FOLKER – Rezensionen

Rezensionen Deutschland


G.O.D.
Celtic Shadows

(DMG Germany DMG 54.218079.2/Broken Silence, go! www.brokensilence.de )
16 Tracks, 75:43, mit wenigen engl. Infos

Michael M. Jung strotz nicht nur vor Energie, die er auf E-Gitarre, Mandoline, Bouzouki, Keyboard und singend rauslässt, sondern auch vor Kreativität. G.O.D.-Studio-Album Nummer 16 enthält 16 von ihm geschriebene und arrangierte Songs. Auf der Grundlage von Celtic Folkrock spannen die sieben Mitglieder und sechs Gastmusiker dieser Odenwälder Band einen weiten Bogen von Mittelalterrock über Southern Country Rock und Russendisko bis zum waschechten Reggae, gespickt mit einigen Brisen Metal, Funk, Gothic, Brass, Blues und anderem. Dabei versprühen sie eine Portion guter Laune nach der anderen, trotz nicht weniger ernster Texte. Letztere sind auf Englisch, bis auf einen auf Südhessisch über einen typischen Vater-Sohn-Konflikt samt mütterlichem Beschwichtigungsversuch: „Ach Häbbät, sei doch nit immer so streng, du warst doch a mal jung!“ – „A mal jung, a mal jung. So jung wie dä war isch nie.“ Die anderen Stammmusiker sind Dominik Roesch (Viol, Hintergrundgesang), Sascha Lotz (Akustische Git, Git-Keyboard-System), Thomas Scharf (Bass, Hintergrundgesang), Donday (Bass, Hintergrundgesang), Alex Galob (Trommeln) und Alex Heinz (Trommeln). „Was so a schön Liedsche ausmache kann, gell?“

Michael A. Schmiedel

 

G.O.D. – Celtic Shadows


KLAUS DER GEIGER UND RUKI WERCH
Schlachtplatte

(Eigenproduktion, go! www.klausdergeiger.de )
CD, 14 Tracks, 73:10

KLAUS DER GEIGER UND SALOSSI
Wer sich nicht wehrt ...

(Eigenproduktion, go! www.klausdergeiger.de )
CD, 14 Tracks, 73:34

KLAUS DER GEIGER, MANI NEUMANN, CHRISTOPH BROLL
Drei Geiger unter Euch

(Eigenproduktion, go! www.3Geiger.de )
DVD, 12 Tracks, ca. 81 min.

Straßenmusik auf Tonträger? Der Gedanke liegt nahe, das kann nicht funktionieren! Da fehlt doch als nahezu wichtigster Bestandteil die Interaktion mit dem Publikum. Die Texte von Klaus von Wrochem, genannt Klaus der Geiger, sind jedoch derart komplex und lebendig, immer engagiert und dabei meistens auch witzig, die Interpretationsweisen so intensiv und virtuos, dass sich diese Vielfalt tatsächlich auch über die Tonkonserve vermittelt. Sowohl bei Schlachtplatte als auch bei Wer sich nicht wehrt ... handelt es sich durchweg um Liveaufnahmen, die eine Atmosphäre erzeugen, die der eines Straßenkonzerts wider Erwarten sehr nahe kommt. Wer nicht darauf verzichten möchte, Klaus den Geiger auch in Aktion zu sehen, dem sei die DVD 3 Geiger unter Euch empfohlen, die Deutschlands bekanntester Straßenmusikant im Dezember 2006 in der Lutherkirche Köln-Südstadt aufnahm. Gemeinsam mit den Geigenkollegen Mani Neumann (Farfarello) und Christoph Broll (Szenario) sowie mit dem Gitarristen Ulli Brand (Farfarello) verabredete Klaus sich zu einer öffentlichen Session, frei von Noten, ohne jede Form von Absprache. Musik aus dem Moment heraus. Das Wagnis gelang, und so entstand die Dokumentation eines ganz außergewöhnlichen Improvisationskonzertes in bewegten Bildern. Außergewöhnlich nicht nur wegen des beeindruckenden Könnens aller beteiligten Musiker, sondern auch wegen der ästhetischen filmischen Umsetzung. Abgesehen von einer kurzen Textpassage über den „Traum vom freien Menschen“ ist 3 Geiger ... eine reine Instrumentalaufnahme. Die DVD ist eine sinnvolle Ergänzung für all jene, die Klaus den Geiger in erster Linie als Vermittler von politischen Botschaften kennen und schätzen.

Kai Engelke

 

KLAUS DER GEIGER UND RUKI WERCH – Schlachtplatte

KLAUS DER GEIGER UND SALOSSI – Wer sich nicht wehrt ...

