FOLKER – Rezensionen

Kurzrezensionen


AVETT BROTHERS
The Carpenter

American Recordings/Republic Records/Universal 00602537161021, go! www.theavettbrothers.com
12 Tracks, 46:36

Ein bisschen Bluegrass, ein bisschen Ben Folds und jede Menge Amerika-Kitsch – die Avett Brothers haben ein ideal zu vermarktendes Rezept gefunden und scheuen sich auch nicht, hier und dort kräftig von Bob Dylan und Konsorten abzukupfern, ohne sich als Hommage an ihre Vorbilder zu verstehen. Das ist eingängig und gut gemacht, aber wenig originell.

 

AVETT BROTHERS  – The Carpenter


PETER BELLAMY
Sings The Barrack-Room Ballads Of Rudyard Kipling

Fellside Recordings FECD253, go! www.fellside.com
Do-CD, 24 Tracks, 94:08

1892 schrieb Rudyard Kipling (Das Dschungelbuch) eine Sammlung militärischer Gedichte, die Barrack-Room Ballads. In den Neunzehnhundertsiebzigern vertonte sie Peter Bellamy, verstorben 1991. Die damalige Originalveröffentlichung wurde nun angereichert durch Songs einer von Bellamy selbst vertriebenen Kassette. Wohl nur von historischem Interesse.

 

PETER BELLAMY – Sings The Barrack-Room Ballads Of Rudyard Kipling


BISCHLER
Zwischendrin

VERLAG
INHALT

Januar 14105/Broken Silence, go! www.bischlermusik.de 9 Tracks, 40:58, plus DVD mit Bandporträt

Das zweite Album des sympathischen Singer/Songwriters aus Heidelberg. Gemeinsam mit seinen Mitmusikanten Sebastian Wacker (Klavier), Mariella Schelch (Geige), Peter Schaefer (Kontrabass) und Tobi Müller (Schlagzeug) präsentiert Patrick Bischler ein handgemachtes, atmosphärisch dichtes Album voller Überzeugungskraft. Mit Genuss zu hören.

 

BISCHLER – Zwischendrin


WOLFGANG BUCK
Genau underm Himml

C.A.B. Records CAB-5187Plattenfirma Bestellnummer, go! www.wolfgang-buck.de
16 Tracks, 68:33, mit fränk. Texten u. dt. Infos

Glanzstück des zehnten Albums des fränkischen Mundartbarden Wolfgang Buck aus Fürth ist „Eich hams iebersehng“, musikalisch besinnlich mit einem Schuss keltischem Eso-Kitsch – aber textlich beim Blick aufs Radio, den Laden und das Wirtshaus von gestern, wenn auch ironisch gekontert, so doch glasklar positioniert: „Eich hams iebersehng / Eich hams glaab iebersehng / Bo der Umschdrukdurierung / Bo der Neuformadierung / Bo der Zendralisierung / Bo der Evaluierung …“ Und die Replik an die Betreiber solcher Modernisierungen an anderer Stelle steht dem nicht nach: „Danke fier den Rodschlooch / Echd a subber Rodschlooch / Danke fier den Rodschlooch / Iech hob zwoaär ne dernooch gfroochd“ …! So geht’s zu in der Provinz: Überleben für friedliebende Freidenker eigentlich nur mit viel Humor, gern Sarkasmus, womöglich gar Zynismus möglich. Mittfünfziger Buck hat zur Solidarität mit den Seinen eine luxuriös sanfte Mainstreamrock-Lokalvariante destilliert, die runter geht wie Öl. Nicht immer nur bei den ganz wichtigen Dingen, und auch nicht immer garantiert tiefgängig – aber immer sympathisch und selbst in den fraglichen Momenten gefällig als sei gerade erst der Marketingexperte drübergegangen. Sehr witzig …

Christian Beck

 

WOLFGANG BUCK  – Genau underm Himml


FRANCESCO BUZZURRO
One Man Band

Acoustic Music Records 319.1498.2/Rough Trade, go! www.myspace.com/francescobuzzurro
11 Tracks, 50:14

Ausgestattet mit einer ordentlichen Prise sizilianischen Temperaments, führt Gitarrist Francesco Buzzurro dem staunenden Publikum vor, was man als einzelner Musiker alles gleichzeitig auf einem sechssaitigen Instrument ausführen kann. Begleitung, Melodie, Bass, Rhythmus – das Ganze locker-flockig ohne jeden Overdub.

