Warum Volkslieder? Wir haben doch Schlager!Das Deutsche VolksliedarchivAbwicklung statt Jubiläumsfeier
TEXT: TOM DAUN Der Volkskundler John Meier hatte das DVA im Mai 1914 mit dem Ziel gegründet, das deutschsprachige Liedrepertoire wissenschaftlich zu dokumentieren. Wenige Jahre später stellte er dem Institut sein Wohnhaus, eine stattliche Jugendstilvilla in der Freiburger Silberbachstraße, als Domizil zur Verfügung. Jahrzehntelang koordinierten die Mitarbeiter von hier aus Feldforschungen in ganz Deutschland, aber auch in die deutschen Sprachinseln Osteuropas, um Varianten von Volksliedern zu sichten und zu sammeln. Die Villa in der Silberbachstraße wurde zugleich zum deutschen Zentrum der historischen Liedforschung. Unterhaltungsmusik wurde in den ersten Jahrzehnten der Forschungsarbeit des Instituts kaum berücksichtigt. Spätestens in den Siebzigerjahren orientierte sich das Volksliedarchiv jedoch um. Schwerpunkt war seitdem die Erforschung des Liedrepertoires in allen Facetten, also etwa auch die Variantenbildungen zu Schlagern oder die Bedeutung des Singens im sozialen Umfeld. Damit reagierte das Institut auf die Entwicklung der Volkskunde hin zu einer empirischen Kulturwissenschaft. Der ästhetisch-wertende Blick früherer Forschergenerationen wurde abgelegt, die konservative Orientierung früherer Jahrzehnte wich einer Öffnung hin zu einer objektiven Betrachtung der Phänomene Volkslied und Singen im Alltag. Dabei blieb die Gesangspraxis der einfachen Leute im Mittelpunkt des Interesses. ... mehr im Heft |
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