FOLKER
präsentiert:
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Liederfest 2009
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Liederpreisträger 2009 der Liederbestenliste: Dziuks Küche
Existenzielle Fährnisse
DANNY DZIUK und seine Lieder
Eine Würdigung von Wiglaf Droste
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Kregel und fröhlich sarkastisch scheppernd geht es mitunter zu auf Danny Dziuks
Album Freche Tattoos auf blutjungen Bankiers. Als es
Ende 2008 bei Buschfunk erschien, konnte man den Titel auch als
Reaktion auf das Gebaren renditebesessener Geldmakler verstehen. Doch bei den
vierzehn Aufnahmen des 1956 in Duisburg geborenen und seit Jahrzehnten in Berlin
lebenden Sängers handelt es sich keineswegs um einen Schnellschuss aus der
Hüfte.
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Die in den unwürdig grinsenden Gesichtszügen Josef Ackermanns perfekt
veranschaulichte Finanzbranche auf ihrem Weg im Vorstandsfahrstuhl nach ganz
unten ist für Dziuk nur eine Fußnote. Sein dichterischer und musikalischer
Kosmos ist ungleich reicher als das groß genannte Paralleluniversum aus Hype und
Hypo. Als Danny Dziuk seine Ton- und Wortwelt schuf und auslotete, ließ er sich
Zeit, sah genau hin, hörte genau zu – und schneiderte erst mal seiner
Stadt die ihr angemessene Hymne auf den gleichermaßen glitzernden wie gammeligen
Leib. „Mein schönes Berlin“ heißt die unpathetische Liebeserklärung, die Dziuk
im Duett mit der als „Kleingeldprinzessin“ und Anführerin der „Stadtpiraten“
bekannt gewordenen Sängerin Dota Kehr singt. Der mit Gassenhauercharme
geträllerte Ohrwurm hält die Spannung zwischen Sympathie und amüsierter
Distanz.
Dziuk dekuvriert die Scharlatane, Aufschneider und Möchtegerns, aber sein Spott
über die Berliner ist trotz allem mild und gutmütig. Das notorisch hyperaktive,
krakelige Gewusel und Gehampel vieler Insassen Berlins ändert ja nichts daran,
dass die Stadt, die so oft mit greller Seichtheit kompetent zu langweilen
versteht, eben auch ein Mysterium sein kann: ein Ort der Wunder, geschaffen für
jene, die ihnen auf die Spur kommen.
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FOLKER auf Papier
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