 

FRANCESCO BUZZURRO – One Man Band


VINICIUS CANTUÁRIA
Indio De Apartamento

Naïve NJ621811/Indigo, go! www.vinicius.com
10 Tracks, 29:59

Der musikalisch zurückhaltende Wahl-New-Yorker aus Manaus macht fast jährlich ein neues Album. Dieses changiert wie seine ganze Arbeit zwischen zeitlos elegantem, introvertiertem Song, Bossa und Jazz. Der Singer/Songwriter und Multiinstrumentalist liefert samt illustren Gästen den richtigen Soundtrack für diese eher unwirtliche Zeit des Jahres.

 

VINICIUS CANTU&Acute;RIA – Indio De Apartamento


ANNABELLE CHVOSTEK ENSEMBLE
Rise

Borealis BCD221/Alive, go! www.annabellemusic.com
12 Tracks, 57:55

Die Singer/Songwriterin und Multiinstrumentalistin – ex Wailin’ Jennies – beweist, dass richtig geile, tanzbare kanadische Rootspopmusik mit osteuropäischem Einschlag richtig gut mit intelligenten, höchst politischen Texten zusammengeht. Tolle Stimme, tolle Songs – und Gastmusiker wie Bruce Cockburn, Roma Baran und Fernando Rosa (Bandoneon).

 

ANNABELLE CHVOSTEK ENSEMBLE – Rise


DIVERSE
Music Is Love – A Singer-Songwriters’ Tribute To The Music Of CSN&Y

Route 61 Music RT61-2012003, go! www.musicislovetribute.com
27 Tracks, 103:38, mit engl. Infos

Crosby, Stills, Nash & Young werden ob ihrer politischen Standfestigkeit von Jüngeren immer noch stark beachtet. Entsprechend hoch ist das musikalische Niveau dieser internationalen Hommage. Hier sind Profis am Werk, was die Zusammenstellung für Fans des Quartetts so empfehlenswert macht wie für generelle Folkliebhaber. Aber man sollte beim Hören eine Weile die Originale vergessen. Die meisten Versionen haben ihren eigenen Reiz – selbst ein Meisterwerk wie „Guinnevere“ kommt sogar noch wesentlich entspannter rüber als im Original. Viele Beteiligte umgehen, am hohen Maßstab von CSN&Ys perfektem Satzgesang gemessen zu werden durch beeindruckende sehr eigene Intonationen, mit denen sie sich den Vorbildern ebenbürtig erweisen. Die stilistischen Experimente wie Steve Wynns Dark-Wave-Fassung von David Crosbys „Triad“ oder Bocephus Kings arabische Klänge zu Neil Youngs „Down By The River“ sind ebenso Höhepunkte wie den Originalen nahe Versionen, die einfach musikalisch voll überzeugen wie Carrie Rodriguez bei Youngs „Cortez The Killer“. Fast ohne Durchhänger werden CSN&Y durch Folk, Alternative Rock, Bluegrass und vieles mehr geschickt – für ein Tribute-Album schon fast etwas Besonderes.

Hans-Jürgen Lenhart

 

DIVERSE   – Music Is Love


DIVERSE
The Rough Guide To The Music Of Ethiopia

Rough Guides RGNET1286CD/World Music Network/Harmonia Mundi, , go! www.worldmusic.net
13 Tracks, 63:02, plus Bonus-CD, 11 Tracks, 54:20

Eine weiterer Rough Guide, der sich der vielfältigen äthiopischen Musikszene widmet. Die Bandbreite ist atemberaubend: von archaischer Volksmusik über durch militärische Blasmusik geprägten Ethio Jazz bis zu im englischen Exil beheimateter Dub-Club-Fusion. Als Bonus liegt ein Album des englischen Produzenten Dan Harper und seines Projekts Invisible System bei.

