DIE POESIE DES FABRIZIO DE ANDRÉ
EINE WÜRDIGUNG ZUM ZEHNTEN TODESTAG
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www
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www.fondazionedeandre.it
(Seite einer Stiftung an der Universität Siena zur Erforschung und Publikation
des Werkes von Fabrizio De André; it.) www.viadelcampo.com
(Private Projektseite über Fabrizio De André mit vielen Hintergrundinformationen;
it., frz., span., ung.) www.muh.info/...
(Viele Lieder
Fabrizio De Andrés auf einer privaten Website; dt.)
AUSWAHLDISKOGRAFIE:
Volume 1 (BMG, 1967)
Volume 3 (BMG, 1968)
La Buona Novella (BMG, 1970)
Non Al Denaro, Non All’Amore Né Al Cielo (BMG, 1971)
Rimini (BMG, 1978)
Creuza De Mä (BMG, 1984)
Anime Salve (BMG, 1996)
In Direzione Ostinata E Contraria (4-CD-Box; Sony BMG, 2005)
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1966 erschien die erste Langspielplatte des Cantautore aus Genua mit zehn
Stücken, die bereits als Singles herausgekommen waren. Auf der Welle des
Wirtschaftswunders der frühen Sechziger erlebte Italien in jenen Jahren eine
stürmische Zeit, ohne angemessene Regierung, auf dem Weg zur modernen
Industrienation. Dieses Phänomen prägte nicht nur die Wirtschaft und soziale
Ordnung des Landes, sondern auch die Mentalität und den Lebensstil von Millionen
von Städtern. Der rasante ökonomische Aufschwung trug auch stark zur
„anthropologischen Mutation“ (Pier Paolo Pasolini) bei, die im Verlauf eines
kurzen Zeitraums die Gebräuche, Traditionen und das Kaufverhalten der Italiener
grundlegend verändert hatte.
Text: Paolo Battifora Übersetzung: Martin Steiner
„Aus Diamanten
wächst nichts,
aus dem Mist aber
wachsen Blumen.“
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„Gewöhnlich und einsam
endet unser Schicksal -
wenn man stirbt,
stirbt man alleine.“
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In einer Zeit, in der die Dynamik der Modernisierung auf einen traditionellen
und konformistischen Lebensstil traf, machte Fabrizio De André die ersten
Schritte seiner Karriere. Er gehörte der jungen Clique um Luigi Tenco, Bruno
Lauzi, Umberto Bindi und Gino Paoli an, die als Genueser Liedermacherschule in
die Geschichte eingegangen ist. De André war beeinflusst von dem französischen
Chansonnier Georges Brassens, von dem er mehrere Lieder ins Italienische
übersetzte. Er nahm sie auf und verpackte die verschachtelten Reime und
lyrischen Bilder in Volksmusikballaden mit einer kargen, auf die Gitarre
konzentrierten Begleitung. Seine Zugehörigkeit zur privilegierten Klasse war dem
Sprössling des Großbürgertums ein Dorn im Auge. Er war ein Antikonformist in
seinem Denken und seinem Lebensstil. Seine wichtigste Inspirationsquelle fand er
in der Altstadt von Genua mit ihren labyrinthischen Gässchen und Plätzchen, für
die „die Sonne des lieben Gottes nichts übrig hat. Sie ist anderweitig genug
beschäftigt, die Leute zu erwärmen“ („La Città Vecchia“). Prostituierte,
Alkoholiker, Vagabunden, Drogensüchtige, Unangepasste, unglücklich Verliebte,
Opfer der herrschenden Gesellschaft – die Leidenden, Zurückgewiesenen,
Verschmähten waren für ihn die echten und authentischen Menschen („Aus Diamanten
wächst nichts, aus dem Mist aber wachsen Blumen“ – „Via Del Campo“). Die
Lieder verströmen eine kraftvolle Poesie voller Zuneigung und menschlicher
Anteilnahme.
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1967, als beim Festival in San Remo alberne Verse wie „Ich, du und die Rosen,
ich, du und die Liebe“ bei den Massen ankamen, befremdete ein Stück wie „Via Del
Campo“, in dem die Liebe ganz und gar nicht süßlich und keusch, sondern
fleischlich und ungehörig erblühte. Ohne zu beschönigen, nahm De André Worte wie
„Hure“ in den Mund. Er sang über eine Frau, die in einem Alkoven in einer
verwinkelten Sackgasse Glück für einen Moment schenkt („Glaub nicht, dass man
das Paradies nur im ersten Stock finden kann“). Dort findet man auch „Bocca Di
Rosa“, eine Arbeiterin in Sachen Sex, die ein wenig Licht und Leben ins Grau
eines vergrämten Mannes bringt („Lebewohl Bocca di Rosa, mit dir vergeht der
Frühling“).
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FOLKER auf Papier
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