Rezensionen INTERNATIONAL
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DIVERSE
Shir Hodu Jewish Song From Bombay Of The 30s
(Renair Records REN0127/Indigo, www.jewishrecords.co.uk
)
15 Tracks, 48:14, mit engl. Texten u. Infos
DIVERSE
Wandering Stars Songs From Gimpels Lemberg Yiddish Theatre 1906-1910
(Renair Records REN0126, www.jewishrecords.co.uk
)
26 Tracks, 76:26, mit engl. Texten u. Infos
Obwohl es sich im weitesten Sinne um Unterhaltungsmusik handelt, ginge die Behauptung, die vorliegenden Zusammenstellungen beinhalteten leichte Kost wohl weit an der Thematik und den Intentionen des Produzenten Julian Futter vorbei. Zu hören sind Aufnahmen aus den Jahren 1906-1910 (Wandering Stars) und 1937-1940 (Shir Hodu) von den Original-78er-Schellacks, auf denen sie ursprünglich veröffentlicht wurden. Die Beihefte beider CDs enthalten neben akribisch aufgelistetem diskografischem und biografischem Material auch umfangreiche historische Informationen. Die Aufnahmen wurden in zwei Städten gemacht, die heute andere Namen tragen, Lemberg und Bombay. Die älteren Aufnahmen entstanden im Jiddischen Theater von Jakob-Ber Gimpel im damals noch zur Habsburgmonarchie gehörenden Lemberg, heute Lwiw, Ukraine. Zu hören sind neben Liedern, Couplets und Dialogen auch die Sequenz einer Lesung des Dichters Schalom Rabbinowicz alias Sholem Alejchem, dessen Roman Blondzhende Stern zum Titel dieses Albums gewählt wurde. Im heutigen Mumbai entstanden schließlich die Aufnahmen von Shir Hodu (Lobgesang), auf denen vier populäre Sänger jener Ära religiöse Texte mit einer Art Folkmusik verbinden, die wir heute zwischen Qawwali und Bollywood ansiedeln würden. Beide Veröffentlichungen enthalten sorgsam und liebevoll zusammengestellte Tondokumente längst vergangener Musikkulturen in historischer Klangqualität. Wie gesagt: keine leichte Kost. Aber wer hätte je behauptet, Musikgenuss habe immer etwas mit Bequemlichkeit zu tun?
Walter Bast
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GIORA FEIDMAN JAZZ EXPERIENCE
Klezmer Meets Jazz
(Pianissimo Music PM 0930/Edel:Kultur, www.giorafeidman-online.com
)
17 Tracks, 50:14, mit engl u. dt. Infos
Eine komplett neue Erfahrung wird die Begegnung mit dem Jazz für den großen alten Mann der Klezmerklarinette wohl nicht gewesen sein, ergänzen und beeinflussen sich die beiden Musikstile schließlich mindestens seit der großen Zeit der Big Bands in den Dreißigern. Doch Giora Feidman und seine Mitstreiter Stephan Braun (Cello), Reentko Dirks (Gitarre) und Guido Jäger (Bass) ruhen sich nicht auf den größten Hits beider Genres aus Sholom Secundas Bei mir bist du schön fehlt denn auch folgerichtig , sondern nähern sich jedem Stück mit den musikalischen Mitteln der Gegenseite an. Ein schönes Beispiel hierfür ist Duke Ellingtons und Juan Tizols Caravan, ein Stück, das nicht nur von Jazzbands, sondern auch von Hunderten Varieté- und Zirkuskapellen zu Tode gespielt wurde. Durch Feidmans wundervoll expressiven Klarinettenton bekommt das Stück hier die orientalische Seele, die den Komponisten vorgeschwebt haben mag. Leider endet das Stück mit einer unmotivierten Ausblendung, kurz nachdem Gast Florian Poser sein Vibrafonsolo beendet und Feidman die Melodie wieder aufgenommen hat. Doch abgesehen von solch kleinen Unzulänglichkeiten ist Klezmer Meets Jazz uneingeschränkt zu empfehlen.
Walter Bast
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ALASDAIR FRASER & NATALIE HAAS
Abundance
(Culburnie Records CUL124/Greentrax Recordings, www.alasdairfraser.com
, www.nataliehaas.com
)
16 Tracks, 59:07, mit knappen engl. Infos
Alasdair Fraser und Natalie Haas sind einzigartig. Sie haben die alte schottische Tradition des Zusammenspiels von Fiddle und Cello wiederbelebt und in die Jetztzeit gebracht. Letzteres gilt vor allem für das Cello, denn in früheren Zeiten wird dieses Instrument wohl kaum zu solch solistischen und perkussiven Eskapaden gegen den Strich gekämmt worden sein wie das bei Haas der Fall ist. Die musikalische Interaktion zwischen dem in Amerika lebenden Schotten Fraser und der Amerikanerin Haas wird immer enger und intensiver. Das ist besonders bei den sechs Stücken gut zu spüren, auf denen nur die beiden zu hören sind. Auf dem großen Rest des Albums und seinen alten und neuen Melodien kommen insgesamt neun Gäste zum Zuge, die den Klang manchmal dezent, manchmal sogar Richtung Band anreichern. Das ist ungemein spannend und abwechslungsreich, aber der wahre Genießer weiß: Pur sind Alasdair Fraser & Natalie Haas das wahre Erlebnis.
Mike Kamp
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FOLKER auf Papier
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