 

DIVERSE – The Rough Guide To The Music Of Ethiopia


SONS OF NOEL AND ADRIAN
A Piping Hot

Pork Pie 06151/Broken Silence, go! www.ringding.de
15 Tracks, 58:49

Sein Gesang kommt dem Originalton nicht sehr nahe, der Mann ist nun mal Münsteraner. Und auch der Gesamtklang der Produktion ist etwas sauber. Aber der Geist von Rocksteady & Co. ist ganz definitiv mit Dr. Ring Ding, seinen Musikern, Peter Gabriels „Don’t Give Up“ als Reggae oder „Die Gedanken sind frei“ als Ska. Kein Wunder – bei dem Label!

 

SONS OF NOEL AND ADRIAN – A Piping Hot


ANTJE DUVEKOT
New Siberia

Pantjebare Publishing/Mr Cat Music/CRS Continental Record Service/In-akustik, go! www.antjeduvekot.com
11 Tracks, 45:00, mit engl. Texten

Die Songschreiberin aus Massachusetts verarbeitet auch in den Liedtexten ihres dritten Albums wieder sehr Persönliches. Dabei verliert sie sich nicht in Gemeinplätzen. Sie wird konkret, wenn es sein muss bis zur Schmerzgrenze. „Phoenix“ beschreibt die Beziehung zu ihrer Mutter – Zeilen, die nicht nur berühren, sondern so richtig unter die Haut gehen. 20 Jahre hat Antje Duvekot laut eigener Aussage daran geschrieben. In „Glamorous Girl“ geht es um weniger glückliche Highschool-Tage, ein Thema, das die Songschreiberin nicht zum ersten Mal auf einem Album zur Sprache bringt. Wenn man sich mit Duvekots Vita und den Texten intensiver befasst, dann begreift man, dass der Albumtitel New Siberia durchaus als Methapher verstanden werden kann, wobei frostige Gefühle hier in folkig-poppigem Gewand unterwegs sind. Die Musikerin versteht es nämlich gekonnt, textlichen Tiefgang mit musikalischer Leichtigkeit zu verbinden – eine Art Markenzeichen mittlerweile. Abschließend soll nicht unerwähnt bleiben, dass der erfahrene Musiker und Songwriter Richard Shindell wieder gute Arbeit auf dem Produzentenstuhl geleistet hat.

Markus Dehm

 

ANTJE DUVEKOT  – New Siberia


FOGELSCHEUCHE
Klezmetal

Rock Werk Records, go! www.fogelscheuche.de
10 Tracks, 43:38

Nach dem Instrumentalalbum X Folkinstrumentals folgt nun, vier Jahre später, der Nachfolger des Bonner Projekts um Volker Lindner mit mehr Gesang. „Eingespielt unter Beachtung des metallischen Reinheitsgebots“, wie es auf dem Albumcover heißt, ist viel Metal, wenig Klezmer, aber einiges an Mittelalter zu hören.

 

FOGELSCHEUCHE – Klezmetal


MANUEL GALBAN
Blue Cha Cha

Concord Picante CPI-33646/Concord Music Group/In-akustik, go! www.myspace.com/manuelgalban
12 Tracks, 41:11, plus DVD, Dokumentarfilm Blue Cha Cha, 35:00

Der 2011 verstorbene Gitarrist des Buena Vista Social Club liefert hier ohne die stilsichere Hand eines Ry Cooder einen orientierungslosen Mischmasch aus Easy Listening, Swing, Salsa, Son, Latin Rock oder gar einer Neufassung eines seiner Doo-Wop-Hits als Bossa Nova ab. Trotz vieler Stars wie Eric Bibb oder Omara Portuondo völlig überproduziert.

 

MANUEL GALBAN – Blue Cha Cha


G.O.D. (GARDEN OF DELIGHT)
Blackbeard – Drunk & Bad

Celtic Cross Promotions ccp022/DMG /Broken Silence, go! www.god-band.de
19 Tracks, 66:29


Free Scotland

Celtic Cross Promotions ccp022/DMG /Broken Silence, go! www.god-band.de
18 Tracks, 67:12

Michael Jung und seine große Truppe bevorzugen einen sehr trommellastigen Folk der Ausprägung Rock/Heavy/Punk. Seltsame Veröffentlichungspolitik: Beide CDs mit dem gleichen, nichtssagenden Bookletinnenteil. Und ziemlich teutonische Spiel- und Sichtweise von – Zitat – „ungezügeltem“ schottischem Folk, die wahrscheinlich vor allem nach etlichen Bierchen bei den Livehörern Enthusiasmus auslöst.

