Rezensionen AFRIKA
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FATAU KEITA & THE NAAWUNI BIE BAND
Selina
(copam nma 805, www.fataukeita.com
)
9 Tracks, 49:24, mit engl. Infos
Das in Accra ansässige Goethe-Institut hat Wort gehalten und nach dem Album Tu Na Me Nsa der Ghana Bigshots eine weitere junge Band mit einem CD-Projekt gefördert. Diesmal steht der Gitarrist, Sänger und Songschreiber Fatau Keita im Fokus. Der ist gerade mal achtundzwanzig Jahre jung, stammt aus Tamale im Norden Ghanas, singt seine Songs inbrünstig mit einer ungewöhnlich rauen und reifen Stimme, dass einem die Spucke wegbleibt. Die Basis bildet erwartungsgemäß der Highlife, doch wird der durch Rock- und Funkelemente angereichert. Keita nennt als seine Vorbilder unter anderem Salif Keita, Fela Kuti, Angélique Kidjo und Osibisa. Die Texte sind in verschiedenen Sprachen abgefasst wie Dagbani, Hausa, Twi, drehen sich um Liebe und Harmonie und gegenseitige Achtung. Der Opener Africa preist die Kulturen des Kontinents, geißelt aber auch die angebliche Neigung, Konflikte kriegerisch zu lösen. Fatau Keitas 2012 gegründete Begleitgruppe (zu Deutsch Kinder-Gottes-Band) setzt sich zum Teil aus noch jüngeren Musikern und Sängerinnen zusammen. Bemerkenswert wie bestens diese Truppe aufeinander eingespielt ist. Der eingängige und gut tanzbare Musikmix ist aus einem Guss, professionell (vom Künstler selbst) produziert. Alle Achtung!
Roland Schmitt
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MOH! KOUYATÉ
Loundo (Un Jour)
(Folison811, mohkouyate.com
)
14 Tracks, 60:40, mit franz. Infos
Das (neue) Ausrufezeichen hinter dem Spitznamen (den er seiner Oma verdankt) signalisiert eindrücklich: Jetzt komm ich! Moh(ammed) aka Mamadou Kouyaté wurde 1977 in Guinea in eine traditionelle Griotfamilie geboren. Sein weiterer Weg war klar vorgezeichnet: aufzuwachsen mit den Geschichten seines Klans, mit den Musiktraditionen seiner Familie und seiner Heimat. Klar, dass bei seinem Debütalbum auch einige Verwandte mit ihm Boot sind: Abdoulayé Koyaté an der Kora, Sekou Kouyaté an der (zweiten) Gitarre. Die Leadgitarre behält er (wie auch den Gesang) natürlich sich selbst vor. Sein Können auf derselben konnte Moh! auch schon mehrfach unter Beweis stellen, unter anderem bei Sessions für Fatoumata Diawara und mit US-Bluesman Corey Harris. Beeinflusst haben ihn einheimische Bands wie Bembeya Jazz, aber er hörte auch B. B. King, George Benson oder Jimi Hendrix. Entsprechend bedient sich Moh! Kouyaté bei Stilrichtungen aller Art: melodiösem Afropop, traditioneller Mandinge-Musik, Blues, Funk, Rock. In seinen nachdenklichen Texten preist er die Familienbande, verneigt sich vor seiner Mutter, beschwört den gegenseitigen Respekt unter den Menschen. In Yarré fordert er eine bessere Politik für die Völker Guineas.
Roland Schmitt
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SOUAD MASSI
El Mutakallimûn
(Wrasse Records WRASS330, www.wrasserecords.com
)
10 Titel, 40:08
Die aus Algerien stammende Sängerin meldet sich nach fünf Jahren mit einem neuen Soloalbum zurück. Für El Mutakallimûn hat sie tief in der kulturellen Schatzkiste gegraben und arabische Gedichte interpretiert eine poetische Reise, die den Hörer bis ins sechste Jahrhundert zurückführt. Als Genies, die Wunder hinterlassen haben bezeichnet Souad Massi die Dichter und überträgt ihre Begeisterung auf die Musik: Begleitet von tanzbarem Reggae, stürmischen Jazzrhythmen und westlichen Balladen, singt sie lyrische Melodien. Sie möchte das westliche Bild des arabischen Raums entzerren die Texte liberaler Geistesgrößen sollen dazu motivieren, sich mit der arabischen Kultur auseinanderzusetzen. Fernab von politischen Grabenkämpfen möchte Massi zu einem musikalischen Austausch anregen. Das gelingt bei getragenen Songs wie Saaiche ausgesprochen gut. Vor allem das Gitarrenspiel von Jean-Francois Kellner beeindruckt. Auf poppigeren Stücken, wie dem bläserdurchsetzten Lastou Adri wirkt die Kombination aus arabischer Lyrik und westlichem Klang jedoch etwas gestellt. Allein für das ambitionierte Konzept des Albums verdient die Sängerin aber Anerkennung.
René Gröger
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HINDI ZAHRA
Homeland
(Parlophone 0825646136889, www.hindi-zahra.com
)
11 Titel, 49:21
Wüstenrock meets Psychedelic mit diesem Stilmix beginnt die französisch-marokkanische Sängerin. Doch zu behaupten, dass der Opener To The Forces exemplarisch für den Sound ihres zweiten Albums steht, wäre glatt gelogen. Mit jedem neuen Titel wechselt Hindi Zahra die Genres, verweist auf andere Einflüsse und zieht den Hörer in eine eigene, sich ständig verändernde Klangwelt. Mal erinnert sie an Norah Jones, dann ist schemenhaft Jazzqueen Billie Holiday auszumachen, dann weicht dieses Bild prompt trippigen Szenen à la Portishead. Auf Homeland spiegelt sich die Umtriebigkeit der Sängerin wider: Zwei Jahre lang war sie weltweit auf Tour, bevor sie sich nach Marrakesch zurückzog, um die neuen Eindrücke zu verarbeiten. Aus dieser intensiven Introspektion heraus entstanden die Lieder. Vielleicht ist das auch der Grund dafür, dass Zahra sie trotz verschiedenster Klänge im Inneren zusammenhält. Ihre Stimme schafft Brücken und verbindet die Songs über Genregrenzen hinweg. Ein brillantes Album, dass den Begriff Weltmusik sprengt und gleichzeitig selbst definiert.
René Gröger
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FOLKER auf Papier
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