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Soundtrack zum Drogenkrieg
Narcocorridos
DER RAP DES MODERNEN MEXIKOS
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Weitere Informationen und Diskussionen (auf Spanisch) zum Thema unter: mixelandia.com/... ...narco-corridos
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WEITERE INFORMATIONEN:
Es ist schwierig, Empfehlungen zu bestimmten Corridos oder Conjuntos und Bandas abzugeben. Die Musik folgt mit den erwähnten
Einschränkungen einem traditionellen und wenig differenzierten Stil. Sie ist in erster Linie Träger des Textes. Das Internet
und hier vor allem Youtube sind aber voll mit Musikbeispielen und weiteren Informationen über das Thema, überwiegend natürlich
auf Spanisch. Beispielhaft sei auf die Youtube-Clips „Sinaloa narco corridos“ und „Megatv clips Narcocorridos“ hingeweisen.
Die starke Präsenz des Phänomens im Internet wird in ihrer Funktion bisweilen mit der dortigen Präsenz von Al Kaida und
verwandten Dschihadisten verglichen.
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Im Dezember 2007 wurde in Michoacán Sergio Gómez, der Sänger der Gruppe K-Paz de
la Sierra, getötet. Dieser Mord war der vorläufige Höhepunkt einer ganzen Serie
der jüngeren Zeit, der Corridasänger oder „Corridistas“ zum Opfer fielen, einer
Serie, die das Ende eines der erfolgreichsten mexikanischen Musikstile seit den
Siebzigerjahren einläuten könnte. Im November des Vorjahres war bereits Valentín
Elizalde erschossen worden, wahrscheinlich, weil sein über Youtube verbreitetes
Lied „A Mis Enemigos“ („An meine Feinde“) als eine vom Sinaloa-Drogenkartell
bezahlte Schmähung des konkurrierenden Golf-Kartells verstanden wurde. Posthum
belegte Elizaldes Album Vencedor, auf dem dieser Corrido vertreten ist,
in den Hitparaden der US-Musikzeitung Billboard am 3. März 2007 gleich in
zwei Kategorien Platz eins.
Text: Lothar A. Heinrich
Mit der Ermordung von Polizeidirektor García in der nordmexikanischen Stadt
Ciudad Juárez im Mai 2008 hatten Killer mexikanischer Drogenkartelle, in diesem
Fall wohl des Sinaloa-Kartells, den sechsten hochrangigen Polizeioffizier
innerhalb einer Woche beseitigt. Die Zahl der Todesopfer im Zusammenhang mit dem
Antidrogenkrieg seit Dezember 2006 wurde Mitte vergangenen Jahres auf
dreitausendfünfhundert geschätzt. Damals hatte Präsident Filipe Calderón sein
Amt übernommen und die Militarisierung des Antidrogenkampfes deutlich verstärkt.
Deshalb und angesichts dessen, worum es geht, nämlich ein Exportgeschäft in die
USA, dessen Wert auf zwanzig Milliarden US-Dollar geschätzt wird, haben nun auch
die Kartelle begonnen, in bis dahin unbekannter Intensität zurückzuschlagen.
„‚Narcocorridos‘: Der Name lässt keine Unklarheit darüber zu, worum es dabei
geht – um alles, was mit Drogenproduktion und -handel zu tun hat.“
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In jüngerer Zeit sind auf beiden Seiten die Opfer nicht mehr nur aus dem
„Fußvolk“, sondern es trifft das Führungspersonal selbst. Allein im vorigen Jahr
gab es insgesamt über sechstausend mit der Drogenkriminalität zusammenhängende
Tote. Die mexikanische und die US-amerikanische Regierung haben unter diesen
Umständen eine verstärkte Zusammenarbeit angekündigt, aber die dabei seitens der
US-Regierung in Aussicht gestellten Gelder entsprechen in etwa nur den Ausgaben
für einen Tag Irakkrieg. Außerdem ist der Handel beidseitig sehr profitabel.
Über neunzig Prozent alleine der illegalen Waffen, die in Verbindung mit der
Drogenkriminalität in Mexiko im Umlauf sind oder beschlagnahmt wurden, stammen
von legalen Waffenhändlern aus den USA, sechstausend an der Zahl direkt jenseits
der mexikanischen Grenze. Dass Drogenkartelle in Mexiko in der Lage sind, sich
nicht nur untereinander blutig zu bekämpfen, sondern bis in die Hauptstadt
hinein höchste Vertreter der Staatsmacht zu treffen, ist auch ein Zeichen für
die breite soziale Basis, die Gewalt und Verbrechen – heute speziell der
Drogenhandel – in dieser durch krasse soziale Spaltung gekennzeichneten
Gesellschaft haben. Das schlägt sich auch kulturell in der populären Musik des
Landes nieder.
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FOLKER auf Papier
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