 

G.O.D. (GARDEN OF DELIGHT) – Blackbeard – Drunk & Bad

G.O.D. (GARDEN OF DELIGHT) – Free Scotland


JOHN GOLDIE
A Little Of What You Fancy

Acoustic Music Records 319.1500.2/Rough Trade, go! www.johngoldie.co.uk
12 Tracks, 42:11

Abbas „Waterloo“ und Earth, Wind & Fires „September“, Billy Joel, Dolly Parton, Johnny Cash, George Harrison – der schottische Akustikgitarrist John Goldie hat eine Liste seiner persönlichen Lieblingshits für den Stahl-Sechssaiter arrangiert. Selbst Discoklassiker kommen dabei überraschend selbstverständlich rüber.

 

JOHN GOLDIE – A Little Of What You Fancy


JAN HENNING
Ojo De Gato/Ojo De Gato

Guitar Lab Records, go! www.jan-henning.com
15 Tracks, 44:32


Seen By Cyrill Harnischmacher

Cyrill Harnischmacher
124 S., ISBN 978-3-9812293-2-5

Eine äußerst aufwendige Koproduktion des Gitarristen Jan Henning und des Fotografen Cyrill Harnischmacher. In einem opulenten Bildband sind höchstästhetisch die „Playmates“, wie der Saitenvirtuose seine Instrumente nennt, abgelichtet. Dazu gibt es ein Album, auf dem all seine „Schätzchen“ zu hören sind. Stilistisch reicht der Bogen von Rock bis Gipsy Swing.

 

JAN HENNING – Ojo De Gato/Ojo De Gato

JAN HENNING – Seen By Cyrill Harnischmacher


JOSÉ JAMES
No Beginning No End

(Blue Note 509999 73301 2 7/EMI, go! www.josejamesmusic.com
Promo-CD, 12 Tracks, 65:11

Samt und Seide in Instrumentierung und Ton stehen dem Gesang des New Yorker Jazzsängers, 35, besonders. Aber wenn die routinierten Superprofis um Bassist Pino Palladino in leichtes rhythmisches Puckern verfallen, kann sich sein sanfter Bariton ebenso hören lassen. Restlos betörend das Schmuseduett mit Emily King – wahrhaft „Heaven On The Ground“.

 

JOSÉ JAMES – No Beginning No End


LEELA JAMES
Loving You More ... – In The Spirit Of Etta James

Shanachie SH5802/In-akustik, go! www.leelajames.com
11 Tracks, 37:45

„This album is dedicated to Etta James”, bekräftigt Leela James am Ende des Eingangsstücks „Soul Will Never Die“ noch einmal den Untertitel des Albums. Oft versuchen Künstler mit Hommagen in zu große Fußstapfen zu treten und wirken dann schnell die kleine Geschwister der verehrten Künstler. Oder sie unterwerfen die Originale dem eigenen künstlerischen Duktus – auf die Gefahr hin, dass sowohl die eigene musikalische Identität als auch die des Vorbilds verloren gehen. Leela James allerdings gelingt es, mit einer tiefen Verbeugung vor Etta James, deren Repertoire in ein stimmiges neues Gewand zu kleiden. So wird „At Last“ hier in einer Duettversion geboten, ebenso wie der Klassiker „I’d Rather Go Blind“. „It Hurts Me So Much“ erklingt in funkigem, von Hip-Hop beeinflusstem Rhythmus, „I’m Loving You More Every Day“ wird mit Achtzigerjahre-Phillysoul zum Dancefloor-Abräumer, während „I Want To Ta-Ta You Baby“ mit schleppendem Groove zum chillen einlädt. Mit ihrer im Gospel geschulten, großen und klaren Stimme, begleitet von exzellenten Musikern und abgerundet durch eine klanglich hervorragende Produktion, gelingt Leela James die strahlende, würdige Ehrung einer unvergesslichen Sängerin.