KLAUS DER GEIGER, MANI NEUMANN, CHRISTOPH BROLL – Drei Geiger unter Euch


RINGSGWANDL
Untersendling

(Lawine/Sony Music 88697 52699 2, go! www.sonymusic.de )
13 Tracks, 48:20, mit dt. Texten und Infos

„Finanziell scho sterbenskrank / Aber stimmungsmäßig gsund“ – so zieht Georg Ringsgwandl die Quersumme aus Hochfinanz und Volk, also ihm selbst, anno 2009. „Stimmungsmäßig gsund“ ist auch das ganze Album, von A wie „Altmodisches R-’n’-B/Rock-’n’-Roll-Idiom“ bis Z wie „Zeilen, die hängen bleiben“. Vor allem in Verbindung mit dem geradezu überwältigend lakonischen Vortrag mit dem oberbayerischen Einschlag, über den die durchgeknallte Kardiologentranse aus Bad Reichenhall noch vor Autorenqualitäten und Humor als größtes Pfund verfügt: „Viele ham gar keine Ahnung, was im Dunkeln vor sich geht / Die meisten liegn im Bett und schlafen, und wissen nicht, was nebenan passiert / Du liegst ganz friedlich in der Kistn und hoffst, was Nettes kommt vorbei / Plötzlich wirst du überfallen, du denkst noch an die Polizei / und schon ist es zu spät“ – mag gedruckt banal aussehen, aber wenn sich beim Hören der Spalt auftut zwischen ahnungslos verschenktem Leben der einen und kompletter Spinnerei der anderen, das hat’s! Diese Momente sind überall auf Untersendling – und die Band groovt nahezu unwiderstehlich stoisch zwischen ganz enspannten Rockern, knackigen Funkanklängen und federleichtem handgemachtem Pop

Christian Beck

 

RINGSGWANDL – Untersendling


SONGDOGS
Restless No More

(Bluebird Cafe Berlin Records CD 09-0041/Pool Music & Media, go! www.pool-musik.com )
12 Tracks, 49:27

Mittlerweile 13 Jahre spielen die Songdogs überwiegend im Berliner Umfeld. Nun versuchen Florian Fritsch und seine Mannen und natürlich Frau mit ihrem mittlerweile vierten Album den Rest der Welt zu erobern. Hoffen wir, dass es gelingt, denn was die Band selbst unspektakulär als Alternative Country verkauft, entpuppt sich als wahre Wundertüte. Bereits bei den ersten Klängen durchströmt den Hörer dieses wohlige „Muss-ich-kaufen“-Gefühl. Das Akkordeonspiel lässt den Lautstärkeregler nach rechts schnellen, das Gitarrespiel sorgt für anerkennendes Nicken, und bei der Klangfarbe der Stimme hofft man einfach nur, dass sie den Rest des Albums nicht nachlässt. Die Erwartungen werden erfüllt, jedes weitere Stück ist eine kleine Perle und perfekt produziert – trotz oder vielleicht auch gerade wegen der Eigenproduktion. Man kann sich gar nicht entscheiden, welchen Track man zuerst als Favoriten benennen mag. Die Songdogs gehen als Rock-’n’-Roll-Band genauso durch wie als Folkies oder eben als Countrytruppe. Dabei schaffen sie das kleine Meisterwerk, die verschiedenen Stile zu einem individuellen Sound zu verweben, ohne sich in einem Einheitsbrei zu verlieren.

Chris Elstrodt

 

SONGDOGS – Restless No More


PE WERNER
Im Mondrausch

(WMI/Warner Germany, go! www.warnermusic.de )
17 Tracks, 62:11, mit dt. Texten und Infos

Gemeinsam mit den Gästen Stefan Gwildis, Roger Cicero, Xavier Naidoo und Marcus Stockhausen hat Pe Werner ein swingendes Konzeptalbum zum Thema Mond eingespielt, das in vielerlei Hinsicht überzeugt. Mit Brahms, Bach und Sting befindet sich die Komponistin und Texterin der meisten Lieder des Albums in illustrer Gesellschaft. Mal eher zurückhaltend, mal episch breit verleiht das Philmharmonische Orchester Prag den Songs Klangfülle und zusätzliche Tiefe. Natürlich darf Matthias Claudius’ „Der Mond ist aufgegangen“ nicht fehlen, leider kommt Pe Werners Interpretation ein wenig gefühlsüberladen daher. Zwischen dem wirklich amüsanten, satirischen „Beuteschema“, in dem die aberwitzige Vermutung geäußert wird, der Mann im Mond könne schwul sein, und dem absolut ausdrucksstark interpretierten „Unterm Säufermond“ (Musik: Michel Legrand/dt. Text: Udo Lindenberg) liegt die beeindruckende interpretatorische Bandbreite der Liedermacherin und Chansonette. Auf den Bonustrack allerdings, eine zweiten Version von „Der Mond ist aufgegangen“ im Duett mit Xavier Naidoo, hätte man ohne jeden künstlerischen Verlust getrost verzichten können. Das arme, schöne Lied hat niemandem etwas getan!

Kai Engelke

 

PE WERNER – Im Mondrausch

Update vom
09.02.2023
Links
go! Home
go! Vorige Rezis
go! Nächste Rezis
FOLKER auf Papier
Dieser Artikel ist ein Beispiel aus der Print-Ausgabe!
Bestelle sie Dir! Einfach das
go! Schnupper-Abo! bestellen und drei Ausgaben preiswert testen. Ohne weitere Verpflichtung!
Oder gleich das
go! Abo ?