5 Minuten mit...Tal BalshaiEine Hommage in LiedernAls am 9. November 2014 eine kilometerlange Lichterkette in Berlin den Verlauf der ehemaligen Mauer kennzeichnete, um sich dann in Form von fliegenden Ballons buchstäblich in Luft aufzulösen, waren wir Deutschen vor allem mit uns selbst beschäftigt und nahmen wie selbstverständlich Aufmerksamkeiten und Glückwünsche aus aller Welt entgegen. Mit welcher Intention auch immer die eine Hälfte dieser Stadt inzwischen die Geschichte, die Vorgänge und Fortschritte der anderen beäugt, begutachtet oder beurteilt haben mag welche Nischen, Freiräume, Begegnungsflächen eröffneten sich mit den Geschehnissen von 1989 auch für kreative Kreuz- und Querdenker, Crossoverplayer, genaue Beobachter von außen und welche Perspektivwechsel wiederum dadurch? TEXT: CATHRIN ALISCH
Ein halbes Leben heißt die neue Produktion des in Israel geborenen Pianisten und Komponisten Tal Balshai, die er zusammen mit Freunden und Kollegen am 21. September 2014 im Glashaus des Jüdischen Museums Berlin vorstellte. Zu hören waren neben den einfühlsamen Klavierbegleitungen afrikanische Rhythmen, über Duduk und Baglama türkische Klänge, prägnante Frauenstimmen, deutsche und englische Texte, ein Streichquartett Was ist das? Neue Berliner Lieder und eigentlich ein Emigrantenalbum, sagt Tal Balshai selbst schmunzelnd dazu.
Inzwischen lebt Balshai schon etwas länger in der deutschen Hauptstadt als er in Jerusalem lebte, wählte deshalb für sein jüngstes Projekt den Titel Ein halbes Leben und bekennt sich damit auf eine intensive Weise nicht nur zu dieser Stadt, sondern lädt mit seinen neuen Berliner Liedern auch dazu ein, eine neue Perspektive einzunehmen. Ich wollte eine Hommage an die deutsche Sprache schaffen, dennoch die Musik dazu nicht unbedingt in einer festen Besetzung oder einem bestimmten Sound einschließen. Ich wollte Musik schreiben für Texte, die als Gedichte geschrieben wurden und einen literarischen Inhalt haben. Dazu kommen zwei Stücke auf Englisch und Bambara von zwei Wahlberlinerinnen: Yamil Borges aus den USA und Djatou Touré aus der Elfenbeinküste. ... mehr im Heft |
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