backBaskisch-keltische Zusammenarbeit

Kepa Junkera

Vitalität, Fröhlichkeit, Energie und die Verwurzelung in lokalen Traditionen

Von Petr Doruzka
Übersetzer beim Interview: Aitor Narbaiza.
Deutsche Übersetzung: Michael Kleff

Folkmusiker aus dem Baskenland und aus Galicien erobern derzeit das Publikum in aller Welt im Sturm. Ein Erfolg, der vergleichbar ist mit der Popularität keltischer und skandinavischer Gruppen in den vergangenen Jahren. Die Gründe für dieses Revival sind in der Geschichte des Landes zu finden, als Spanien in den 30er Jahren vom Bürgerkrieg zerrüttet war. Die 36 Jahre dauernde brutale nationalistische Herrschaft von Diktator Franco bedeutete auch eine dunkle Periode für Spaniens reiches Erbe an regionalen Sprach- und Musikkulturen. Erst nach Francos Tod 1975 kehrten die baskische Sprache »euskera« und andere »Minderheiten«-Sprachen in Schulen, Radio und Fernsehen zurück. Um die regionale Folkszene zu fördern, rief vor einigen Jahren die spanische Regierung einen Wettbewerb ins Leben, bei dem Künstler wie Milladoiro aus Galicien, La Musgaña aus Katalonien und auch der baskische Trikitixa-Spieler Kepa Junkera entdeckt wurden.

Junkeras Temperament erinnert an die kraftvolle Tanzmusik aus Irland oder an Forró, den aufputschenden Akkordeonstil aus Brasilien. Das baskische Wort »Trikitixa« hat mehrere Bedeutungen: Es steht für Knopfakkordeon, Tanz, Rhythmus und auch für eine Zwei-Mann-Band mit Tambourin und Akkordeon. Kepa Junkera ist mit seiner Trikitixa neben zahlreichen anderen baskischen und galicischen Musikern auf dem Album »Santiago« von den Chieftains vertreten. Ohne Zweifel ist die Musik von Irland, Schottland, der Bretagne sowie vom Golf von Biscaya, an dem sowohl Galicien wie das Baskenland liegen, eng miteinander verwandt. Der galicische Gaita- (Dudelsack-)Spieler Carlos Núñez erinnert daran, daß im Norden Spaniens einmal Militärkapellen aus Irland stationiert waren, die natürlich die lokale Musikszene beeinflußten. Und Kepa Junkera weist darauf hin, daß die Ähnlichkeiten der Stile von der »keltischen« und der Atlantikküste nicht auf irgendeinen »Keltenmythos« zurückzuführen seien, sondern schlicht mit den gemeinsamen Erfahrungen als Meeresanrainer zusammenhängen.

Kepa JunkeraBei der Zusammenstellung der Mitspieler für sein jüngstes Album zeigte sich Kepa Junkera noch »einladender« als die Chieftains, die ja schon, im wahrsten Sinne des Wortes, von den Möglichkeiten des kulturellen Ausstauschs verzaubert waren. Auf Junkeras Doppel-CD »Bilbao, 00:00h« sind über 50 Gäste vertreten: u.a. Liam O'Flynn (Irland), La Bottine Souriante (Kanada), Hedningarna (Schweden), Béla Fleck (USA), Justin Vali (Madagaskar), Carlos Núñez aus dem benachbarten Galicien, Chieftains-Chef Paddy Moloney und natürlich einige der lokalen baskischen Folkmusiker. Im Oktober des vergangenen Jahres stand Kepa Junkera im Rahmen der WOMEX-Showcases in Stockholm zwar »nur« mit seinen Landsleuten auf der Bühne. Doch allein ihr Auftritt bestätigte alles, was man bislang über die stürmische Energie und wilde Ausdruckskraft der baskischen Musik gehört hatte.

Folker!: Wo sind Sie zum ersten Mal mit baskischer Folkmusik in Berührung gekommen?

Kepa Junkera: Zuhause. Meine Mutter und mein Großvater waren die besten Lehrer. Beide waren sehr begabte Folkmusiker. Mit zehn Jahren fing ich an, Trikitixa, Txalaparta und Alboka zu spielen.

Nicht alle LeserInnen außerhalb des Baskenlandes werden mit diesen Namen vertraut sein ...

Es sind sehr alte baskische Musikinstrumente. Txalaparta ist ein Perkussionsinstrument, das im wesentlichen aus einem Holzbrett und zwei Körben besteht. Alboka ist eine in ein Stierhorn eingefügte Doppelflöte.

Auf Ihrem Album sind Musiker aus aller Welt gleich dutzendweise vertreten. Wie haben Sie die alle zusammenbekommen?

Einen nach dem andern über einen Zeitraum von fünf Monaten. Ich habe mit meiner Gruppe Grundbänder eingespielt. Danach kamen und gingen die meisten der ausländischen Musiker. Im Studio haben wir dann vor allem gemeinsam improvisiert.

Das Ergebnis haben Sie als Doppel-CD mit einem 140 Seiten dicken Booklet veröffentlicht. Das dürfte eine ganz schön teure Angelegenheit gewesen sein. Haben Sie einen Sponsor gewinnen können?

Nein, die Kosten hat allein meine Plattenfirma getragen. Wir haben ähnliche Ansichten und einen gemeinsamen Geschmack.

Auf dem Album ist ein sehr breites Spektrum keltischer Musiker vertreten. Gibt es eine Verbindung zwischen dem baskischen Volk und den Kelten?

Durch meine persönlichen Kontakte sind all diese Menschen zusammengekommen. Ich habe mit vielen Akkordeonisten in Irland und in Schottland sehr enge Beziehungen. Die Basken sind jedoch keine Kelten. Die Verbindung zwischen beiden Nationen ist im Lauf der Jahrhunderte durch den Seeverkehr entstanden.


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Mehr über Kepa Junkera im Folker! 3/99
s. auch die --> Rezension seiner CD!