FOLKER – Manfred Pohlmann
Manfred Pohlmann

Wo zemm Guggugg ess dä Guggugg?

Manfred Pohlmann

Liedermacher, Mundartkünstler, Kulturbewahrer

„Auf einem Baum ein Kuckuck saß.“ Dieses ursprünglich bergische Volkslied ist sicher den meisten noch aus Kindertagen vertraut. Den Ruf eines Kuckucks im Monat Mai dagegen vernimmt man kaum noch. Volkslieder erzählen oft von alten Zeiten, von verlorenen Lebens- und Arbeitsweisen und lassen nicht selten nostalgische Gefühle aufkommen. Letzteres erst recht, wenn sie in einem Dialekt gesungen werden, in dem immer weniger Kinder aufwachsen, der nicht gefördert wird und somit auszusterben droht. Und schon wird das Volkslied zur Anklage, zur Aufforderung, in die Zukunft zu retten, was noch zu retten ist. Doch die Art, in der Manfred Pohlmann seine Anklage vorbringt, ist eine sehr sanfte und freundliche.

Text: Michael A. Schmiedel

Geboren 1955 in Bendorf am Mittelrhein, aufgewachsen im 1928 eingemeindeten Sayn am Fuße des Westerwalds, lernte er den Sayner Dialekt, „dat Sääner Platt“ ganz selbstverständlich und unreflektiert.
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AUSWAHLDISKOGRAFIE:
Solo
Gguggugg (Eigenverlag, 2013)
Wenn das Freddy wüsste … (Eigenverlag, 2007)
Uns bindet die Liebe, uns bindet die Not – Lieder der Freiheit, Lieder der Arbeit (Eigenverlag, 2006)


mit Edelzwicker
Wiederhören (Do-CD; Schnoog, 2008)


mit Mannijo
Café-Klatsch (Eigenverlag, 2014)
Drailännergeck (Eigenverlag, 2006)

mit Roger Siffer
Papa Rhein (Choucrouterie, 2002)

Et woar halt su. Schon die Dialekte der Nachbarstädte Neuwied und Koblenz erschienen ihm ganz anders, so lokal war die Identität. Die große weite Welt kam durchs Radio ins heimische Wohnzimmer. Sein elf Jahre älterer Bruder schwärmte von Elvis und vom Rock ’n’ Roll und ließ den kleinen Manfred mithören. Später kamen die Beatles dazu, die ihm heute wieder verstärkt „ganz, ganz wichtig“ sind. Ebenfalls aus dem Radio kamen deutsche Schlager von Freddy Quinn, Bill Ramsey und anderen, die so selbstverständlich dazugehörten wie leichte Klassik und Operette. Es war kein gehobenes Bildungsbürgertum, in dem er aufwuchs. Sein Vater Fritz Pohlmann aber war ein Dichter, der vor allem für den Karneval Büttenreden reimte, natürlich uff Sääner Platt, die zum Teil auch Manfred dann vortrug, womit er erstmals im Leben ein Publikum begeisterte und Applaus erntete.
» Ich liebe diese kleinen, trivialen, harmlosen Lieder. «

1972 kam die große weite Welt in anderer Gestalt in sein Leben und sollte selbiges nachhaltig beeinflussen. In dem vom Westerwald herabkommenden Brexbachtal mit seinem beliebten Pfadfinderlager machten zwei Busladungen französischer Internatsschülerinnen Urlaub. Manfred Pohlmann wurde frankophil. Zusammen mit einem Kumpel machte er auch bald eine Busreise nach Paris und vergaß darüber sogar die Karnevalssession. Der Karneval verlor für ihn an Wichtigkeit, die Begeisterung für Frankreich aber blieb. Etwa zweitausendmal war er dort, unter anderem für etwa dreihundert Aufritte. Er bereiste alle Regionen und fand seine Liebe zu ihren Musikkulturen. Französisch brachte er sich selbst bei.
Die 1970er waren die Zeit des Folkrevivals, das auch ihn erfasste. Wader, Degenhardt, Zupfgeigenhansel und Co. wurden seine Helden. Zusammen mit seinem Schulkameraden Harald Becker, der ihm die ersten Gitarrengriffe beibrachte, trat er 1973 zum ersten Mal richtig öffentlich auf. Becker & Pohlmann war der Name des Duos, später durch (Michael) Schneider ergänzt und noch später in Edelzwicker umbenannt – zugleich der Name einer Elsässer Rebsorte.
Das Elsass als Bindeglied zwischen Deutschland und Frankreich und vor allem der Elsässer Mundartsänger Roger Siffer öffneten einen weiteren Horizont. Dessen Lieder sangen sie ab 1977 mit Inbrunst. Und Siffer war es auch, der Pohlmann fragte, ob sie denn da, wo er herkomme, keinen eigenen Dialekt hätten. Jo kloar, den hatten se schon. Also, warem net? So hieß dann auch die erste Sääner-Platt-Mundartgruppe Waremnet?, die 1979 gegründet wurde.

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Update vom
09.02.2023
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