Rezensionen BÜCHER
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EBERHARD BORT [Hrsg.]
Tis Sixty Years Since
The 1951 Edinburgh Peoples Festival Ceilidh and the Scottish Folk Revival
Ochtertyre : Grace Note Publication, 2011
237 S.: mit s/w-Fotos
ISBN 978-1-907676-10-9
Ein Buch über Schottlands Folk Revival in der zweiten Hälfte des letzten
Jahrhunderts in fünf Teilen und es überrascht wenig, dass die wichtigste
Einzelperson dieses Revivals die Klammer für diese Teile bildet: Hamish
Henderson.
Die Einführung besteht aus einem wunderbar umfassenden 32seitigen Überblick über
die schottische Folkszene. Alleine dieser Beitrag des Herausgebers Eberhard
Paddy Bort ist den Preis dieses Buches wert und beginnt – natürlich mit
einem Henderson-Zitat.
Teil 2 widmet sich dem Aufhänger des Buches, dem ersten Edinburgh Peoples
Festival von 1951, dem drei weitere folgen sollten und besonders der
offensichtlich gloriosen Abschlussveranstaltung, dem Ceilidh. Der Spiritus
Rector (nicht nur) des Ceilidh: Hamish Henderson.
Reflektionen über das schottische Revíval bilden Teil 3. Hier sind es Akteure
wie Jean Bechhofer, Nick Keir, Gary West oder John Barrow, die oft sehr
persönliche Einblicke in die letzten fünf Jahrzehnte geben. Über allem schwebt,
implizit oder direkt, Hamish Henderson.
In Teil 4 geht es dann explizit um den Mann und seinen nicht gerade kleinen
Beitrag zum Revival, inklusive einem detaillierten Aufsatz von Steve Byrne über
die Schwierigkeiten, zukünftigen Generationen den Zugriff auf Hendersons Papiere
zu ermöglichen.
Im Schlussteil schließlich dokumentiert Ewan McVicar detailliert die CD
1951 Edinburgh Peoples Festival Ceilidh von Rounder aus der Alan
Lomax Collection Series, und wer der Erfinder des Ceilidhs war, ist mittlerweile
bekannt.
In einem Satz: Für Menschen mit ernsthaftem Interesse an schottischer Folkmusik
ist dieses Buch schlicht unverzichtbar!
Mike Kamp
Bezug: www.amazon.co.uk
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AXEL SCHULTHEISS
Kreative Wege
d. Akustikgitarre neu entdecken
Osnabrück : Acoustic Music, 2012
96 S. : mit zahlr. Notenbeisp. , Fotos + CD. – (Gitarrenworkshops von FingerPrint ; FP 8127)
ISBN 978-3-938679-72-2 – ISMN 979-0-700307-28-8
Endlich. Die etwas andere Gitarrenschule. Aber handelt es sich denn um eine
Schule? Und wenn ja, was will hier vermittelt werden? Und wem? Ein Gitarrist auf
dem Weg zu den Quellen der Kreativität. Es geht in dem vorliegenden Werk um den
nicht ganz unbescheidenen Versuch, Saitenkünstler aus den erlernten Mustern zu
befreien, die das Handwerkszeug Gitarre ganz natürlich mit sich bringt. Die
instrumenten- und grifftechnisch bedingte Falle des Sich-Wiederholens wird
vielen Gitarristen kaum bewusst sein. Hier setzt Schultheiß den
Bewusstseinshebel an. Indem er uns bewusst macht, was die meisten gedankenlos
nachspielen. Ry Cooder hat einmal in einem Interview gesagt: Musik
, ist so
ein gemeinschaftstypisches Ding und es ist völlig OK so zu spielen, wie es viele
vor uns getan haben. Stimmt. Doch was, wenn es mich umtreibt Neues zu
versuchen? Was, wenn ich ein Suchender bin? Wie löse ich mich vom
Althergebrachten? Schultheiß geht Schritte nach vorne, indem er sich dem
Grundsätzlichen zuwendet. Was ist Rhythmus, was ist Harmonie, was ist Melodie?
