5 Minuten mit...
Tine Kindermann
Lebendige musikalische Tradition fern der Heimat. Deutsche Volkslieder in New York
Welche Rolle spielt eine fremde Umgebung für unsere Identität? Wie gehen
Menschen fern der Heimat mit ihrer musikalischen Vergangenheit um? Tine
Kindermann, in Westberlin geboren, kam 1993 nach New York. Seit einiger Zeit
beschäftigt sie sich mit deutschen Volksweisen. Im vergangenen Herbst
veröffentlichte sie mit Schamlos schön eine CD mit
13 alten Liedern aus Deutschland – von „Frau Wirtin“ bis zu
„Es geht eine dunkle Wolke herein“. Lieder, die Jahrhunderte überdauert haben,
da sie, so Kindermann, „Gefühle und Erfahrungen ausdrücken, die Zeiten und
Kulturen transzendieren. Und es sind einfach unglaublich gute Lieder.“
Text: Michael Kleff
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Aktuelle CD:
Schamlos schön (Oriente, 2008)

TINE KINDERMANN
UNTERWEGS:
11.-12.09.09: Duisburg, Gießhalle im
Landschaftspark Duisburg-Nord
(mit Iggy Pop und Marc Ribot im
Rahmen der Ruhrtriennale 2009-2011 –
Century of Song)
WWW.tinekindermann.com
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„Je länger ich von Deutschland weg war, desto mehr wurden mir Dinge wichtig, die richtig lange zurücklagen.“
In Berlin war Tine Kindermann Theatermalerin. Aber sie hat auch immer schon
gesungen. „Mit 15 habe ich zum ersten Mal eine Ballade geschrieben für unsere
Bürgerinitiative in Lichterfelde und die dann vorgetragen – noch richtig
mit Moritatentafeln.“ Später war sie bei einer irischen Band und machte eine
Zeitlang auch Jazz. In New York konzentrierte sich Tine Kindermann vor allem auf
die bildende Kunst. Unter anderem gestaltete sie Guckkästen, also kleine
Dioramen, in die man hineinschauen kann. Eine Ausstellung im Sommer vor acht
Jahren gab die Initialzündung dafür, sich mit deutschen Volksliedern zu
befassen. Die ausgestellten Boxen basierten auf Grimms Märchen, die sie bei der
Vorbereitung nach langer Zeit wieder einmal gelesen hatte. „Und ich fand darin
lauter Elemente, die mich faszinierten. Und zwar besonders die etwas gruseligen,
etwas schrägen, wo da auf einmal jemandem der Boden unter den Füßen weggezogen
wird“, erinnert sich die Künstlerin. Gemeinsam mit ihrem Mann Frank London und
Lorin Sklamberg von den Klezmatics gab sie im Rahmen der Ausstellung ein
Volksliederkonzert, weil sie sich im Zusammenhang mit den Märchen auch an die
alten Lieder erinnerte, die sie als Kind kennengelernt hatte. „Meine Großeltern
hatten ein altes Liederbuch von 1923 – Deutschlands Liederschatz
–, und da waren diese Texte drin, die ich faszinierend fand. Über Liebende, die
nicht zueinander kommen konnten.“ Und Tine Kindermann fand es schon als Kind
immer am spannendsten, wenn es so richtig tragisch wurde: „... und am Ende am
besten alle tot waren.“
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