Achim Hennes

 

LEELA JAMES  – Loving You More ... – In The Spirit Of Etta James


CAROLINE KEATING
Silver Heart

Glitterhouse Records GRCD 745/Indigo, go! www.carolinekeating.net
10 Tracks, 39:09

Die Debütantin aus Montreal scheint ihre Vorbilder seit Tori Amos gut studiert zu haben: Statisch-spröder Singer/Songwriter-Pop am Klavier, der obligatorisch recht bedeutungsvoll, dafür aber etwas schwach auf der Brust ist, was Humor betrifft. Einiges Talent ist leicht erkennbar, eine nennenswerte eigene Handschrift einstweilen dagegen noch nicht.

 

CAROLINE KEATING  – Silver Heart


LES VIOLONS DE BRUXELLES
Les Violons De Bruxelles

Homerecords.be, go! www.lesviolonsdebruxelles.com
14 Tracks, 65:56, mit franz. Infos

Mit dem Namen Django Reinhardt verbinden sich seit Langem feste musikalische Assoziationen. Der Gypsy Swing, den der Sinti-Abkomme aus dem Jazz, der französischen Tradition und seinem musikalischen Zigeunererbe schuf, wird bis heute viel gespielt und verarbeitet. Dabei orientiert man sich gern an der Idee seiner ersten großen Erfolgsgruppe, dem Hot Club de France, eine reine Saiteninstrumentenformation aufzustellen. Mit den fünf Violons de Bruxelles kommt eine neue Mischung hinzu. Einige sind rein klassisch ausgebildete Streicher, andere wieder haben Zigeunerblut und entsprechende Spielpraxis vererbt bekommen. Drei Violinen, begleitet von einem Kontrabass und einer Gitarre, vereinen die Seele der Gipsymusik mit dem gepflegten und technisch versierten Klang der klassischen Konservatorien. Traditionelles im eleganten Gewand, dazu einige eigene Kompositionen. Die Herren spielen natürlich auch mit Einsprengseln weiterer anderer Stile – etwas jazzig, etwas brasilianisch. Insgesamt ein stimmiges Werk und ein genüssliches Hörerlebnis.

Jürgen Brehme

 

LES VIOLONS DE BRUXELLES    – Les Violons De Bruxelles


DJAB MAKAY
Go Africa

Küss Mich Musik, go! www.djabmakay.com
15 Tracks, 61:14

Mit einer Singstimme kann der in Berlin lebende, aus dem malischen Bamako stammende Schriftsteller und Musiker, Jahrgang 1960, nicht aufwarten. Seine vornehmlich sozialkritisch anmutenden Texte präsentiert er konsequenterweise als Slam Poetry, unterlegt mit einem soliden Musikteppich, den die sechsköpfige Band aus Afrobeat, Reggae und Highlife knüpft.

 

DJAB MAKAYA – Go Africa


MAKING BLUES
You

Eigenverlag, go! www.ignaznetzer.de
13 Tracks, 47:53

Seit mehr als dreißig Jahren ist der Gitarrist und Sänger Ignaz Netzer in der Musikszene präsent. Aktuell begleitet ihn der Mundharmonikaspieler Albert Koch, als Gast ist Werner Acker an der Sologitarre dabei. Das Ergebnis ist perfekter akustischer Blues mit stimmigem Konzept; als Höhepunkt präsentiert Netzer die fantastische Eigenkomposition „Train To Coleraine“.

 

MAKING BLUES – You


CAROLYN MARK
The Queen Of Vancouver Island

Mint Records MRD143, go! www.carolynmark.com
12 Tracks, 41:34

Die Kanadierin veröffentlicht mittlerweile ihr achtes Album ohne erkennbare Ermüdungserscheinungen. Mit einer Stimme, mit der sie auch gut bei den Pretenders singen könnte, deckt Carolyn Mark das komplette Spektrum amerikanischer Songkultur ab, und ist damit für den Countryfan gleichermaßen interessant wie für den Rocker.