Darauf finden wir in jeder Gitarrenschule die immer gleichen (und auch völlig
richtigen) Antworten. Doch wie finde ich einen zutiefst persönlichen,
einzigartigen Weg des Umgangs mit dem Urmaterial Klang? Und vielleicht sind das
Allerwichtigste an diesem Buch die vielen Fragen, die auftauchen und nicht
vorschnell beantwortet werden. Auszuhalten, dass es möglicherweise keine
Antworten gibt. Dass sich Kreativität nicht vermitteln lässt. Dass wir es
trotzdem versuchen, ja, versuchen müssen. Schultheiß macht Vorschläge, erschafft
klangliche Situationen, arbeitet mit dem bewussten Einsatz von Technik (z.B.
Delays). Und er lässt Kollegen zu Wort kommen, die ihre persönlichen Gedanken
zum kreativen Prozess äußern. Ein empfehlenswertes Buch für alle, die den
Begrenzungen des Instruments Gitarre begegnen (von den eigenen ganz zu
schweigen) und ahnen, dass es Wege gibt darüber hinaus zu gehen.
Rolf Beydemüller
Bezug: www.acoustic-music.de
/ www.fingerprint-verlag.de
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THOMMIE BAYER
Vier Arten, die Liebe zu vergessen
Roman
München : Piper, 2012
280 S.
ISBN 978-3-492-05480-5
Einst sang Michael in einer erfolgreichen a-capella-Band. Seine drei ehemaligen
Bandmitglieder Bernd, Thomas und Wagner trifft er nach Jahren bei der Beerdigung
ihrer einstigen Mentorin Emmi wieder. Die Lehrerin brachte die vier anfänglich
verfeindeten Schuljungen einst dazu, das Vokalquartett die Nachtigallen zu
gründen, das sich als äußerst erfolgreich erwies. Nach dem Begräbnis lädt
Michael seine ehemaligen Bandmitglieder nach Venedig ein, wo er inzwischen
wohnt. Man will herausfinden, ob die Freundschaft auch so langer Zeit noch
Bestand hat. In Venedig entwickeln sich die Gespräche zu einem Seelenstriptease,
bei dem jeder der Vier auf schonungslose Art von seinem Lebensweg erzählt. Die
Freunde reflektieren, wie die jeweilige Liebe zu ihren Frauen gescheitert, wie
die Hoffnung, die alle vier als Jugendliche hatten, in Enttäuschung und
Desillusion umgeschlagen ist, und auf welche Art sie immer noch versuchen, die
Liebe zu vergessen.
Einfühlsam und leichtfüßig kommt diese wunderbare Geschichte über Freundschaft
und Liebe daher, wechselt die Gemütsverfassung von Dur nach Moll und zurück,
immer mit dem notwendigen Gespür für Zwischentöne. Thommie Bayer entwickelt
seine Charaktere sensibel und schon nach wenigen Seiten nimmt er den Leser
gefangen. Der Roman spielt in Berlin, Venedig, Galway und Dublin, und wenn man
von einem Buch behaupten kann, dass es ein Folkroman sei, dann von diesem.
Einer der vier Protagonisten ist ein Songwriter, der für die erfolgreiche
Irische Sängerin Erin Lieder schreibt, und die Verweise auf Folk- und Rockmusik
machen dieses Buch besonders für Musikfreunde zum Genuss. Thommie Bayer weiß als
ehemaliger Liedermacher, wovon er schreibt. Sein neuer Roman ist ein
Hochgenuss.
Ulrich Joosten
Bezug: www.piper-verlag.de
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FRIEDERIKE WISSMANN
Hanns Eisler
Komponist, Weltbürger, Revolutionär
m. e. Vorw. v. Peter Hamm
München : Ed. Elke Heidenreich bei C. Bertelsmann, 2012
300 S. : mit Fotos u. Abb.
ISBN 978-3-370-38029-5
In dieser Biographie stellt die Musikwissenschaftlerin Friederike Wißmann das
vielschichtige Leben und Werk des Komponisten Hanns Eisler gut lesbar und auf
dem neuesten Stand der Forschung dar.
