LABELPORTRÄT 42
Fellside
Eine Frau, ein Mann, ein nordenglisches Label
TEXT: MIKE KAMP
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Ranglisten zu erstellen, ist immer problematisch und eine Frage der Kriterien.
Das gilt selbstverständlich auch für Plattenlabels. Doch egal, welche Sichtweise
man bevorzugt: Fellside Recordings zählt zu den ganz wichtigen Folkfirmen auf
den Britischen Inseln und das nicht nur, weil die Firma aus dem Lake District
seit mittlerweile 34 Jahren aktiv ist. Auch was die Qualität der
Veröffentlichungen angeht, wird immer gute und sehr oft hervorragende Arbeit
geleistet.
Die Firmengeschichte begann offiziell 1976, doch eigentlich schon etwas früher,
denn sie ist auch die von Paul und Linda Adams. Die beiden machten gemeinsam
Musik im lokalen Folkklub, heirateten und starteten dann Fellside, genau in
dieser Reihenfolge. Paul, früher Jazzbassist und -drummer, sieht das ziemlich
unsentimental: „Mein Talent lag eher auf der technischen Seite als beim Singen.
Ich hatte auch schon einige Erfahrungen in Sachen Tontechnik gesammelt. Da habe
ich mir quasi ein Hobby zugelegt, das irgendwann zum Beruf geworden ist.“ Das
war dann 1976. Die Arbeitsteilung haben die beiden bis heute beibehalten: Paul
ist für den aufnahmetechnischen Teil zuständig und Linda sorgt dafür, dass die
Buchführung stimmt. Dabei ist gerade sie immer noch eine grandiose Sängerin,
aber sie macht darüber nicht viel Aufhebens. Wenn man allerdings die Booklets
der Fellside-Veröffentlichungen genau studiert, dann kann man feststellen, dass
Linda Adams häufig mit ihrem Gesang viele Labelkünstler unterstützt.
„Was nützt es denn, wenn Künstler laut Vertrag noch zwei CDs aufnehmen
müssen, aber nicht wollen. Man kann sich vorstellen, was dabei
rauskommt.“
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Bevor ein kenntnisreicher Mensch einen Einwand planen sollte: Fellside ist nicht
das einzige Label der beiden. Mit Lake Records widmet sich besonders Paul seit
1984 seiner Vorliebe, dem britischen Traditional- and Mainstreamjazz, und hat
dort mittlerweile mehr Veröffentlichungen als mit dem älteren Schwesterlabel.
Small Folk wiederum ist wenig überraschend der Musik eines englischen
Kinder-TV-Programms gewidmet. Man denkt sogar über eine weitere Gründung nach,
dazu aber später mehr.
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Die Firmenphilosphie bei alldem ist denkbar einfach und sympathisch: Wie würden
wir behandelt werden wollen, wenn wir Künstler wären? Und genau so behandeln die
beiden ihre Künstler auch. Paul und Linda Adams haben einen guten Ruf in der
britischen Szene. In Sachen künstlerischer und finanzieller Zuverlässigkeit
scheinen sie mit Ian Green von der schottischen Plattenfirma Greentrax in einer
einsamen Liga zu spielen. Generell schließen die Adams nur Verträge für eine CD
ab, nie über mehrere. Das macht beide Seiten flexibel, ist aber zumindest für
das Unternehmen eine Stärke, die zugleich eine Schwäche ist.“
... mehr im Heft
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FOLKER auf Papier
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