 

CAROLYN MARK – The Queen Of Vancouver Island


VOLKWIN MÜLLER & FRIENDS
Strawberry Songs

Volkwino Music/Fuego FUEGO 2314/Timezone, go! www.volkwin.de
13 Tracks, 50:21

Dieses Album enthält nur Songs von John Lennon. Volkwin Müller interpretiert sie, seiner eigenen Vergangenheit treu, im Stil bester Songwriter und kommt damit zum Beispiel bei „Working Class Hero“ dem Original gefährlich nahe. Die Namen der Gastmusiker sind illuster, seien es Gitarrenhexer Uli Bögershausen, Julian Dawson oder Purple Schulz.

 

VOLKWIN MÜLLER & FRIENDS – Strawberry Songs


OBERPICHLER
Kleine Kreise

Oh! Records/Fuego 2313, go! www.oberpichler.de
10 Tracks, 42:18, mit knappen dt. Infos

Der Duisburger Zepp Oberpichler ist noch als Spätgeborener – 1967 – auf den Rock-’n’-Roll-Trip gegangen und kommt auch nur ganz allmählich wieder davon herunter: Singer/Songwriter-Geschichten im Bandgewand – meist aus dem Leben der kleinen Leute, aber auch mal gegen Giftschleuder Envio und mit einem sehr süßen Betthupferl mit einer kleinen Sophie.

 

OBERPICHLER – Kleine Kreise


RUPA & THE APRIL FISHES
Build

Electric Gumbo Radio Music/Exil CD 953422/Indigo, go! www.theaprilfishes.com
12 Tracks, 44:44

Rupa Marya hat indische Wurzeln, obwohl sie in Kalifornien geboren wurde. Sie sang auf ihrem Debüt auf Französisch, auf ihrem umjubelten Zweitling Este Mundo überwiegend in Spanisch, und ist nun auf ihrem dritten Album bei der englischen Sprache gelandet. Musikalisch bleibt Rupa ihrer Linie irgendwo zwischen Reggae, Pop und südamerikanischer Folklore treu; textlich ist sie etwas radikaler geworden. Ganz im Sinne der globalen Sichtweise leitet Rupa zu friedlicher Revolution an. Ob sie die Veränderungen in Arabien beschreibt, ob sie beswingt für Occupy und Grundrechte eintritt, oder ob sie ein zorniges Lachen gegen das Ausbeuten der Welt setzt – Rupa Marya klingt bei jedem Song so, als sei sie dabei gewesen oder selbst betroffen, als wüsste sie, wovon sie singt. Rupa & The April Fishes überzeugen mit einer Portion Realismus, der Menschen bewegen kann. Dass trotz des Engagements für eine bessere Welt der Humor nicht zu kurz kommt und das Album mit jedem Track direkt zum Tanzen einlädt, ist eine der Hauptqualitäten der Band. Mit Build kann die Welt vielleicht nicht gerettet werden – aber das Album bringt uns dem Ziel zumindest gedanklich ein ganzes Stückchen näher.

Chris Elstrodt

 

RUPA & THE APRIL FISHES  – Build


SKERRYVORE
World Of Chances

Tyree Records TYREE03CD/Rough Trade, go! www.skerryvore.com
11 Tracks, 44:06, mit engl. Texten

Die sechs Herren von der schottischen Hebrideninsel Tiree werden uns vom Glasgow Herald als „Runrig fürs 21. Jahrhundert“ angekündigt. Warum legt man die Messlatte immer so hoch? Tatsache ist zum einen: Die Jungs sind gut. Zum anderen: Skerryvore live und auf Tonträger sind zwei ziemlich unterschiedliche Paar Schuhe. Auf der Bühne bringen sie eine enorme Energie rüber, da paart sich der schottische Folk aufs wildeste mit Rock und Pop. Im Studio jedoch scheint das Hauptaugenmerk darauf zu liegen, in die Rotation der Radiostationen zu gelangen. Die Produktion des vierten Albums der Gruppe ist sicherlich fehlerlos, zeitigt aber ziemlich gefahrlosen und glatten Pop/Rock. Es dominieren Bass, Schlagzeug, Gitarre und Gesang des Masterminds und Hauptsongwriters Alec Daglish. Wo aber sind zum Beispiel die Pipes? Mit Akkordeon und Fiddle allzu oft deutlich in den Hintergrund gemischt. Diese Hälfte der Band sollte, etwa im Falle des Pipers Martin Gillespie vielleicht häufiger rangelassen werden. Sein Instrumental „The Showman“, dem Red-Hot-Chilli-Pipers-Gründer Stuart Cassells gewidmet, ist ein echter Hammer. Leider jedoch der einzige eines sicherlich guten, aber unspektakulären Albums.

