5 Minuten mit...
Diego el Cigala
Tränen und noch mehr Tränen. Wenn der Bolero im Flamencotakt pulsiert
Was haben kubanische Rhythmen und Flamenco gemeinsam? Leidenschaft, echte
Gefühle und viel, viel Herzblut, davon ist Diego el Cigala, Spross eines
bekannten Zigeunerklans und temperamentvoller Sänger, fest überzeugt. Seit der
Spanier Anfang des Jahrtausends den legendären Film Calle 54
sah, Fernando Truebas Hommage an den Latin Jazz, ist er dem Sound der
Karibikinsel verfallen. Und so machte er sich 2003 auf nach Havanna, um Kubas
Klänge zu erforschen und sie anschließend mit seinem Flamenco zu verschmelzen.
Das Resultat dieser Fusion verewigte er zusammen mit dem Pianisten Bebo Valdés
auf der CD Lágrimas Negras, zu Deutsch „Schwarze Tränen“. Die Scheibe
schlug ein wie eine Bombe: fast zwei Millionen verkaufte Exemplare, ein Grammy
als Krönung, und selbst Flamencopuristen, die jegliche Verwässerung des Genres
mit Argusaugen überwachen, zeigten sich versöhnlich. Diego el Cigala und sein
kubanischer Gefährte hatten dem Bolero ein Flamencodenkmal gesetzt. Mit
Dos Lágrimas, zwei weiteren Tränen, setzt der König des Flamenco den
eingeschlagenen Weg jetzt konsequent fort.
Text: Suzanne Cordsr
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AKTUELLE CD:
Dos Lágrimas (Cigala Music/
Deutsche Grammophon, 2009)
www.elcigala.com
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„Flamenco ist mein Leben, mein Herzschlag, mein Gefühl,
wir sind auf immer und ewig vereint.“
„Kubaner und Zigeuner sind Cousins der Herzen. Wir haben beide Musik im Blut,
wir werden mit dem Rhythmus geboren und wir leben ihn.“ Selbstbewusst lehnt sich
Diego el Cigala zurück, streicht sich über den penibel gestutzten Kinnbart und
wirft die pechschwarzen langen Haare aus dem Gesicht. Dabei klimpern die
Goldkettchen unter dem seidenen Hemd und funkeln die Ringe an den manikürten
Fingern. Der vierzigjährige Spanier erfüllt alle Klischees des
Flamenco-Zigeunerkönigs, und seine Fans lieben ihn dafür. Wenn er im schwarz
glänzenden Anzug auf der Bühne steht und inbrünstig mit seiner dunklen, rauen
Stimme ein Lamento intoniert, dann gräbt sich der klagende Gesang tief in die
Seelen der Zuhörer ein. Seine Stimme erinnere an die unvergessene
Flamencolegende Camarón de la Isla, hauchen die Leute im Publikum andächtig.
Händeklatschend gibt der Maestro den Takt vor, jeden Fingerzeig greifen die
Musiker auf.
„Flamenco ist mein Leben, mein Herzschlag, mein Gefühl, wir sind auf immer und
ewig vereint“, erklärt El Cigala. Das klingt pathetisch, doch Pathos gehört in
die Welt des Flamenco, die übertriebenen Gesten und Worte, all das ist Teil
jenes Gefühls, das den Sänger antreibt. „Ich habe nie ein musikalisches Konzept
in der Schublade, ich mache alles aus dem Bauch heraus“, bestätigt er. „Ich
suche nicht, ich fühle. Alles kann mich inspirieren, ein verpasster Zug oder ein
Kuss meines Kindes. Das Leben treibt mich voran.“
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