In ihrer Einleitung schreibt die Autorin, der Komponist solle in seiner
Widersprüchlichkeit dargestellt werden, als Zeitgenosse des 20. Jahrhunderts wie
als gestrandeter Vermittler zwischen Avantgarde und Massengeschmack. Es wird
dabei nicht von seinem Lebenslauf auf seine Kompositionen geschlossen, [
]
sondern umgekehrt sein Leben durch sein Werk betrachtet. [
] 14 Werkportraits
stehen exemplarisch für je eine bestimmte Schaffensphase (S.24) Ein spannender
Ansatz, der als überzeugend bezeichnet werden kann. Wißmann gelingt es
geschickt, die chronologisch angelegten Analysen von zentralen Werken Eislers
mit dessen zeitgeschichtlichem und biographischem Hintergrund zu verknüpfen und
gegenseitig zu beleuchten. Die musikalischen Analysen verlieren sich dabei nicht
in abstrakten Anhandlungen. Sie sind auch für den musikwissenschaftlich nicht
vorgebildeten Leser nachvollziehbar und arbeiten die kompositorischen
Besonderheiten der Werke - ganz ohne Notenbeispiele - anschaulich heraus.
Wissmanns Buch ist ein informatives, umfassend und lebendig geschriebenes
Porträt einer der großen Persönlichkeiten des 20.Jahrhunderts. UND: Das Buch
macht Lust darauf, Eislers Musik zu hören! Schade allein, dass es keine CD zum
Buch gibt – diese hätte diese gelungene literarische Annäherung an Hanns
Eisler noch abgerundet!
Christine Hellweg
Bezug: www.edition-elke-heidenreich.de
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BOB W. WHITE [Hrsg.]
Music and Globalization
critical encounters / ed. by Bob W. White
Bloomington, IN : Indiana Univ. Pr., 2012
VIII, 233 S.
ISBN 978-0-253-22365-4
Acht Männer und zwei Frauen stellen in diesem Band ihre Studien vor – und
acc, man merkts, die fast absolute Blindheit, was Genderprobleme angeht, gehört
zu den größten Enttäuschungen in diesem Buch. Außerdem kritisieren sie heftig
und zu Recht Eurozentrismus in der Musikindustrie, in ihren Augen scheint Europa
aber nur aus London zu bestehen. Abgesehen davon, daß man den Herrschaften ihr
Buch deshalb gern um die Ohren hauen möchte, findet man wunderbare, wegweisende
Beobachtungen. Der aussagekräftigste Satz im Buch ist der eines Ethnologen aus
Österreich, der angesichts eines indianischen Geigenbauers in Mexiko sagt: Das
ist keine Kunst, das ist einfach ihre Tradition. Diese Haltung prägt die
gesamte hier vorgestellte Weltmusikindustrie. Wenn es denn keine Kunst ist,
können die reichen Produzenten aus dem Norden hemmungslos nehmen, was sie gerade
vermarkten können. Und das offenbar mit dem besten Gewissen der Welt –
wenn Ry Cooder im Buena Vista-Film nach dem Konzert in der Carnegie Hall als
letzter allein auf der Bühne sitzt und sich feiern läßt, nicht die Musiker, ist
das typisch für eine kolonialistische Haltung, die ihren Ausübenden zweifellos
nicht einmal bewusst ist. Das ist aber alles nicht neu, so, wie der Begriff
Weltmusik viel älter ist als allgemein angenommen, und, so lief die Vermarktung
von anderer Musik immer schon. Die Vielzahl an Beispielen, an denen das
gezeigt wird, macht das Buch zu einer faszinierenden Lektüre.
Gabriele Haefs
Bezug: www.iupress.indiana.edu
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HENDRIK BOESCHOTEN [Hrsg.] / REINHARD WIESEND [Hrsg.]
