GASTSPIEL
Mit Albert Einstein ist, um sich in einer Schafsherde wohlzufühlen, vor allen Dingen erforderlich, dass man Schaf ist. Auch als Ochse ungeeignet, ist meine beharrliche Weigerung, mich vor irgendeinen parteipolitischen oder institutionellen Karren spannen zu lassen, bekannt. Es gab zwei Ausnahmen hiervor. Die Grünen in den Achtzigerjahren und die Gründung der Linkspartei. Beide Fälle waren letztlich punktueller Natur, eine konkrete Intervention an einem als kritisch für die Zukunft empfundenen Punkt der politischen Entwicklung. Beide Male war mein Einsatz stark motiviert durch meine Vertrauensbasis zu Leuten, die ich gut kannte und gut fand. Trotzdem folgte auf mein öffentliches Eintreten jedes Mal auch recht schnell der Abgang von dieser parteipolitischen Bühne. Ich habe meine eigenen Bühnen, da fühle ich mich wohl und da gehöre ich hin. Als Parteibarde bin ich schon aufgrund meiner Unfähigkeit, irgendeiner anderen als meiner eigenen Linie zu folgen, völlig ungeeignet. Ich bin Romantiker. Linksromantiker, sicherlich, aber Romantiker. Das Gerade und Geordnete in allen Ehren, aber ich will nicht marschieren, sondern schlendern, lustwandeln, wandern und schwärmen.
Außerdem bin ich ein freier Mensch und lege wirklich großen Wert darauf, das auch zu bleiben. Mir reicht es vollkommen, für mich und meine Kinder die Verantwortung zu tragen. Aber diese Verantwortung behalte ich eben auch bei mir. Die wird nicht geteilt und schon gar nicht abgegeben an Gremien und Ausschüsse. Trotzdem jetzt dieses Plädoyer für Tendenzkunst. Während nämlich die Gefahr einer Vereinahmung durch Dritte für den politischen Künstler immer virulent sein wird, ist unser aktuelles Problem ein ganz anderes: der eklatante Mangel an politisch engagierter Kunst nämlich! ... mehr im Heft |
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