Lieder vom Dach der Welt
Soname
Die Stimme Tibets
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www.soname.com
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AUSWAHLDISKOGRAFIE:
Unforgettable Land (Harmonia Mundi, 2006)
Plateau (Harmonia Mundi, 2009)
BIBLIOGRAFIE:
Soname Yangchen mit Vickie Mackenzie, Wolkenkind, München: Droemer Knaur, 2005 (TB: 2009)
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In der westlichen Hemisphäre tritt sie neben Stars wie Elton John oder Björk im
Royal Opera House in London und in der New Yorker Carnegie Hall auf. Dabei hätte
die 36-jährige Soname Yangchen sich vor ein paar Jahren noch nicht träumen
lassen, jemals in der Öffentlichkeit zu singen. Ihre glasklare Stimme ließ sie
damals nur bei der Hausarbeit im stillen Kämmerchen erklingen. Doch das
Schicksal hatte andere Pläne mit der jungen Tibeterin. In dem Buch
Wolkenkind (orig. Child of Tibet) schrieb
sie mithilfe der Journalistin Vickie Mackenzie die bewegende und
turbulente Geschichte ihres Lebens auf, das sie auf der Flucht aus Tibet über
Indien und Frankreich bis nach England führte.
Text: Suzanne Cords
Seit einigen Jahren ist Soname nun mit Tochter und Ehemann im Seebad Brighton zu
Hause. Unendlich dankbar sei sie für ihr neues Leben in Freiheit, sagt sie.
„Jetzt geht es mir gut. Aber ich kann mich doch deswegen nicht einfach
zurücklehnen und sagen, meine Taschen sind voll. Nein, ich möchte anderen etwas
zurückgeben.“
„Singen hat für mich eine
spirituelle Bedeutung.
Ich fühle mich dann
eins mit dem Universum.“
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Soname kam 1973 als Kind einer alten Adelsfamilie zur Welt und hätte eigentlich
eine glückliche Kindheit unter Tibets weitem Himmel verbringen können. Aber die
chinesischen Besatzer terrorisierten ihre Familie, im Dorf nannte man sie
Bastard, demütigte und schikanierte sie. Die kleine Soname musste mit ansehen,
wie ihre Eltern ausgepeitscht wurden und ihr Großvater über lodernden Flammen
gefoltert wurde. Um ihre Tochter in Sicherheit vor den willkürlichen Aktionen
der chinesischen Schergen zu bringen, schickten Sonames Eltern sie zu einer
Tante in die tibetische Hauptstadt Lhasa.
„Jeder Mensch muss bei
sich selbst anfangen,
die Welt zu verschönern,
indem er sein Umfeld zum
Lächeln bringt.“
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Doch die konnte nichts mit dem
sechsjährigen Mädchen anfangen und schob das Kind zu fremden Leuten ab. In der
Ersatzfamilie behandelte man Soname wie eine Haussklavin. Zehn Jahre lang
dauerte ihr Martyrium, bis ihr im Alter von sechzehn Jahren die Flucht gelang.
Quer durch den Himalaja floh sie über Nepal nach Indien, legte Hunderte von
Kilometern zu Fuß zurück. Hungrig und mit blutigen Füßen trotzte sie der
Eiseskälte, und nur der Gedanke an die Freiheit ließ sie die Strapazen
überstehen. Unterwegs wurde sie vergewaltigt, wurde schwanger und schickte die
anschließend geborene Tochter irgendwann zur Familie nach Tibet zurück, da sie
sie nicht ernähren konnte. Erst in Delhi fand Soname schließlich ihr Glück. Als
Hausdame eines reichen Inders kam sie erstmals in ihrem Leben mit Europäern in
Kontakt. Einer davon war Franzose und holte sie nach Europa.
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Bei einem Ausflug nach England traf sie dann ihren späteren Mann und blieb.
Äußerst gewöhnungsbedürftig sei die fremde westliche Welt gewesen, sagt sie,
aber hier habe sie endlich die Freiheit erlangt, von der sie immer geträumt
habe. Vor allem beeindruckt Soname der Respekt, mit dem Menschen
unterschiedlichster Herkunft sich gegenübertreten. Und auch den ungewohnten
Luxus empfindet sie noch lange nicht als Selbstverständlichkeit. „Ich habe
gelernt, was es bedeutet, bitterarm zu sein, und ich habe sehr oft Hunger
gelitten“, erzählt sie. „Und jetzt drehe ich den Hahn auf, und es fließt einfach
so warmes Wasser heraus. Und stellen Sie sich vor, in diesem seltsamen Land
füttert man sogar Tiere mit Fleisch.“
... mehr im Heft
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SONAME
Plateau
(World Village 450006[S]/Harmonia Mundi, www.harmoniamundi.com
)
Promo-CD, 13 Tracks, 49:57
Auf ihrem zweiten Album präsentiert uns die Sängerin und Buchautorin aus Tibet
eine Auswahl gediegen und abwechslungsreich instrumentierter und arrangierter
eigener Songs. Die Musik changiert von Folkpop oldfieldscher Provenienz über den
Folk-Techno-Sektor tangierende Werke bis zu Kompositionen, die auf
atemberaubende Weise tibetische und indische Musiktraditionen mischen und selbst
vor Reminiszenzen an die keltischen Gesangstraditionen der Wahlheimat
Großbritannien nicht haltmachen. Die Texte sind vorwiegend autobiografisch. Eine
charmante Platte, der weiteste Verbreitung und beste Verkaufszahlen zu wünschen
sind – immerhin hat es die Autobiografie der Künstlerin seinerzeit bis auf
Platz 19 der Spiegel-Bestsellerliste geschafft.
Walter Bast
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FOLKER auf Papier
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