Musik im Orient
zwischen Maqâm und Epengesang ; Ringvorlesung Mainz 2006
hrsg. v. Henrik Boeschoten u. Reinhard Wiesend
Mainz : Aare Musik VerlagsGmbH, 2012
324 S. : mit Farb- u. s/w-Fotos u. Abb. + CD. – (Schriften zur Musikwissenschaft ; 19)
ISBN 978-3-924522-38-4
Das Thema Musik im Orient bewegt sich zwischen verschiedenen Fachdisziplinen,
wie etwa der Musikethnologie, Orientalistik, Turkologie und
Religionswissenschaft im engeren, aber auch Soziologie, Politik und Geschichte
im erweiterten Sinne. Die vorliegende Veröffentlichung ist ein Sammelband mit
Vorträgen, die im Rahmen einer interdisziplinären Ringvorlesung gehalten wurden
– und so verschieden die Ansätze sind – ein Buch von Spezialisten
für Spezialisten. Die Lektüre setzt fundiertes Fachwissen voraus. Die einzelnen
Beiträge bieten eine Annäherung an die Vielzahl von Aspekten der von unserer
abendländischen Kultur so verschiedenen Musizierpraxis und der Dynamik
historischer und sozialer Kontexte. Dem Leser wird der zentrale Begriff
maqâm aus der traditionellen Kunstmusik vorgestellt, Entwicklungsmomente der
osmanischen Kunstmusik im 18. und 19. Jahrhundert, typische Musikformen für
Frauen im Zusammenhang mit Arbeitsprozessen im Hohen Atlas in Marokko und bei
Mystikerinnen in Turkmenistan. Die Beziehung zwischen Musik und Tanz wird bei
letzteren außerdem untersucht, ebenso wie die Beziehung zwischen Text und
Vortrag – die Aufführungspraxis von Epensängern in Zentralasien. Als eines
der wichtigsten Instrumente der traditionellen Musik im Orient gilt die Laute.
Sie wird in den Gestaltungsformen, die sie in den verschiedenen Regionen
annehmen kann, vorgestellt. Notenbeispiele und einige Fotos veranschaulichen
einzelne Untersuchungsbereiche, gestatten aber auch Einblick in die Arbeitsweise
der Wissenschaftler. Dem Druckwerk ist eine CD mit Tonbeispielen zu den
einzelnen Beiträgen beigefügt, die das Gesagte auditiv unterstreichen und
dokumentieren. Das Ganze ist ein Kompendium, das in einem geographischen Bogen
über die gesamte islamische Welt, von Marokko bis China gespannt, dazu angetan
ist, mit hohem wissenschaftlichen Anspruch zwischen den Kulturen zu vermitteln.
Cathrin Alisch
Bezug: www.aare-musikverlag.de
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SYLVIA BOTHEROYD / PAUL F. BOTHEROYD
Das Irland der Heiligen und Druiden
Unterwegs in keltischen Ländern
Überarb. Neuaufl. d. Buches: Irland
Berlin [u.a.] : Europ. Universitätsverl., 2012
247 S. : mit s/w-Abb. – (Keltisches Europa ; 2)
ISBN 978-3-86515-019-6
Die Literaturliste im Buch weist keinen einzigen Titel in irischer Sprache auf,
Probleme, über die die Gelehrten uneins sind, werden folglich ausgeklammert.
Z.B. die Frage, ob es in Irland je Druiden gegeben hat, denn das Irische hatte
bis in die Neuzeit dieses Wort gar nicht, es wurde im Zuge der Ossianromantik
aus dem Englischen übernommen. Das alles ist vielleicht nicht so wichtig, denn
im Buch kommen kaum Druiden vor. Es geht um Heilige, und wer auf den Spuren der
Heiligen durch Irland wandern will, wird hier gut versorgt. Eine Menge von
Legenden und Anekdoten wird erzählt, wir lesen, wo die Heiligen gelebt und
welche Spuren sie hinterlassen haben, und, wichtig, wie man hingelangt, auch
wenn die Orte oft nicht einmal ausgeschildert sind. Und dass auch in Irland der
Straßenbau Vorrang hat, auch wenn ein heiliger Ort durchtrennt wird, zeigt sich
hier an mehreren Beispielen. Mehr Gälisches wäre aber sinnvoll gewesen, immer
wieder gibt es Begriffe und Ortsnamen, die nicht übersetzt werden und doch
voller Bedeutung stecken (wie Glún Brighe, die Knie der Brigid). Dennoch, ein
Buch, das bei keiner Irlandreise fehlen sollte, und wenn auch Musik nur selten
erwähnt wird, so haben wir doch dauernd die Melodien im Ohr, die mit den hier
vorgestellten Orten verbunden sind (z.B. Inchiquin).
Gabriele Haefs
Bezug : blaetterwald.net
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FOLKER auf Papier
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