POESIE UND POSSEN
Georg Ringsgwandl
Songpoet und Narr
Um diese Tierart fürchtet Georg Ringsgwandl schon länger: den Humor.
Der Humor sei eine enorm bedrohte Gattung. Also zieht der Songpoet durch die
Theater und sorgt für den Erhalt des Tieres. In opernhaften Rockaufführungen
fegt er wie ein bunter Faun über die Kleinkunstbühnen. Singt Balladen über
Liebe, Einsamkeit, das Scheitern.
Text: Claudia Friedrich
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www.ringsgwandl.de
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AUSWAHLDISKOGRAFIE:
Staffabruck (Trikont, 1993)
Alte Reißer - verreckte Geschichten (Lawine/Sony Music, 2005)
Trulla! Trulla! (DVD; Sony Music Entertainment, 2005)
Der schärfste Gang (Lawine/Sony Music, 2006)
Untersendling (Lawine/Sony Music, 2009)
RINGSGWANDL UNTERWEGS:
08.01.10: Tuttlingen, Stadthalle
15.01.10: Ergolding, Bürgersaal
16.01.10: Eichstätt, Altes Stadttheater
17.01.10: München, Ludwig-Maximilians-Universität, Audimax
22.01.10: Lörrach, Burghof
23.01.10: Fischbach, Bahnhof
28.01.10: Essen, Theater
29.01.10: Einbeck-Sülbeck, Beim Esel
30.01.10: Hannover, Pavillon
31.01.10: Worpswede, Music Hall
02.02.10: Bremerhaven, Theater am Fischereihafen
03.02.10: Osnabrück, Haus der Jugend
04.02.10: Aschaffenburg, Colos-Saal
05.02.10: Mainz, Frankfurter Hof
06.02.10: Düsseldorf, Savoy Theater
19.02.10: Bad Reichenhall, Magazin
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„Die wesentlichen
Dinge passier’n
noch immer analog.“
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Georg Ringsgwandl sitzt in einem Café in Köln. Kein blauer Lidschatten. Kein
roter Lippenstift. Keine pinkfarbenen Glitzerstrümpfe. Keine Perücke oder
Strickmütze. Das gehört zu seinen Charaktermasken, mit denen er über die Bühne
rockt. Jetzt sitzt er auf einer Bank am Fenster. Braunes Jackett, blaue Jeans.
Spricht übers Scheitern. Ja, natürlich ist es poetisch. Es ist ein Gegenmittel
gegen den Erfolgswahn. Bei all den Gewinnern, den Besten und Schnellsten, den
Managern des Jahres und dem Model des Jahres wirkt Scheitern wie der Antichrist
der Erfolgsreligion. „Alle sind Dilettanten und scheitern so gut vor sich hin,
wie sie können.“ Auch wenn alle das Absolute anstreben. Sie werden den Moment
der reinen Perfektion verfehlen. Ob es die Popikone Madonna ist oder ein
Querschnittsgelähmter. Den Scheiternden gehört seine Sympathie. Über sie
schreibt Georg Ringsgwandl Songs. Lieder, denen Tragik und Komik innewohnen, wie
in der Strophe von einem Digitalfreak, der beim Autofahren auf seinem
multifunktionalen Bordcomputer rumspielt, vom Fahrstreifen abkommt und gegen
einen Laster prallt. „Die wesentlichen Dinge passier’n noch immer analog.“
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In seinen Stücken verleiht Georg Ringsgwandl der Groteske poetische Formen. Er
beobachtet den Alltag, filtert Stimmungen und fasst die Essenz in lyrische
Texte. Stimmen die Worte nicht, hilft auch keine gute Musik. Ein Song sei ein
Amalgam aus Musik und Wort. Die Geschichte muss stimmen. Erst wenn sich das
Publikum angesprochen fühlt, wenn es ruft „Genau, das ist es!“, dann gehen die
Songs auf. Für seine Mischungen durchkämmt Georg Ringsgwandl den Alltag, zum
Beispiel das Leben in Untersendling. Ein Münchner Stadtviertel und Metapher
zugleich, denn Untersendling existiert in sämtlichen Städten dieser Welt. Nicht
schön, nicht schlecht. Ein bisschen verkommen. Ein bisschen wohlhabend. „Wo die
Leute schauen, dass sie eine möglichst gute Figur machen.“ Georg Ringsgwandl
lacht. Manchmal gelingt es und ein anderes Mal gelingt es nicht. Solche Momente
sind es, von denen die Poesie erzählt. In den Songs geht es nicht um Klimawandel
oder globale Krisen. In seinen Songs geht es um Figuren, die Krisen mit einem
Satz aus dem Weg räumen. Auf Bayerisch. „Krise, was für Krise? Ich hab’ vorher
schon nichts gehabt.“
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FOLKER auf Papier
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