Besondere CDs
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DIE BESONDERE – EUROPA
BELLEVUE RENDEZVOUS
Salamander
(Journeyman Records JYM002, www.bvrz.co.uk
)
10 Tracks, 55:45, mit kurzen Infos
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Schon Tangents, das erste Album der schottischen Band, nahm den
Rezensenten mit spürbarer Liebe am Ton, subtilen, gekonnten und stimmigen
Arrangements gefangen. Virtuosität, Dynamik und hörbares Herzblut bestimmen das
Klangbild auch der vorliegenden Produktion, und das, dargereicht als feine
audiophile Produktion, sorgt für Gänsehaut und ein tief berührendes
Klangerlebnis. Cameron Robsons treibender Groove auf der Cittern unterstützt die
virtuose, nuancierte Fiddle von Gavin Marwick, Ruth Morris zauberhafte
Nyckelharpa rundet den Stringsound nach unten ab. Wunderbare, präzise gespielte
mehrstimmige Linien sorgen für Luft und Entfaltungsmöglichkeiten der einzelnen
Instrumente und werden so dem Trioformat in idealer Weise gerecht. Von den
musikalischen Regionen, die bereist werden, stehen Skandinavien und Frankreich
ganz oben, aber es finden sich auch Ausflüge in die schottische Heimat, auf die
Shetlandinseln, sogar eine Klezmerweise hat sich ins Programm verirrt. Diese
Vielfalt könnte fast irritierend sein, versuchte man sich in bloßer Nachahmung
der Stilistiken dieser einzelnen Länder und Genres. Das vermeidet die Band aber
ausgesprochen geschickt, und so klingen etwa die schwedische Polska und der
bretonische Hanter Dro gleichzeitig stilecht und trotzdem genau nach Bellevue
Rendezvous. Für Freunde von Bal Folk, skandinavischer und nordeuropäischer Musik
oder einfach schönster instrumentaler Folkmusik auch über diese Genres hinaus
sei dieses Album ganz, ganz wärmstens empfohlen. Salamander rockt!
Johannes Schiefner
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DIE BESONDERE – EUROPA
ELISEO PARRA
Contradición
(Karonte KAR 725/Galileo MC, www.myspace.com/eliseoparra
)
13 Tracks, 57:14, mit Texten und Infos
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Eine Großmutter in kastilischer Tracht spielt elektrische Gitarre. Ist das nun
ein Widerspruch, eine Contradición, oder ist die Dame eine Bewahrerin
der Tradition – con tradición? Jedenfalls scheint sie auf dem Albumcover
ein wenig skeptisch auf ihr Instrument zu schauen. Ungleich selbstverständlicher
verbindet der aus der Provinz Valladolid stammende Eliseo Parra die Tradition
mit der Moderne. Doch trotzdem: Contradición ist mehr Tradition als
Widerspruch. In den Sechzigerjahren verdiente sich Parra als Schlagzeuger und
Sänger in Rockbands seine Sporen, danach wechselte er zum Jazz, um später mit
María del Mar Bonet und der Gruppe Al Tall aus Valencia zusammenzuarbeiten.
Mitte der Neunzigerjahre zog er nach Madrid und widmete sich der traditionellen
Musik Zentralspaniens. Frucht dieser Rückkehr war das 1997 erschienene Album
Tribus Hispanas – ein archaisches, fast magisches Werk mit
fernöstlichen Anklängen, auf dem er eine Vielzahl alter Saiten- und
Percussioninstrumente spielte. Mit Contradición macht Eliseo Parra nun
das, was die Volksmusik seiner Heimat schon immer tat: Er spielt zum Tanz auf
– und wie! Mit einer kompakten Band verbindet er Tradition mit Jazz, etwas
Rock und karibischen Anklängen. Contradición ist ein fröhliches Album mit
herausragenden Musikern, die alle eine Vielzahl meist akustischer Instrumente
beherrschen. Die Elektrogitarre des Covers ist jedoch keine reine Dekoration:
Auf La Juliana etwa zeigt die Band eindrücklich, wie man eine Stromgitarre zum
Jaulen bringt. Jedes der Stücke erhält dank unterschiedlicher Instrumentierung
seine eigene Prägung. Überraschende Einschübe sorgen für Abwechslung. Die
ausschließlich traditionellen Lieder stammen vorwiegend aus der zentralen
Hochebene Spaniens und aus Asturien, je eines von den Kanaren und Mallorca. Im
Anhang erwähnt Eliseo Parra die Quellen der Musik. Contradición, eine
der wenigen Aufnahmen aus Zentralspanien, die uns überhaupt erreichen, ist
Feldforschung, die Spaß macht.
Martin Steiner
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DIE BESONDERE – NORDAMERIKA
DIVERSE
Listen, Whitey! The Sounds of Black Power 1967-1974
(Light in the Attic LITA081/Cargo Records, www.lightintheattic.net
)
16 Tracks, 76:18, mit ausführlichen Infos
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Der Begriff Sounds im Titel wurde mit Bedacht gewählt, die Zusammenstellung
versammelt sehr verschiedene Tondokumente, die einen Rückblick auf eine Ära
eröffnen, in der Revolution ein Pop-Phänomen war. Es geht um die
Black-Power-Bewegung in den USA Ende der Sechziger-, Anfang der Siebzigerjahre:
viel Musik, aber auch Reden (Stokely Carmichael, Elridge Cleaver), Spoken Poetry
(Last Poets, Watts Prophets) und Stand-up-Comedy (Dick Gregory).
Zusammengestellt wurde das Ganze von Pat Thomas, selbst ein Whitey und
Poparchivar, der manchem auch als Singer/Songwriter und Plattenlabelchef ein
Begriff sein dürfte: Auf Heyday Records veröffentlichte er vor zweieinhalb
Jahrzehnten unter anderem die New-Folk-Debüts von Barbara Manning und Sonya
Hunter. Listen, Whitey! wurde nicht auf die Schnelle zusammengezimmert,
Thomas hat sich jahrelang mit dem Thema beschäftigt und zahlreiche Protagonisten
der Bewegung besucht. Herausgekommen ist dabei auch ein zeitgleich erscheinender
opulenter Bildband – bei Fantagraphics, deutschsprachige Ausgabe nicht in
Sicht. Musikalisch bietet der Sampler wie zu erwarten radikale Soul- und
Funktracks, darunter Bekanntes von Gil Scott-Heron, aber auch fast Vergessenes
wie einen Song von Gene McDaniels, der sarkastisch den von Richard Nixon
geprägten Begriff Schweigende Mehrheit auseinandernimmt: Silent majority /
gathering around the hanging tree
stuffing their faces with pastry
not so
silent far as I can see. Daneben gibt es auch mehr (Amiri Baraka) und weniger
(Shahid Quintet) experimentellen Jazz und Popsongs, die sich thematisch mit
Black Power befassen: Angela von John Lennon und George Jackson, Bob Dylans
Protestsong, in dem er den gewaltsamen Tod des Black-Panther-Aktivisten
betrauert. Dylans Management soll der CD-Erstveröffentlichung in diesem Rahmen
blitzschnell zugestimmt haben. Das Konzept von Listen, Whitey erinnert
vielleicht ein wenig an Schulfunk. Aber der war manchmal auch besser als alles
drum herum.
Gunnar Geller
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FOLKER auf Papier
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