Neue Mundartlieder
von Süd nach Nord
Obacht! Musik aus Bayern 2
(Bayla Records BAY007/Galileo MC, www.galileo-mc.de
, 31 Tracks, 72:02)
, die zweite Folge der Zusammenstellung traditioneller bayerischer und
alpenländischer Musik zeigt einmal mehr, wie vielfältig diese Szene ist. Sie
zeigt sich überraschend originell, die Instrumentierung reicht von Harfe über
Okarina und Hackbrett bis zu Dudelsack und Scherrzither. Auch an alpenländischer
Mundart gibt es viel zu entdecken, lustige Couplets und Gstanzln, aber auch
ernste Lieder. Der Preisträger des Giesinger Kulturpreises 2010,
MARTIN RASTINGER
spielte sein neues Album
Live im Fraunhofer
in München ein
(Focus 307.0069.2/Mundart/BSC Music/Rough Trade Distribution, www.rastinger.de
,
17 Tracks, 52:34)
. Seine bayerischen Mundartlieder von den Unbillen des Alltags bis zum
Liebeslied sind pointiert getextet und musikalisch eher im Rock und Blues
beheimatet. Nur Stimme und Gitarre – das mag live funktionieren, auf
Platte eher nicht. Dass es anspruchsvolle Dialektlieder in Köln schwer haben,
mag ein Grund gewesen sein, warum
HANJO BUTSCHEIDTS
Band Huusmeister sich nach vielversprechenden Alben aus wirtschaftlichen
Gründen aufgelöst hat. Butscheidt lässt sich davon nicht beeindrucken und
spielte sein neues Album
Patina
(Neuland Musik 20101, www.hanjo-butscheidt.de
, 12 Tracks, 49:04)
weitgehend solo ein – Gitarre, Gesang, Ende. Das reicht aber bei aller
Sympathie für die Lieder nicht, um den Hörer bis zum Ende bei der Stange zu
halten. Dass man ein Album aber durchaus im Alleingang einspielen kann, zeigt
den beiden Vorgenannten der Friese
HERBERT BARTMANN
mit seinem neuen Werk
Ruusmusik
(Ruusmusik RM 101120-CD, www.herbert-bartmann.de
, 10 Tracks, 46:49)
. Mit Gitarre, Scottish Smallpipes, Whistles, Bluesharp, Samples und mehr
zelebriert der Multiinstrumentalist friesische Lieder und Rezitationen mit einer
zwar gewöhnungsbedürftigen Stimme, die jedoch immer zu der innovativen
musikalischen Mischung aus Tradition und Moderne und den teils düsteren Texten
passt.
IKO ANDRAE
trägt einen großen Namen und macht sich nunmehr daran, das Werk seines Vaters
Oswald Andrae zu vertonen. Das gelingt ihm auf
Stiekelstrüük
(Artychoke AP-0710-CD, www.iko-andrae.de
, 19 Tracks, 55:07)
ziemlich gut. Teils live eingespielte, ziemlich rockige Arrangements mit
Gitarren, Schlagzeug, Percussion und Kontrabass lassen die Lyrik seines Vaters
überraschend modern klingen. Die Stimme klingt gelegentlich etwas nölig, aber
nicht unangenehm. Musikalisch in eine ähnliche Richtung geht das zehnte Album
des ostfriesischen Liedermachers
JAN CORNELIUS
mit dem Titel
Barnsteen
(Artychoke AP 0810-CD, www.jan-cornelius.de
, 14 Tracks, 53:33)
, wenn auch deutlich mehr Singer/Songwriter-lastig, mit rockigen und
gelegentlich leicht angejazzten Gitarrenriffs zu kompetent gespielter
Pickinggitarre. Anleihen bei Barblues und Chanson in überraschenden
Arrangements, denen insbesondere das Cello Glanzlichter aufsetzt, unterstützen
Cornelius angenehme Stimme. Für Freunde des anspruchsvollen plattdeutschen
Liedes unbedingt eine Empfehlung.
Ulrich Joosten
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