FOLKER – Creole
FOLKER
präsentiert:
Bundeswettbewerb
Creole 2009
Die Creole-Preisträger 2009

Weltmusikpreise hinterfragt

Folker-Gespräch

WEM NUTZEN CREOLE UND RUTH?

go! www.creole-weltmusik.de
go! www.weltmusikpreis.de
Die komplette Dokumentation des Gesprächs findet sich auf go! der Folgeseite exklusiv auf www.folker.de.

Welchen Wert, welche Wirkung haben Weltmusikpreise überhaupt? Den Rahmen für diese grundlegende (In-)Fragestellung bot einer der beiden in Deutschland verliehenen Preise selbst: Das Finale des zum zweiten Mal ausgetragenen Bundeswettbewerbs Creole Ende September nahm der Folker zum Anlass, Chancen und Probleme solcher Wettbewerbe mit Fachleuten auf dem Podium und einem interessierten Publikum in der Berliner Werkstatt der Kulturen (WdK) kontrovers zu diskutieren. Wenig überraschend waren die meisten Teilnehmer der Debatte darin einig, dass Weltmusikpreise generell sinnvoll seien.

„Jeder Musiker, der sich auf
Wettbewerbe einlässt, muss
damit rechnen, dass er
ungerecht behandelt wird.“

Doch die mit etwa sechzig Zuhörern und Mitdiskutanten gut besuchte Veranstaltung hielt auch einen Knalleffekt bereit: „Latenten Rassismus“ bescheinigte ausgerechnet Ex-Radio-Multikulti-Musikchef Johannes Theurer dem Jury-Procedere, weil es den unterschiedlichen kulturellen Backgrounds nicht gerecht werden könne. Moderiert von Folker -Autor Christian Rath, diskutierten der Creole-Sprecher Andreas Freudenberg, die Musikerin und Jurorin des zweiten – älteren – deutschen Weltmusikpreises Ruth, Urna Chahar Tugchi, und der Musikjournalist Thomas Groß von der Zeit über die Bedeutung und Außenwirkung von Weltmusikpreisen, ihre Problemfelder wie Bewertungskriterien und Subjektivität von Juroren – und einmal mehr die über grundlegende Problematik des Begriffs Weltmusik.

Text: Sabine Froese

ES BRAUCHT ALLE ARTEN FüR EINEN KOMPLETTEN WELTMUSIKWETTBEWERB

Text: Christian Beck

Teller bunte Knete? Kommunikationsproblem? Qualität mancher Bewerber? Welchem der zahlreichen Standardfehler im System Weltmusikwettbewerb es geschuldet war, darüber lässt sich natürlich streiten. Vielleicht war der Grund für den enttäuschenden Publikumszuspruch zu Beginn der Bundeswettbewerbskonzerte ja auch einfach nur der fürs Wochenende noch zu frühe Donnerstag, aber als Stimmig mit deutlich kopflastig-sperriger Stimmakrobatik zum Kontrabass das Creole-09-Finale in Huxleys Neue Welt eröffneten, durchzog noch eine fast mit Händen zu greifende Tristesse den geschichtsträchtigen Leichte-Muse-Tempel an der Schnittstelle zwischen Kreuzberg und Neukölln. Ausgerechnet dort – wo das Leben bekanntlich auch ohne Musiknachhilfe tobt.

Es wurde dann schnell besser, schon am selben Abend mit der ambitionierten Brasil-Variante von Lua Mar und Dr. Bajan und seinem wilden Ostfolk im Punkgewand, wild, roh, unterhaltsam. Noch ganz andere Kaliber hatten schließlich die Line-ups der beiden folgenden Abende, an denen auch die drei Gewinner sich vorstellten: Mit der Eröffnung durch East Affair um den aller bremsenden Volksmusikfesseln entledigten Zimbalonspieler Jura Wajda erlebte das Festival zu Beginn des zweiten Abends seinen frühen Höhepunkt an jazzhaftem Drive und an mitreißender Spielfreunde für alle siebzehn beteiligten Ensembles!

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Anders als der Nominierungspreis Ruth, der seit 2002 jährlich auf dem TFF Rudolstadt überreicht und von MDR Figaro, dem TFF und inzwischen dem Trägerkreis Creole ausgelobt wird, ermittelt Creole als Wettbewerbspreis alle zwei Jahre zunächst über acht Regionalwettbewerbe je bis zu drei Gewinner. Aus ihrem Kreis werden im anschließenden Bundesentscheid drei Sieger gekürt. Bei dem Berliner Fachgespräch spielte die Ruth nur am Rande eine Rolle, da mit Andreas Freudenberg, der als ehemaliger Leiter der WdK schon den Berliner Vorgängerpreis der Creole, Musica Vitale, mit ins Leben gerufen hatte, ein fachlich und rhetorisch erfahrener Experte auf dem Podium saß, der seinen Raum zu nutzen wusste. Gleich in der Vorstellungsrunde erläuterte er die Beweggründe, die für die Schaffung eines Wettbewerbspreises für das Genre Weltmusik ausschlaggebend waren: Vor allem bei Veranstaltern und Medien sollte bundesweite Aufmerksamkeit für die musikalische Vielfalt, die sich besonders in Berlin durch Migrations- und Globalisierungsprozesse entwickelt hat, generiert werden. Künstlern aus den unterschiedlichen, oft nicht miteinander verbundenen Szenen sollte ein Treffpunkt geboten werden, um einander wahrzunehmen, sich auszutauschen und so ein Qualitätsbewusstsein zu entwickeln. „Dieser Wettbewerb hat auch für die Szene in Berlin schon viel gebracht“, bilanziert Freudenberg – nicht ohne darauf hinzuweisen, dass eine Wettbewerbsstruktur auch ihre Schwächen hat. In der Außenperspektive jedoch hätten beide Weltmusikpreise ein „kleines Kommunikationsproblem“ – darauf wies der Zeit-Journalist Thomas Groß hin: Creole sage ihm nur dem Namen nach etwas, die Ruth war ihm bis dato gar nicht bekannt.

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Update vom
09.02.2023
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Dieser Text ist nur ein Auszug des Original-Artikels der Print-Ausgabe!

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