Multikulturelle schwangere Auster
DAS BERLINER HAUS DER KULTUREN DER WELT FEIERT ZWANZIGSTEN GEBURTSTAG
Künstlerische Reflektionen über die eigene Position in dieser Welt
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„Es geht nicht darum, Randbereiche der Welt oder der Gesellschaft zu thematisieren, sondern darum,
dass das, was wir tun, wirklich mit uns selbst zentral zu tun hat.“
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Als das Haus der Kulturen der Welt (HKW) vor zwei Jahrzehnten in der
(West-)Berliner Kongresshalle – vielen ist das Gebäude wegen seiner
Architektur vor allem unter dem Namen „Schwangere Auster“ ein Begriff –
seine Arbeit aufnahm, war die heutige Bundeshauptstadt noch geteilt und der
Begriff Multikulti in aller Munde. Das HKW sollte Programme mit Künstlern aus
Asien, Afrika, Lateinamerika und Ozeanien entwickeln und so eine Lücke füllen,
da die meisten außereuropäischen Länder nicht über ausreichende finanzielle
Mittel verfügten, um in Deutschland ein Kulturinstitut zu unterhalten.
Präsentiert wird bis heute zeitgenössische Kultur in den drei Programmbereichen
Literatur/Gesellschaft/Wissenschaft, Bildende Kunst/Film/Medien und
Musik/Tanz/Theater. Obwohl das HKW vom Publikum gut angenommen wurde, hätte
nicht viel gefehlt und das zwanzigjährige Bestehen dieser international
anerkannten Einrichtung könnte heute nicht gefeiert werden. Bereits ab Ende 1990
erhoben andere Institutionen des Bundes, unter anderem der Besucher- und
Informationsdienst des Deutschen Bundestages, Anspruch auf die Räumlichkeiten
der nun nicht mehr in Mauernähe, sondern in der Mitte Berlins gelegenen
Kongresshalle. Ende 1992 sperrte der Haushaltsausschuss dem Haus der Kulturen
dann für 1993 Zuschüsse von zwei Millionen D-Mark. Die Mitarbeiter, die eine
starke Einschränkung ihrer Arbeit befürchteten, wehrten sich und sollten mit der
Sperrung von zwei Dritteln der Projektmittel zur Räson gebracht werden. Im
Frühjahr 1993 kam dann ein Kompromiss zustande, der dem HKW die Weiterarbeit
ermöglichte. Unterstützt von der Öffentlichkeit, ging die Einrichtung gestärkt
aus dieser Krise hervor. Seit 2001 gehört sie jetzt der Gesellschaft der
Kulturveranstaltungen des Bundes in Berlin an, einem gemeinsamen Verbund mit den
Berliner Festspielen und den Internationalen Filmfestspielen Berlin. Der Bestand
scheint also gesichert, und im September wurde mit dem Festival „The Spirit of
the Haus“ und Gästen wie Oumou Sangare, Anri Sala oder Kwame Anthony Appiah der
zwanzigste Geburtstag gefeiert.
„Die baulichen Vorgaben verlangen groß dimensionierte Projekte. Auf der anderen Seite
ist dieses Haus ein Gebäude, in das Menschen jederzeit hineingehen können ...“
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Im Folker-Gespräch mit Bernd Scherer, dem Intendanten des HKW, geht es um den Wandel von
Selbstverständnis und programmatischem Ansatz sowie um seine persönlichen
Gestaltungsvorstellungen. Scherer steht dem Haus seit drei Jahren vor, nachdem
er dort bereits von 1994 bis 1996 den Bereich
Literatur/Gesellschaft/Wissenschaft leitete und von 1996 bis 1999
stellvertretender Generalsekretär war.
Was bedeutet der runde Geburtstag für Sie persönlich?
Das Erste ist, dass auch ich älter geworden bin (lacht).
Die Tatsache, dass wir zwanzig geworden sind, führt dazu, dass in der Arbeit
plötzlich eine ganz andere Dimension auch wichtig wird, nämlich die der
Geschichte. Das Haus war lange Zeit dadurch gekennzeichnet, dass wir bei unserer
Projektarbeit immer in die Zukunft gedacht haben: Was machen wir als Nächstes?
Dass sich daraus jetzt im Rückblick auch eine Linie nachzeichnen lässt und eine
geschichtliche Dimension entsteht, ist, glaube ich, ein ganz zentraler Punkt,
der sich dann auch immer mehr in der Arbeit selbst reflektiert.
Die Fragen stellte Sabine Froese.
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FOLKER auf Papier
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