FOLKER – Halbmast

HALBMAST

DUFFY POWER

DUFFY POWER * FOTO: ROLAND SCHMITT

9.9.1941, Fulham, West London
19.2.2014, London

Als ich ihn 1994 das erste Mal in London traf, sagte mir der Name Duffy Power, ehrlich gesagt, nichts. In einem East-End-Club hatte Soulsänger Luddy Samms den scheuen Gast für einige Zugaben auf die Bühne geholt. Wow, was für eine Stimme! Welche Ausstrahlung, welche Präsenz! Eine auch kommerziell akzeptabel zu nennende Karriere blieb ihm verwehrt. Sein Leben war geprägt von Pleiten, Pech und Pannen. Dabei fing es für Ray Howard, so sein bürgerlicher Name, recht verheißungsvoll an. Von Skiffle und Rock ’n’ Roll geprägt mutierte Duffy zu einem Elvis-Epigonen. Unzählige Singles brachten aber nicht den erwarteten Erfolg. Seine Liebe gehörte ohnehin dem Blues, und ab Mitte der Sechzigerjahre jammte Duffy Power mit Gott und der Welt: Georgie Fame, Alexis Korner, John McLaughlin, Graham Bond, Danny Thompson. Soloalben blieben rar, immer wieder gab es Ärger mit Labels und Agenturen. Verbittert zog sich Power zurück, arbeitete auf einem Sozialamt, wurde psychisch krank. Dass er ein Bluesharpvirtuose war, nutzte Ian Matthews, sein Songwriting Bert Jansch. Anfang der Neunziger wurde Duffy Power wiederentdeckt, seither mit Kompilationen gewürdigt. 2012 überraschte er – als brillanter Gitarrist – mit dem Album Tigers. Sein krankes Herz schlägt nicht mehr. R. I. P.

Roland Schmitt

PACO DE LUCÍA

PACO DE LUCÍA * FOTO: CORNEL PUTAN, WIKIPEDIA

21.12.1947, Algeciras, Spanien
bis 26.2.2014, Cancún, Mexiko

„Mein Name ist Francisco Sánchez Gómez alias Paco de Lucía, und ich bin Gitarrist.“ Diesen schlichten Satz findet man unter dem Button „Paco“ auf der persönlichen Website der Flamencolegende (www.pacodelucia.org). Mehr als bezeichnend für einen Gitarristen, der von allen, die ihn persönlich kannten, als zurückhaltend und bescheiden charakterisiert wird. Der 1947 im andalusischen Algeciras, Provinz Cádiz, geborene Künstler hat gitarristische Weltgeschichte geschrieben. Kaum ein Musiker auf dem Globus wird in einem solchen Maß als Personifizierung der Kultur eines ganzen Landes betrachtet und verehrt. Er war gleichzeitig Bewahrer der jahrhundertealten Tradition des Flamenco wie auch Neuerer, der sich Zeit seines Lebens in musikalische Kontexte begab, die den modernen Flamenco zu dem machten, was er heute ist: weltaufgeschlossen, bereichert um Elemente des Jazz, des Rock und sogar der Popmusik. Legendär ist seine Zusammenarbeit mit dem Sänger Camarón de la Isla Anfang der Siebzigerjahre. Das Album Friday Night In San Francisco von 1981 mit den Jazzgitarristen John McLaughlin und Al Di Meola wurde ein Millionenseller. Die Gitarre habe ihm viel Leid zugefügt, sagte einer, dem Scharen von Flamencogitarristen in aller Welt nacheifern. Wer die Tiefe und Leidenschaft seines Vortrags einmal live erlebt hat, wird vielleicht ahnen, was er meinte. In seinem Refugium auf der mexikanischen Halbinsel Yucatán verstarb Paco de Lucía gerade einmal 66-jährig an einem Herzinfarkt.

Rolf Beydemüller

SEÁN POTTS

SEÁN POTTS

1930, Dublin, Irland
11.2.2014, Dublin, Irland

Im Alter von 83 Jahren starb am 11. Februar der 1930 in Drimnagh, Dublin, geborene Seán Potts, ein Meister an der Tin Whistle, der zusammen mit seinem Freund und Piper Paddy Moloney 1962 zu den Gründungsmitgliedern der Chieftains zählte. Potts, der auch an Bodhrán und Bones glänzte, verließ die Gruppe 1968, um für Gael Linn Records eine vertragliche Pflicht zu erfüllen, kehrte aber kurz danach zur Band zurück und blieb bis 1979, als ihm der Druck der Livekonzerte und der immer weiter greifenden Tourneen zu viel wurde. Vor den Chieftains war Sean Potts ein Originalmitglied von Seán Ó Riadas Gruppe Ceoltoirí Chualann. Nach den Chieftains war er vor allem für RTÉ aktiv. Zudem wurde er Vorsitzender und später Ehrenpräsident von Na Píobairí Uilleann, der Gesellschaft zur Förderung der Wahrnehmung, des Spiels und des Baus des irischen Dudelsacks in Dublin. Sein Sohn, Seán Óg Potts, der mit ihm zusammen bei Bakerswell und in der Donal Lunny Band spielte, ist ebenfalls ein hervorragender Piper, der bereits ein Uilleann-Pipes-Soloalbum veröffentlicht hat.

Eberhard „Paddy“ Bort

Update vom
09.02.2023
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