Mike Kamp

 

SKERRYVORE  – World Of Chances


JEREMY SPENCER
Bend In The Road

Propelz/Cargo Records, go! www.jeremyspencer.com
14 Tracks, 59:12, mit engl. Infos

Als der Mittsechziger mit Fleetwood Mac einst den Blues in Europa säte, war dies noch ein exotischer Stil – Urwaldmusik! Heute ist er selbst in seiner Originalvariante längst Teil des kontinentalen Erbes und überdies an den Rändern mit allen Arten anderer Populärmusik verschmolzen. Gitarrist und Sänger Jeremy Spencer demonstriert dies meisterhaft.

 

JEREMY SPENCER –  Bend In The Road


NICOLAS STURM
Nicolas Sturm

PIAS Germany PIASD4802CD/Rough Trade, go! www.nicolassturm.de
12 Tracks, 43:07

Albumdedüt des Sängers der Freiburger Band Alte Neue Tricks. Der Dreißigjährige bewegt sich völlig natürlich in angloamerikanischer Singer/Songwriter-Americana. Sein kraftvoller, auf Affektiertheit fast schon affektiert verzichtender Gesang trägt locker; die Texte können zum coolen Ton noch den Tiefgang vertragen, der die Pose erst akzeptabel macht.

 

NICOLAS STURM – Nicolas Sturm


VINO ROSSO
Huamkemmen

Vino Rosso Band/Soulfire Artits, go! www.vinorossoband.com
13 Tracks, 47:47

Deutlich mehr Profil als der sonstige Standard-Stimmungs-Ska haben die Momente, in denen die neun jungen Männer Volkslieder anstimmen, Zither spielen oder gar jodeln wie im Volkslied „Truachn und Trochten (Der Ochs hot glacht)“. Gesungen wird in südtirolerdeutschem Dialekt, Italienisch und Englisch – wie auch zu Hause in Südtirol heute wohl üblich.

 

VINO ROSSO –  Huamkemmen


THE WALKABOUTS
Berlin

Glitterhouse GRCD 749/Indigo, go! www.thewalkabouts.com
13 Tracks, 76:10

Nach dreißig Jahren voller unglaublicher Songperlen veröffentlichen die Walkabouts ihr erstes Livealbum mit einigen Höhepunkten ihrer langen Karriere und einigen Tracks ihres letzten Studioalbums. Die Klangqualität erinnert an ein Bootleg – Berlin, dort wurde das Konzert mitgeschnitten, wirkt deshalb ein bisschen wie die Walkabouts zum Anfassen.

 

THE WALKABOUTS – Berlin


RAINER WENZEL
Tausendsassa, Wirbelwind

Kaakuuri Musik 29/Ratz Records/Media Arte, go! www.rainerwenzel.de
18 Tracks, 56:48

Rainer Wenzel ist Heilerzieher, Spielpädagoge und macht seit 1986 Musik für Kinder. Dabei bleibt er ungebrochen produktiv und legt mit diesem neuesten einer langen Reihe von Alben sowohl neue Lieder im bekannten Rainer-Wenzel-Stil vor als auch einige bereits veröffentlichte.

 

RAINER WENZEL – Tausendsassa, Wirbelwind


ZWOASTOA
Scheiss da nix

BSC Music 307.008129/Rough Trade, go! www.zwoastoa.de
10 Tracks, 42:36

Zur Gute-Laune-Ska-Party spielt das Sextett aus dem Großraum München auch mit seinem dritten Album auf – mit einiger Polka, einem Ausflug ins Arabische, Elektro/Trance und zur Verschnaufpause natürlich auch Reggae. Boarisch ist obligatorisch, das Material selbstgeschrieben, mit Ausnahme von „Abhaun“ („Downtown“) – mit Abstand der Hit des Albums.

 

ZWOASTOA – Scheiss da nix

Update vom
09.02.2023
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