Rezensionen INTERNATIONAL
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STOCKHOLM LISBOA PROJECT
Aurora
(Westpark Music WP87235/Indigo,
www.stockholmlisboa.com
)
15 Tracks, 53:53, mit Texten u. Infos
Aurora, die Morgendämmerung, verheißt auf dem dritten Album des portugiesisch-schwedischen Quartetts einen Tag auf dem Land. Die Reise beginnt in Vila Viçosa, im äußersten Osten Portugals, wo José Afonso einst das Gedicht A Gitana in seine Melodie verpackt hat. Micaela Vaz, die neue Sängerin der Gruppe, bringt eine betörende, ländliche Schwermut in die Lieder des Albums. Den Fado spürt man höchstens noch aus weiter Ferne. Die schwedischen Polskas und portugiesischen Lieder verschmelzen zu einer Einheit. Filip Jers erzeugt mit seinen chromatischen und diatonischen Mundharmonikas eine breite Palette unterschiedlichster Töne und Stimmungen. Oft denkt man an ein sanft schluchzendes Akkordeon. Zusammen mit dem Geiger Sérgio Crisóstomo und Simon Stålspets (nordische Mandola, Holzflöte, Gitarre, Ziegenhorn, diatonisches Akkordeon) entsteht eine ruhige, intensive Musik. Und wenn im zweiten Teil des sephardischen Traditionals En Tu Puerta aus Trás-os-Montes Micaela Vaz die Sprache tauscht und nahtlos zum alten schwedischen Lied Havet Stormar aus Älvdalen übergeht, spürt man keinen Kultursprung.
Ein Album voll wunderschöner Melancholie des portugiesischen und schwedischen Hinterlandes.
Martin Steiner
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MAHSA VAHDAT & MIGTHY SAM MCCLAIN
A Deeper Tone Of Longing Love Duets Across Civilizations
(Kirkelig Kulturverksted FXCD 381,
www.mahsavahdat.com
,
www.mightysam.com
)
10 Tracks, 54:35, mit engl. Infos u. Texten in Engl. u. Farsi
Nach Scent Of Reunion von 2009 ist dies das zweite gemeinsame Album der Iranerin Mahsa Vahdat und des Afroamerikaners Mighty Sam McClain mit Liebesduetten auf Farsi und Englisch. Texte des Norwegers Erik Hillestad und des Iraners Mohammed Ibrahim Jafari zu Melodien, die überwiegend von Vahdat und dem Norweger Knut Reiersrud stammen, arrangiert vor allem von letzterem. Wieder treffen sich traditionelle persische Musik und amerikanischer Jazz, eng ineinander verwoben, aber für sich je klar erkennbar. Ein musikalisch west-östlicher Diwan, der uns in den Traum einer Liebesbeziehung zwischen zwei politisch häufig kontroversen Zivilisationen zieht. Was auf Staatsebene unmöglich scheint, ist im Privaten oft Alltag. Beide Stimmen tragen vielfach verzierte Sehnsucht in sich, Melancholie, Zärtlichkeit und zugleich große Kraft. Die Texte sind im Beiheft enthalten, die in Farsi gesungenen auch in englischer Übersetzung. Das Zielpublikum ist wohl eher ein euroamerikanisches, zumal Frauen im Iran derzeit öffentlich nicht singen dürfen. So ist der norwegischen Kirkelig Kulturverksted auch zu verdanken, dass Mahsa Vahdat und ihre Schwester Marjan überhaupt einem größeren Publikum bekannt werden können.
Michael A. Schmiedel
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FOLKER auf Papier
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