FOLKER – Kavpersaz
FOLKER
präsentiert:
Creole 2011 (2)

 5 Minuten mit...

Kavpersaz

Neue anatolische Musik

KAVPERSAZ BEI DER CREOLE-PREISVERLEIHUNG 2011; Foto: Daniela Incoronato

Menschen aus der Türkei sind nicht alle Türken im ethnischen Sinn, sondern viele sind Kurden, Zaza, Armenier, Griechen, Assyrer oder noch anderes. Und so mancher kennt seine ethnische Herkunft gar nicht genau, wie Umut Yilmaz von der Band Kavpersaz, die 2010 den NRW-Landeswettbewerb der Creole gewann und im vergangenen Mai einer von drei Preisträgern beim bundesweiten Entscheid dieses Preises für globale Musik aus Deutschland wurde.

TEXT: MICHAEL A. SCHMIEDEL

„Texte verursachen nur Unruhe.“

KAVPERSAZ UNTERWEGS:
10.12.11 90-Nürnberg: Villa Leon

go! www.kavpersaz.com

Heute mit Frau und Kind in Köln zu Hause, kam Yilmaz erst mit neun Jahren nach Deutschland, nach dem Tod seiner Mutter vom hier arbeitenden Vater zu sich geholt. Vorher lebte er in Ankara, rein türkischsprachig, obwohl die Muttersprachen seiner Eltern Zazaki und Kurmancî waren, zwei in der Türkei lange verbotene Sprachen. Die Entdeckung vieler armenischer Gräber im ostanatolischen Heimatdorf seiner Eltern und die Gefühle, die armenische Musik in ihm auslöst, nähren seinen Verdacht, auch armenische Wurzeln zu haben. Doch mit neun Jahren in Deutschland gab ihm jemand anderes Wurzeln: Ludwig van Beethoven. In der Schule hatte er die 9. Sinfonie gehört, die er dann in seinen einsamen Stunden voller Heimweh immer wieder vor sich hin sang, ohne Text und in der Rhythmik oft anatolisch variierend. Musik wurde ihm, der offiziell Alevit ist, zur spirituellen Kraftquelle. Er bekennt: „Musik ist für mich alles, was man brauchen kann, um Energie zu bekommen. Deshalb sage ich immer: Musik ist meine Religion.“

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Update vom
09.02.2023
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