Rezensionen Afrika
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MAMANE BARKA
Introducing Mamane Barka
(Introducing INTRO 114/World Music Network/Harmonia Mundi, www.harmoniamundi.com
)
11 Tracks, 57:03, mit engl. Infos
Der Begriff „Desert Blues“ ist eher nichtssagend – kann aber auf bis dato
nicht wahrgenommene Musik neugierig machen. Malam Mamane Barka, Jahrgang 1959,
von Hause aus Lehrer, gehört dem Volk der Tubu an und lebt im Osten Nigers am
Tschadsee. Er ist der einzige Meisterspieler der Biram, einer fünfsaitigen
Bogenharfe, deren Resonanzkörper dem Rumpf eines Modellsegelbootes ähnelt. 2002
erhielt er ein UNESCO-Stipendium, um sich dem Erhalt der vor dem Aussterben
stehenden Spielkunst auf diesem raren Instrument widmen zu können. Der
inzwischen verstorbene Biram-Meisterspieler Boukar Tar – ihm ist dieses
Album auch gewidmet – konnte ihn noch in die Geheimnisse der Spieltechnik
einweisen, wie man unschwer heraushören kann. In nur drei Tagen im Juli 2008
nahm Barka in einem Londoner Studio traditionelle Lieder der Boudouma, einer mit
den Tubu verwandten Volksgruppe, auf. Sein wichtiger Perkussionspartner ist
Oumarou Adamou, der sich – gleichfalls meisterhaft – auf Kalangou,
Kalebasse und Douma abarbeitet. Seine Soli in „Kiota” zum Beispiel assoziierte
der Rezensent unweigerlich mit Ginger Baker! Faszinierende, fast hypnotisch
anmutende repetitive Musik, die ins Ohr und unter die Haut geht.
Roland Schmitt
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KASSÉ MADY DIABATÉ
Manden Djeli Kan
(Wrasse Records WRA 5310671/Harmonia Mundi, www.harmoniamundi.com
)
11 Tracks, 58:23, mit engl. und franz. Infos
Ausgestattet mit einer Stimme, die kraftvoll, sensibel und erstaunlich
unverbraucht klingt, könnte der eher bescheidene Sänger und Liederschreiber
– gerade sechzig Jahre alt geworden – mit seinem nunmehr vierten
Album endlich aus dem Schatten anderer Mandinge-Künstler wie Salif Keita treten.
Wie jener entstammt Kassé Mady einer angesehenen Griotfamilie; aufgewachsen ist
er in Kela, einem Dorf im Südwesten Malis. Als Jugendlicher wurde er für das
regionale Orchestre Kangabe angeheuert, in der Folgezeit wirkte er als gefragter
Sänger bei diversen Ensembles, aber auch als Kulturfunktionär. Sein erstes
Solowerk veröffentlichte er erst 1989. Mit Manden Djeli Kan, das
unter der einfühlsamen Regie von Cheick Tidiane Seck und Jean Lamoot
entstand, ging für Kassé Mady ein Traum in Erfüllung: Musiker seiner Wahl
bestimmen zu können – so unter anderem Toumani Diabaté an der Kora und
weitere Spitzeninstrumentalisten für Balafon, diverse Gitarren und eine breit
gefächerte Perkussionspalette nebst Bass und Schlagzeug plus Backgroundchor.
Kassé Mady vertraute ausschließlich auf seine Kompositionen, und er liegt damit
richtig. Worum die Texte kreisen, verrät das Booklet leider nur sehr spärlich.
Roland Schmitt
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ISSA SOW
Doumale: La Musique D’Issa Sow
(Homerecords 4446057, www.homerecords.be
)
13 Tracks, 58:33, mit franz. Infos
Mit vollem Namen heißt der in Ehren ergraute Ausnahmemusiker mit der auffälligen
Nickelbrille Issa Mbaye Diary Sow. 1947 in Talbakhlé im Norden Senegals geboren,
spielte er als junger Bursche und Schafhirte seine Nianiooru, eine einsaitige
Geige, die auch Riti genannt wird. Sie gilt als typisches Instrument seines
Volkes, der Fulbe oder Peuls, die im Sahel vornehmlich als nomadische
Viehzüchter leben. Issa Sow spielte Jahrzehnte lang in puncto Popularität
eigentlich nur die „zweite Geige”, dabei arbeitete er unter anderem mit Baaba
Maal und Youssou N’Dour. Durch die Bekanntschaft mit dem belgischen Geiger
Wouter Vandenabeele ergab sich die Möglichkeit, in einem Studio in Gent mit
vertrauten Musikern wie Malick Pathé Sow und Sängern wie Oumar Ka sowie einem
belgischen Streicherensemble ein außergewöhnliches Album aufzunehmen. Es enthält
durchweg Eigenkompositionen Sows, die konsequent eine Brücke zwischen Tradition
und Moderne schlagen und auch die Eigenständigkeit der Peuls-Musik – mit
deutlichen Verbindungen zu nordafrikanisch-arabischen Stilen – belegen.
Ein betörendes Hörerlebnis, das eben keine oder kaum Vergleiche zur eher
vertrauten Mandinge-Musik erlaubt.
Roland Schmitt
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FOLKER auf Papier
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