Musik hat kein Verfallsdatum. Schon gar nicht zu Weihnachten: B. B. KING,
RAY CHARLES, RAMSEY LEWIS und CHARLES BROWN
hat Putumayo mit einigen weniger bekannten, aber auch nicht zu unterschätzenden
GenreKollegen für A Jazz & Blues Christmas-Album
zusammengestellt. Kurze Infos zu den Stücken und den Künstlern sind auch
dabei (Putumayo PUT285-2/Exil/Indigo, www.indigo.de
, 10 Tracks, 33:16).
Eine ähnliche Kopplung, gleichwohl deutlich umfangreicher, also auch
gehaltvoller, kommt von Trikont: Wish You Too. Best Christmas Ever.
Die Fortsetzung des Wish-you-Albums von 2007. Auch hier ist
Blues angesagt, zum Beispiel von SONNY BOY WILLIAMSON und den STAPLE SINGERS.
Dazu kommt aber auch Chanson von MARIANNE DISSARD, Rock von den RAMONES,
Ukulele-Folk von den FLIRTATIONS. Soul, Bluegrass, Americana – die Liste
ließe sich fortsetzen. Allen gemeinsam bleibt der weihnachtliche Glöckchenklang im Hintergrund
(Trikont US-0387/Indigo, www.indigo.de
, 20 Tracks, 51:49). Die britische Gruppe
THE PLAYERS hat auf ihrem Album Christmas einen ganzen Sack
voll klassischer Weihnachtslieder im Irish-Folk-Stil vertont.
Rein instrumental. Da kommen Assoziationen von Kohleöfen, Glühwein und
Rundtänzen auf (Expression ECPCD12R/Rough Trade, www.roughtrade.de
, 33 Tracks,
62:23). Auch beim deutsch-irischen Trio IONTACH bleibt es irisch und folkig. Mit
Flight Of The Wren – Iontach Celebrate Christmas
haben sie ein Album herausgebracht, dass ohne Metaphern wie die vom Himmel
fallenden Schneeflocken auskommt. Trotzdem sind die Texte so eindeutig wie die
Musik (Iontach IONCD178, www.iontach.de
, 9 Tracks, 27:12, Booklet mit Texten).
Ganz im Gegensatz zu den beiden Wiggensbacher Kolleginnen von den VIVID CURLS:
Deren Aufforderung ans gerade erst geborene Jesulein, Christkind fliag
– wie darf man die verstehen? Der Titelsong, zwei weitere Stücke und eine
Unpluggedversion des „Christkinds“, allesamt in Allgäuer Mundart vorgetragen,
ergeben eine ebeno kurze wie kurweilige EP poppiger Liedermacherlieder mit
Volksliedeinschlag (Vivid Curls, www.vivid-curls.de
, 4 Tracks, 13:30).
Einen guten Flug, unseretwegen auch bis zum Mond, wünschen wir auch dem
notleidenden Sony-Konzern, der den Folker und seine Leserschaft bekanntlich
nicht einmal mehr gelegentlicher Promoalben ihres Großkünstlers BOB DYLAN
für wert hält – oder hat die Firma schlicht schon nicht mehr die Kohle
für Rohling und Porto? Dylan hat mit Christmas In The Heart
wohl das Weihnachtsalbum des Jahres in den Wind geblasen: ein weitgehend ebenso
hemmungslos vollkitschiges wie öde ironiefreies Potpourri oller Kirchen- und
Popkamellen von „Adeste Fideles“ über „Little Drummer Boy“ bis „The Christmas
Blues“ und zurück, dessen Einnahmen angeblich bis in alle Ewigkeit an Feeding
America, eine Organisation zur Unterstützung Bedürftiger, und vergleichbare
Hilfsorganisationen gehen. Man muss auch mal großzügig sein: Dylan den Armen
gegenüber, wir Sony gegenüber, die Musikfreunde urbi et orbi Weihnachtsmann
Dylan gegenüber, den auf der Ehrenrunde offenbar immer seltsamere Musen zu
küssen belieben (Columbia/SONY, www.sonymusic.de
, 15 Tracks, 42:07).
Schöne Bescherung. Wir wünschen ein frohes Fest ...
Sarah Habegger/Christian Beck
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